Amsel und mehr andere Vögel durch ihre Stimm- ritze hervorbringen.
Warum ich das Pfeiffen hier unter die Ver- richtungen der Zunge setze, und nicht lieber zu den Geschäften der Lippen zähle, wohin es dem ersten Ansehen nach zu gehören scheinet, ist die Ursache diese: Sofern bey dem Pfeiffen ein Gesang, eine Melodie Statt haben soll, so müßen die Töne bald höher, bald tiefer lauten. Jndem dieses nun bloß durch die verschiedenen Lagen der Zunge erhalten wird, so spielet diese nothendiger Weise die Haupt- rolle dabey. Die Oeffnung des Mundes ändert sich bey der Abwechslung der Töne wenig oder gar nicht. Dagegen ziehet sich die Zunge, je tiefer der Ton fallen soll, immer mehr gegen den hinteren Gau- men zurück, wodurch sie den Raum zwischen ihr und den Lippen vergrößert. Je größer dieser Raum ist, desto tiefer wird der Ton, und so im umgekehrten Falle, wie es schon oben bey dem Büchschen an- gemerket worden ist, je kleiner der Raum, desto höher und spitziger der Ton(*).
§. 80.
(*) Das bestätiget sich bey allen Jnstrumenten. Je
III. Abtheilung.
Amſel und mehr andere Voͤgel durch ihre Stimm- ritze hervorbringen.
Warum ich das Pfeiffen hier unter die Ver- richtungen der Zunge ſetze, und nicht lieber zu den Geſchaͤften der Lippen zaͤhle, wohin es dem erſten Anſehen nach zu gehoͤren ſcheinet, iſt die Urſache dieſe: Sofern bey dem Pfeiffen ein Geſang, eine Melodie Statt haben ſoll, ſo muͤßen die Toͤne bald hoͤher, bald tiefer lauten. Jndem dieſes nun bloß durch die verſchiedenen Lagen der Zunge erhalten wird, ſo ſpielet dieſe nothendiger Weiſe die Haupt- rolle dabey. Die Oeffnung des Mundes aͤndert ſich bey der Abwechslung der Toͤne wenig oder gar nicht. Dagegen ziehet ſich die Zunge, je tiefer der Ton fallen ſoll, immer mehr gegen den hinteren Gau- men zuruͤck, wodurch ſie den Raum zwiſchen ihr und den Lippen vergroͤßert. Je groͤßer dieſer Raum iſt, deſto tiefer wird der Ton, und ſo im umgekehrten Falle, wie es ſchon oben bey dem Buͤchschen an- gemerket worden iſt, je kleiner der Raum, deſto hoͤher und ſpitziger der Ton(*).
§. 80.
(*) Das beſtaͤtiget ſich bey allen Jnſtrumenten. Je
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III. Abtheilung.
Amſel und mehr andere Voͤgel durch ihre Stimm-
ritze hervorbringen.
Warum ich das Pfeiffen hier unter die Ver-
richtungen der Zunge ſetze, und nicht lieber zu den
Geſchaͤften der Lippen zaͤhle, wohin es dem erſten
Anſehen nach zu gehoͤren ſcheinet, iſt die Urſache
dieſe: Sofern bey dem Pfeiffen ein Geſang, eine
Melodie Statt haben ſoll, ſo muͤßen die Toͤne bald
hoͤher, bald tiefer lauten. Jndem dieſes nun bloß
durch die verſchiedenen Lagen der Zunge erhalten
wird, ſo ſpielet dieſe nothendiger Weiſe die Haupt-
rolle dabey. Die Oeffnung des Mundes aͤndert ſich
bey der Abwechslung der Toͤne wenig oder gar
nicht. Dagegen ziehet ſich die Zunge, je tiefer der
Ton fallen ſoll, immer mehr gegen den hinteren Gau-
men zuruͤck, wodurch ſie den Raum zwiſchen ihr
und den Lippen vergroͤßert. Je groͤßer dieſer Raum
iſt, deſto tiefer wird der Ton, und ſo im umgekehrten
Falle, wie es ſchon oben bey dem Buͤchschen an-
gemerket worden iſt, je kleiner der Raum, deſto
hoͤher und ſpitziger der Ton (*).
§. 80.
(*) Das beſtaͤtiget ſich bey allen Jnſtrumenten. Je
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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