aussprechen, weil die Lage des R eben so, wie oben das Sch der Lage des L ganz nahe kömmt. Daß aber Sch und R in ihrer Lage gar nicht weit unterschieden sind, kann man sich durch eine Probe überzeugen, wenn man Hirsch ausspricht und beo- achtet, wie wenig sich die Zunge vom R bis zum Sch verändert. Sie hört nur auf zu zittern, und das Sch ist schon da.
Es gibt Fälle, wo jedermann, der auch noch so gut spricht, sich in Acht nehmen muß, wenn er das überflüßige D vermeiden will. Wenn nämlich zu Ende eines Wortes das L nach einem N kömmt, so entfährt fast jedermann ein D dazwischen, wie endl. Daher die österreichischen DiminutivaPfandl von Pfanne, Kandl von Kanne, Hendl von Henne, Mariandel von Marianne. Um ein Diminutivum zu machen, setzt man sonst nur ein L zu Ende des Substantivs hinzu, oder man verwandelt das Schluß-e in ein L. So wird aus Hirsch, Hirschl, aus Bach Bachl, aus Kappe Kappl, aus Haube Häubel oder Häubl u. s. f. Daher sollte aus Pfanne und Kanne
nur
IV. Abtheilung.
ausſprechen, weil die Lage des R eben ſo, wie oben das Sch der Lage des L ganz nahe koͤmmt. Daß aber Sch und R in ihrer Lage gar nicht weit unterſchieden ſind, kann man ſich durch eine Probe uͤberzeugen, wenn man Hirſch ausſpricht und beo- achtet, wie wenig ſich die Zunge vom R bis zum Sch veraͤndert. Sie hoͤrt nur auf zu zittern, und das Sch iſt ſchon da.
Es gibt Faͤlle, wo jedermann, der auch noch ſo gut ſpricht, ſich in Acht nehmen muß, wenn er das uͤberfluͤßige D vermeiden will. Wenn naͤmlich zu Ende eines Wortes das L nach einem N koͤmmt, ſo entfaͤhrt faſt jedermann ein D dazwiſchen, wie endl. Daher die oͤſterreichiſchen DiminutivaPfandl von Pfanne, Kandl von Kanne, Hendl von Henne, Mariandel von Marianne. Um ein Diminutivum zu machen, ſetzt man ſonſt nur ein L zu Ende des Subſtantivs hinzu, oder man verwandelt das Schluß-e in ein L. So wird aus Hirſch, Hirſchl, aus Bach Bachl, aus Kappe Kappl, aus Haube Haͤubel oder Haͤubl u. ſ. f. Daher ſollte aus Pfanne und Kanne
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IV. Abtheilung.
ausſprechen, weil die Lage des R eben ſo, wie
oben das Sch der Lage des L ganz nahe koͤmmt.
Daß aber Sch und R in ihrer Lage gar nicht weit
unterſchieden ſind, kann man ſich durch eine Probe
uͤberzeugen, wenn man Hirſch ausſpricht und beo-
achtet, wie wenig ſich die Zunge vom R bis zum
Sch veraͤndert. Sie hoͤrt nur auf zu zittern, und
das Sch iſt ſchon da.
Es gibt Faͤlle, wo jedermann, der auch noch ſo
gut ſpricht, ſich in Acht nehmen muß, wenn er das
uͤberfluͤßige D vermeiden will. Wenn naͤmlich zu
Ende eines Wortes das L nach einem N koͤmmt,
ſo entfaͤhrt faſt jedermann ein D dazwiſchen, wie
endl. Daher die oͤſterreichiſchen Diminutiva Pfandl
von Pfanne, Kandl von Kanne, Hendl von
Henne, Mariandel von Marianne. Um ein
Diminutivum zu machen, ſetzt man ſonſt nur
ein L zu Ende des Subſtantivs hinzu, oder man
verwandelt das Schluß-e in ein L. So wird aus
Hirſch, Hirſchl, aus Bach Bachl, aus
Kappe Kappl, aus Haube Haͤubel oder Haͤubl
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/360>, abgerufen am 23.11.2024.
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