Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abtheilung.
wird, ein Geräusch verursachet. Nun ist bey dem
Selbstlauter I der Zungenkanal am engsten zusam-
mengeschlossen; wenn also durch diesen engen Raum
die Luft mit einigem Nachdruck durchgedrückt wird,
so entsteht das Geräusch, daß das Ch ausmacht.
Wenn man z. B. ich sagt, so läßt man, wenn das
i aufhören soll, nur die Stimme schweigen, und
stoßt in die nähmliche Lage stimmlosen Wind, so
wird man ein vollkommenes ich haben.

Die Natur geht hier wieder den kürzesten Weg
zu ihrem Zwecke. Es ist aus §. 58. bekannt, daß
man die Stimme auf mancherley Art zum schwei-
gen bringen kann. Hier geschieht es dadurch, daß
sich die Stimmritze nach dem i zu weit öffnet, wel-
ches bey dem anhaltenden Druck der Lunge gerade
das wirkt, was zu dem Ch nöthig ist, nämlich ein
gewaltiger stimmloser Strohm von Luft. Die en-
ge Oeffnung, die diese Luft im Durchgehen
aufhalten soll, ist durch die Lage des i gleich-
falls schon ganz fertig, folglich entsteht das Ch von
sich selbst, und die Natur hat dabey nichts anderes
gethan, als die Stimmritze erweitert. Jtzt wollen
wir ein e anstatt des i setzen, und Pech sagen, so

werden

IV. Abtheilung.
wird, ein Geraͤuſch verurſachet. Nun iſt bey dem
Selbſtlauter I der Zungenkanal am engſten zuſam-
mengeſchloſſen; wenn alſo durch dieſen engen Raum
die Luft mit einigem Nachdruck durchgedruͤckt wird,
ſo entſteht das Geraͤuſch, daß das Ch ausmacht.
Wenn man z. B. ich ſagt, ſo laͤßt man, wenn das
i aufhoͤren ſoll, nur die Stimme ſchweigen, und
ſtoßt in die naͤhmliche Lage ſtimmloſen Wind, ſo
wird man ein vollkommenes ich haben.

Die Natur geht hier wieder den kuͤrzeſten Weg
zu ihrem Zwecke. Es iſt aus §. 58. bekannt, daß
man die Stimme auf mancherley Art zum ſchwei-
gen bringen kann. Hier geſchieht es dadurch, daß
ſich die Stimmritze nach dem i zu weit oͤffnet, wel-
ches bey dem anhaltenden Druck der Lunge gerade
das wirkt, was zu dem Ch noͤthig iſt, naͤmlich ein
gewaltiger ſtimmloſer Strohm von Luft. Die en-
ge Oeffnung, die dieſe Luft im Durchgehen
aufhalten ſoll, iſt durch die Lage des i gleich-
falls ſchon ganz fertig, folglich entſteht das Ch von
ſich ſelbſt, und die Natur hat dabey nichts anderes
gethan, als die Stimmritze erweitert. Jtzt wollen
wir ein e anſtatt des i ſetzen, und Pech ſagen, ſo

werden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0338" n="280"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
wird, ein Gera&#x0364;u&#x017F;ch verur&#x017F;achet. Nun i&#x017F;t bey dem<lb/>
Selb&#x017F;tlauter <hi rendition="#aq">I</hi> der Zungenkanal am eng&#x017F;ten zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; wenn al&#x017F;o durch die&#x017F;en engen Raum<lb/>
die Luft mit einigem Nachdruck durchgedru&#x0364;ckt wird,<lb/>
&#x017F;o ent&#x017F;teht das Gera&#x0364;u&#x017F;ch, daß das <hi rendition="#aq">Ch</hi> ausmacht.<lb/>
Wenn man z. B. <hi rendition="#b">ich</hi> &#x017F;agt, &#x017F;o la&#x0364;ßt man, wenn das<lb/><hi rendition="#aq">i</hi> aufho&#x0364;ren &#x017F;oll, nur die Stimme &#x017F;chweigen, und<lb/>
&#x017F;toßt in die na&#x0364;hmliche Lage &#x017F;timmlo&#x017F;en Wind, &#x017F;o<lb/>
wird man ein vollkommenes <hi rendition="#b">ich</hi> haben.</p><lb/>
              <p>Die Natur geht hier wieder den ku&#x0364;rze&#x017F;ten Weg<lb/>
zu ihrem Zwecke. Es i&#x017F;t aus §. 58. bekannt, daß<lb/>
man die Stimme auf mancherley Art zum &#x017F;chwei-<lb/>
gen bringen kann. Hier ge&#x017F;chieht es dadurch, daß<lb/>
&#x017F;ich die Stimmritze nach dem <hi rendition="#aq">i</hi> zu weit o&#x0364;ffnet, wel-<lb/>
ches bey dem anhaltenden Druck der Lunge gerade<lb/>
das wirkt, was zu dem <hi rendition="#aq">Ch</hi> no&#x0364;thig i&#x017F;t, na&#x0364;mlich ein<lb/>
gewaltiger &#x017F;timmlo&#x017F;er Strohm von Luft. Die en-<lb/>
ge Oeffnung, die die&#x017F;e Luft im Durchgehen<lb/>
aufhalten &#x017F;oll, i&#x017F;t durch die Lage des <hi rendition="#aq">i</hi> gleich-<lb/>
falls &#x017F;chon ganz fertig, folglich ent&#x017F;teht das <hi rendition="#aq">Ch</hi> von<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und die Natur hat dabey nichts anderes<lb/>
gethan, als die Stimmritze erweitert. Jtzt wollen<lb/>
wir ein <hi rendition="#aq">e</hi> an&#x017F;tatt des <hi rendition="#aq">i</hi> &#x017F;etzen, und <hi rendition="#b">Pech</hi> &#x017F;agen, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0338] IV. Abtheilung. wird, ein Geraͤuſch verurſachet. Nun iſt bey dem Selbſtlauter I der Zungenkanal am engſten zuſam- mengeſchloſſen; wenn alſo durch dieſen engen Raum die Luft mit einigem Nachdruck durchgedruͤckt wird, ſo entſteht das Geraͤuſch, daß das Ch ausmacht. Wenn man z. B. ich ſagt, ſo laͤßt man, wenn das i aufhoͤren ſoll, nur die Stimme ſchweigen, und ſtoßt in die naͤhmliche Lage ſtimmloſen Wind, ſo wird man ein vollkommenes ich haben. Die Natur geht hier wieder den kuͤrzeſten Weg zu ihrem Zwecke. Es iſt aus §. 58. bekannt, daß man die Stimme auf mancherley Art zum ſchwei- gen bringen kann. Hier geſchieht es dadurch, daß ſich die Stimmritze nach dem i zu weit oͤffnet, wel- ches bey dem anhaltenden Druck der Lunge gerade das wirkt, was zu dem Ch noͤthig iſt, naͤmlich ein gewaltiger ſtimmloſer Strohm von Luft. Die en- ge Oeffnung, die dieſe Luft im Durchgehen aufhalten ſoll, iſt durch die Lage des i gleich- falls ſchon ganz fertig, folglich entſteht das Ch von ſich ſelbſt, und die Natur hat dabey nichts anderes gethan, als die Stimmritze erweitert. Jtzt wollen wir ein e anſtatt des i ſetzen, und Pech ſagen, ſo werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/338
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/338>, abgerufen am 21.11.2024.