Hieraus fließt von sich selbst der Unterschied zwischen Selbstlautern und Mitlautern, wel- cher in dem besteht, daß bey jenen die einzige, und reine Stimme lautet, bey diesen aber immer noch ein anderer Laut oder Geräusch, nämlich ein Sau- sen, ein Zischen, ein Schnarren, ein Windbrausen oder dergleichen mit verbunden ist, welches die lau- tere Stimme, wenn ich so sagen darf, verunrei- niget(*).
§. 108.
Nach dem Obigen sind also bey Selbstlautern zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thöre, durch welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei- nes ist dasjenige, das die Zunge, das andere, das die Lippen offen lassen. Die Erweiterung oder Ver- engerung dieser beyden Wege geschieht nicht gleich-
förmig,
(*) Warum ist die italiänische Sprache zu dem Ge- sange die tauglichste? Gewiß aus keiner anderen Ursa- che, als weil sich fast alle ihre Wörter mit Selbstlautern, das ist, mit reinen Lauten endigen.
N
Von den Lauten oder Buchſtaben.
Hieraus fließt von ſich ſelbſt der Unterſchied zwiſchen Selbſtlautern und Mitlautern, wel- cher in dem beſteht, daß bey jenen die einzige, und reine Stimme lautet, bey dieſen aber immer noch ein anderer Laut oder Geraͤuſch, naͤmlich ein Sau- ſen, ein Ziſchen, ein Schnarren, ein Windbrauſen oder dergleichen mit verbunden iſt, welches die lau- tere Stimme, wenn ich ſo ſagen darf, verunrei- niget(*).
§. 108.
Nach dem Obigen ſind alſo bey Selbſtlautern zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thoͤre, durch welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei- nes iſt dasjenige, das die Zunge, das andere, das die Lippen offen laſſen. Die Erweiterung oder Ver- engerung dieſer beyden Wege geſchieht nicht gleich-
foͤrmig,
(*) Warum iſt die italiaͤniſche Sprache zu dem Ge- ſange die tauglichſte? Gewiß aus keiner anderen Urſa- che, als weil ſich faſt alle ihre Woͤrter mit Selbſtlautern, das iſt, mit reinen Lauten endigen.
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Von den Lauten oder Buchſtaben.
Hieraus fließt von ſich ſelbſt der Unterſchied
zwiſchen Selbſtlautern und Mitlautern, wel-
cher in dem beſteht, daß bey jenen die einzige, und
reine Stimme lautet, bey dieſen aber immer noch
ein anderer Laut oder Geraͤuſch, naͤmlich ein Sau-
ſen, ein Ziſchen, ein Schnarren, ein Windbrauſen
oder dergleichen mit verbunden iſt, welches die lau-
tere Stimme, wenn ich ſo ſagen darf, verunrei-
niget (*).
§. 108.
Nach dem Obigen ſind alſo bey Selbſtlautern
zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thoͤre, durch
welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei-
nes iſt dasjenige, das die Zunge, das andere, das
die Lippen offen laſſen. Die Erweiterung oder Ver-
engerung dieſer beyden Wege geſchieht nicht gleich-
foͤrmig,
(*) Warum iſt die italiaͤniſche Sprache zu dem Ge-
ſange die tauglichſte? Gewiß aus keiner anderen Urſa-
che, als weil ſich faſt alle ihre Woͤrter mit Selbſtlautern,
das iſt, mit reinen Lauten endigen.
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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