Jtzt fieng ich an einzusehen, daß sich die ein- zelnen Buchstaben zwar erfinden, aber auf die Art, wie ich es angriff, nimmermehr in Sylben zusam- menbinden ließen, und daß ich schlechterdings der Natur folgen müßte, die nur eine Stimmritze, und nur einen Mund hat, zu dem alle Laute herausgehen, und eben nur darum sich miteinander verbinden. Eine Arbeit von beynahe zwey Jahren mußte also schlechterdings verworfen, und alles von Vorne angefangen werden, doch reuten mich weder Mühe noch Kosten, denn ich dünkte mich dafür durch die sechs Buchstaben, die ich mir durch sie erworben hatte, und die mir in der Folge auf meiner neubetretenen dunkeln Bahn viel Licht ga- ben, reichlich belohnt zu seyn. Es blieb aber da- bey nicht; auch nach der Hand wurde gar vieles mühsam gemacht, und wieder verworfen, mit dem ich aber den Leser ferners nicht aufhalten, sondern nur das anzeigen werde, was gut ausfiel, und itzt noch zu dem Ganzen meiner Maschine gehört. Wenn ich alles Mißlungene so ausführlich, wie das Obige, hätte beschreiben wollen, so hätte ich dieses Werk leicht um einen Band vermehren kön-
nen,
C c 4
Von der Sprachmaſchine.
Jtzt fieng ich an einzuſehen, daß ſich die ein- zelnen Buchſtaben zwar erfinden, aber auf die Art, wie ich es angriff, nimmermehr in Sylben zuſam- menbinden ließen, und daß ich ſchlechterdings der Natur folgen muͤßte, die nur eine Stimmritze, und nur einen Mund hat, zu dem alle Laute herausgehen, und eben nur darum ſich miteinander verbinden. Eine Arbeit von beynahe zwey Jahren mußte alſo ſchlechterdings verworfen, und alles von Vorne angefangen werden, doch reuten mich weder Muͤhe noch Koſten, denn ich duͤnkte mich dafuͤr durch die ſechs Buchſtaben, die ich mir durch ſie erworben hatte, und die mir in der Folge auf meiner neubetretenen dunkeln Bahn viel Licht ga- ben, reichlich belohnt zu ſeyn. Es blieb aber da- bey nicht; auch nach der Hand wurde gar vieles muͤhſam gemacht, und wieder verworfen, mit dem ich aber den Leſer ferners nicht aufhalten, ſondern nur das anzeigen werde, was gut ausfiel, und itzt noch zu dem Ganzen meiner Maſchine gehoͤrt. Wenn ich alles Mißlungene ſo ausfuͤhrlich, wie das Obige, haͤtte beſchreiben wollen, ſo haͤtte ich dieſes Werk leicht um einen Band vermehren koͤn-
nen,
C c 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0471"n="407"/><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Sprachmaſchine</hi>.</fw><lb/><p>Jtzt fieng ich an einzuſehen, daß ſich die ein-<lb/>
zelnen Buchſtaben zwar erfinden, aber auf die Art,<lb/>
wie ich es angriff, nimmermehr in Sylben zuſam-<lb/>
menbinden ließen, und daß ich ſchlechterdings der<lb/>
Natur folgen muͤßte, die nur <hirendition="#b">eine</hi> Stimmritze,<lb/>
und nur <hirendition="#b">einen</hi> Mund hat, zu dem alle Laute<lb/>
herausgehen, und eben nur darum ſich miteinander<lb/>
verbinden. Eine Arbeit von beynahe zwey Jahren<lb/>
mußte alſo ſchlechterdings verworfen, und alles<lb/>
von Vorne angefangen werden, doch reuten mich<lb/>
weder Muͤhe noch Koſten, denn ich duͤnkte mich<lb/>
dafuͤr durch die ſechs Buchſtaben, die ich mir durch<lb/>ſie erworben hatte, und die mir in der Folge auf<lb/>
meiner neubetretenen dunkeln Bahn viel Licht ga-<lb/>
ben, reichlich belohnt zu ſeyn. Es blieb aber da-<lb/>
bey nicht; auch nach der Hand wurde gar vieles<lb/>
muͤhſam gemacht, und wieder verworfen, mit dem<lb/>
ich aber den Leſer ferners nicht aufhalten, ſondern<lb/>
nur das anzeigen werde, was gut ausfiel, und<lb/>
itzt noch zu dem Ganzen meiner Maſchine gehoͤrt.<lb/>
Wenn ich alles Mißlungene ſo ausfuͤhrlich, wie<lb/>
das Obige, haͤtte beſchreiben wollen, ſo haͤtte ich<lb/>
dieſes Werk leicht um einen Band vermehren koͤn-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[407/0471]
Von der Sprachmaſchine.
Jtzt fieng ich an einzuſehen, daß ſich die ein-
zelnen Buchſtaben zwar erfinden, aber auf die Art,
wie ich es angriff, nimmermehr in Sylben zuſam-
menbinden ließen, und daß ich ſchlechterdings der
Natur folgen muͤßte, die nur eine Stimmritze,
und nur einen Mund hat, zu dem alle Laute
herausgehen, und eben nur darum ſich miteinander
verbinden. Eine Arbeit von beynahe zwey Jahren
mußte alſo ſchlechterdings verworfen, und alles
von Vorne angefangen werden, doch reuten mich
weder Muͤhe noch Koſten, denn ich duͤnkte mich
dafuͤr durch die ſechs Buchſtaben, die ich mir durch
ſie erworben hatte, und die mir in der Folge auf
meiner neubetretenen dunkeln Bahn viel Licht ga-
ben, reichlich belohnt zu ſeyn. Es blieb aber da-
bey nicht; auch nach der Hand wurde gar vieles
muͤhſam gemacht, und wieder verworfen, mit dem
ich aber den Leſer ferners nicht aufhalten, ſondern
nur das anzeigen werde, was gut ausfiel, und
itzt noch zu dem Ganzen meiner Maſchine gehoͤrt.
Wenn ich alles Mißlungene ſo ausfuͤhrlich, wie
das Obige, haͤtte beſchreiben wollen, ſo haͤtte ich
dieſes Werk leicht um einen Band vermehren koͤn-
nen,
C c 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/471>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.