Dieser Buchstab hat eine besondere Eigenschaft, die ihn von allen anderen unterscheidet. Sie be- steht in dem, daß er keine eigene Lage hat, sondern immer desjenigen Selbstlauters seine annimmt, der ihm nachfolget. Wenn nämlich Gaumensegel Zunge und Lippen sich in die Lage irgend eines Selbstlauters gerichtet haben, so läßt sich die Stimme, die diesen Selbstlauter bele- ben soll, nicht sogleich hören, sondern die Lunge stoßt vorher in diese Lage einen Hauch, dann ver- engert sich erst die Stimmritze, und fängt an zu tönen. Sagt man z. B. Himmel, so liegen, eh das H noch anfängt, schon Zunge und Lippen in der Lage des I, bey Huld in der Lage des U, bey Haus in der Lage des A u. s. f. Um hiervon wie- der einen Beweis zu haben, so richte man die Zun- ge und Lippen zu einem A, dann halte man die flache Hand vor den Mund in der Entfernung et- wan eines Zolles, und spreche langsam Ha, so wird man, so lange das H dauert, ein Lüftchen auf
der
S 2
Von den Lauten oder Buchſtaben.
§. 153.
Dieſer Buchſtab hat eine beſondere Eigenſchaft, die ihn von allen anderen unterſcheidet. Sie be- ſteht in dem, daß er keine eigene Lage hat, ſondern immer desjenigen Selbſtlauters ſeine annimmt, der ihm nachfolget. Wenn naͤmlich Gaumenſegel Zunge und Lippen ſich in die Lage irgend eines Selbſtlauters gerichtet haben, ſo laͤßt ſich die Stimme, die dieſen Selbſtlauter bele- ben ſoll, nicht ſogleich hoͤren, ſondern die Lunge ſtoßt vorher in dieſe Lage einen Hauch, dann ver- engert ſich erſt die Stimmritze, und faͤngt an zu toͤnen. Sagt man z. B. Himmel, ſo liegen, eh das H noch anfaͤngt, ſchon Zunge und Lippen in der Lage des I, bey Huld in der Lage des U, bey Haus in der Lage des A u. ſ. f. Um hiervon wie- der einen Beweis zu haben, ſo richte man die Zun- ge und Lippen zu einem A, dann halte man die flache Hand vor den Mund in der Entfernung et- wan eines Zolles, und ſpreche langſam Ha, ſo wird man, ſo lange das H dauert, ein Luͤftchen auf
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Von den Lauten oder Buchſtaben.
§. 153.
Dieſer Buchſtab hat eine beſondere Eigenſchaft,
die ihn von allen anderen unterſcheidet. Sie be-
ſteht in dem, daß er keine eigene Lage hat,
ſondern immer desjenigen Selbſtlauters
ſeine annimmt, der ihm nachfolget. Wenn
naͤmlich Gaumenſegel Zunge und Lippen ſich in die
Lage irgend eines Selbſtlauters gerichtet haben, ſo
laͤßt ſich die Stimme, die dieſen Selbſtlauter bele-
ben ſoll, nicht ſogleich hoͤren, ſondern die Lunge
ſtoßt vorher in dieſe Lage einen Hauch, dann ver-
engert ſich erſt die Stimmritze, und faͤngt an zu
toͤnen. Sagt man z. B. Himmel, ſo liegen, eh
das H noch anfaͤngt, ſchon Zunge und Lippen in
der Lage des I, bey Huld in der Lage des U, bey
Haus in der Lage des A u. ſ. f. Um hiervon wie-
der einen Beweis zu haben, ſo richte man die Zun-
ge und Lippen zu einem A, dann halte man die
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wan eines Zolles, und ſpreche langſam Ha, ſo
wird man, ſo lange das H dauert, ein Luͤftchen auf
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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