gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat nicht immer so kaltes Geblüt, um Wochen und Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn, allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge- schenke und gute Worte bringen konnte, war, daß er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr- pfeifchen, das in die Röhre, worauf man spielt, hin- eingestecket wird, und das er eben noch im Vor- rath hatte, überließ.
Mit dieser Eroberung eilte ich nun in die Stadt zurück, und fieng noch denselben Abend meine Ver- suche damit an. Jch nahm aus der Küche einen ge- meinen ledernen Blasebalg, steckte das Pfeifchen in dessen eisene Röhre, und machte es durch das Zu- sammendrücken des Blasebalges schreien, drauf steckte ich das eisene Rohr samt dem Pfeifchen in eine Querflöte, von der ich zuvor den Stöpsel abgenom- men hatte. Da aber das eisene Rohr nicht den ganzen Raum der Flöthe anfüllte, so umwickelte ich es mit Tüchern, und verband es wohl gar mit ei- ner nassen Ochsenblase, damit ja keine Luft auf die Seite gehen konnte.
Nun
Von der Sprachmaſchine.
gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat nicht immer ſo kaltes Gebluͤt, um Wochen und Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn, allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge- ſchenke und gute Worte bringen konnte, war, daß er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr- pfeifchen, das in die Roͤhre, worauf man ſpielt, hin- eingeſtecket wird, und das er eben noch im Vor- rath hatte, uͤberließ.
Mit dieſer Eroberung eilte ich nun in die Stadt zuruͤck, und fieng noch denſelben Abend meine Ver- ſuche damit an. Jch nahm aus der Kuͤche einen ge- meinen ledernen Blaſebalg, ſteckte das Pfeifchen in deſſen eiſene Roͤhre, und machte es durch das Zu- ſammendruͤcken des Blaſebalges ſchreien, drauf ſteckte ich das eiſene Rohr ſamt dem Pfeifchen in eine Querfloͤte, von der ich zuvor den Stoͤpſel abgenom- men hatte. Da aber das eiſene Rohr nicht den ganzen Raum der Floͤthe anfuͤllte, ſo umwickelte ich es mit Tuͤchern, und verband es wohl gar mit ei- ner naſſen Ochſenblaſe, damit ja keine Luft auf die Seite gehen konnte.
Nun
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0455"n="393"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Sprachmaſchine</hi>.</fw><lb/>
gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat<lb/>
nicht immer ſo kaltes Gebluͤt, um Wochen und<lb/>
Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn,<lb/>
allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge-<lb/>ſchenke und gute Worte bringen konnte, war, daß<lb/>
er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr-<lb/>
pfeifchen, das in die Roͤhre, worauf man ſpielt, hin-<lb/>
eingeſtecket wird, und das er eben noch im Vor-<lb/>
rath hatte, uͤberließ.</p><lb/><p>Mit dieſer Eroberung eilte ich nun in die Stadt<lb/>
zuruͤck, und fieng noch denſelben Abend meine Ver-<lb/>ſuche damit an. Jch nahm aus der Kuͤche einen ge-<lb/>
meinen ledernen Blaſebalg, ſteckte das Pfeifchen in<lb/>
deſſen eiſene Roͤhre, und machte es durch das Zu-<lb/>ſammendruͤcken des Blaſebalges ſchreien, drauf ſteckte<lb/>
ich das eiſene Rohr ſamt dem Pfeifchen in eine<lb/>
Querfloͤte, von der ich zuvor den Stoͤpſel abgenom-<lb/>
men hatte. Da aber das eiſene Rohr nicht den<lb/>
ganzen Raum der Floͤthe anfuͤllte, ſo umwickelte ich<lb/>
es mit Tuͤchern, und verband es wohl gar mit ei-<lb/>
ner naſſen Ochſenblaſe, damit ja keine Luft auf die<lb/>
Seite gehen konnte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Nun</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[393/0455]
Von der Sprachmaſchine.
gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat
nicht immer ſo kaltes Gebluͤt, um Wochen und
Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn,
allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge-
ſchenke und gute Worte bringen konnte, war, daß
er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr-
pfeifchen, das in die Roͤhre, worauf man ſpielt, hin-
eingeſtecket wird, und das er eben noch im Vor-
rath hatte, uͤberließ.
Mit dieſer Eroberung eilte ich nun in die Stadt
zuruͤck, und fieng noch denſelben Abend meine Ver-
ſuche damit an. Jch nahm aus der Kuͤche einen ge-
meinen ledernen Blaſebalg, ſteckte das Pfeifchen in
deſſen eiſene Roͤhre, und machte es durch das Zu-
ſammendruͤcken des Blaſebalges ſchreien, drauf ſteckte
ich das eiſene Rohr ſamt dem Pfeifchen in eine
Querfloͤte, von der ich zuvor den Stoͤpſel abgenom-
men hatte. Da aber das eiſene Rohr nicht den
ganzen Raum der Floͤthe anfuͤllte, ſo umwickelte ich
es mit Tuͤchern, und verband es wohl gar mit ei-
ner naſſen Ochſenblaſe, damit ja keine Luft auf die
Seite gehen konnte.
Nun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/455>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.