Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abtheilung.
in dem fünften Grade, hingegen der Mund am we-
nigsten, das ist, nur im ersten Grade offen.

Alle Nationen haben dieses u in ihren Spra-
chen gleich, nur drücken sie es in der Schrift mit
verschiedenen Zeichen aus. Die Griechen und Fran-
zosen haben in ihrem Alphabethe gar keinen eige-
nen Buchstaben dazu. Die ersten nahmen o und
u zusammen, woraus endlich das ou entstand: die
Franzosen ahmten sie nach, und nahmen das o und
u: die Engelländer, die unser u wie ju ausspre-
chen, drücken es, wenn es wie das unsrige lauten
soll, durch zwey o aus, in Root, Good.

§. 120.

Das davon abstammende altgriechische u, das
deutsche ü, und das französische u wird bloß dadurch
gebildet, daß die Zunge, die bey dem U liegt, sich
bey dem ü aufrichtet, und die Lage des i annimmt,
die Lippen aber bleiben wie bey dem u in dem er-
sten Grade geschlossen. Diejenigen scheinen also

ganz

IV. Abtheilung.
in dem fuͤnften Grade, hingegen der Mund am we-
nigſten, das iſt, nur im erſten Grade offen.

Alle Nationen haben dieſes u in ihren Spra-
chen gleich, nur druͤcken ſie es in der Schrift mit
verſchiedenen Zeichen aus. Die Griechen und Fran-
zoſen haben in ihrem Alphabethe gar keinen eige-
nen Buchſtaben dazu. Die erſten nahmen ο und
υ zuſammen, woraus endlich das ȣ entſtand: die
Franzoſen ahmten ſie nach, und nahmen das ο und
u: die Engellaͤnder, die unſer u wie ju ausſpre-
chen, druͤcken es, wenn es wie das unſrige lauten
ſoll, durch zwey ο aus, in Root, Good.

§. 120.

Das davon abſtammende altgriechiſche υ, das
deutſche uͤ, und das franzoͤſiſche u wird bloß dadurch
gebildet, daß die Zunge, die bey dem U liegt, ſich
bey dem uͤ aufrichtet, und die Lage des i annimmt,
die Lippen aber bleiben wie bey dem u in dem er-
ſten Grade geſchloſſen. Diejenigen ſcheinen alſo

ganz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="212"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
in dem fu&#x0364;nften Grade, hingegen der Mund am we-<lb/>
nig&#x017F;ten, das i&#x017F;t, nur im er&#x017F;ten Grade offen.</p><lb/>
            <p>Alle Nationen haben die&#x017F;es u in ihren Spra-<lb/>
chen gleich, nur dru&#x0364;cken &#x017F;ie es in der Schrift mit<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Zeichen aus. Die Griechen und Fran-<lb/>
zo&#x017F;en haben in ihrem Alphabethe gar keinen eige-<lb/>
nen Buch&#x017F;taben dazu. Die er&#x017F;ten nahmen <hi rendition="#aq">&#x03BF;</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">&#x03C5;</hi> zu&#x017F;ammen, woraus endlich das &#x0223; ent&#x017F;tand: die<lb/>
Franzo&#x017F;en ahmten &#x017F;ie nach, und nahmen das <hi rendition="#aq">&#x03BF;</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">u</hi>: die Engella&#x0364;nder, die un&#x017F;er <hi rendition="#b">u</hi> wie <hi rendition="#b">ju</hi> aus&#x017F;pre-<lb/>
chen, dru&#x0364;cken es, wenn es wie das un&#x017F;rige lauten<lb/>
&#x017F;oll, durch zwey <hi rendition="#aq">&#x03BF;</hi> aus, in <hi rendition="#aq">Root, Good.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 120.</head><lb/>
            <p>Das davon ab&#x017F;tammende altgriechi&#x017F;che <hi rendition="#aq">&#x03C5;</hi>, das<lb/>
deut&#x017F;che u&#x0364;, und das franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">u</hi> wird bloß dadurch<lb/>
gebildet, daß die Zunge, die bey dem U liegt, &#x017F;ich<lb/>
bey dem u&#x0364; aufrichtet, und die Lage des i annimmt,<lb/>
die Lippen aber bleiben wie bey dem u in dem er-<lb/>
&#x017F;ten Grade ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Diejenigen &#x017F;cheinen al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ganz</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0260] IV. Abtheilung. in dem fuͤnften Grade, hingegen der Mund am we- nigſten, das iſt, nur im erſten Grade offen. Alle Nationen haben dieſes u in ihren Spra- chen gleich, nur druͤcken ſie es in der Schrift mit verſchiedenen Zeichen aus. Die Griechen und Fran- zoſen haben in ihrem Alphabethe gar keinen eige- nen Buchſtaben dazu. Die erſten nahmen ο und υ zuſammen, woraus endlich das ȣ entſtand: die Franzoſen ahmten ſie nach, und nahmen das ο und u: die Engellaͤnder, die unſer u wie ju ausſpre- chen, druͤcken es, wenn es wie das unſrige lauten ſoll, durch zwey ο aus, in Root, Good. §. 120. Das davon abſtammende altgriechiſche υ, das deutſche uͤ, und das franzoͤſiſche u wird bloß dadurch gebildet, daß die Zunge, die bey dem U liegt, ſich bey dem uͤ aufrichtet, und die Lage des i annimmt, die Lippen aber bleiben wie bey dem u in dem er- ſten Grade geſchloſſen. Diejenigen ſcheinen alſo ganz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/260
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/260>, abgerufen am 24.11.2024.