Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Werkzeugen der Sprache.
sondern ist eine Zugabe, die von der Stimmritze
herkömmt. Wenn der Speichel zähe ist, und fest an
der Zunge klebet, so legt sich diese wohl auch mit ih-
rem mittleren Theile an die vorderen oberen Zähne
und ziehet sich an der Schneide derselben zurück,
so das die Zähne den zähen Schleim von derselben
wie ein Zungenschaber abstreifen, und bis an die
äusserste Spitze zusammenziehen. Je zäher und dicker
der Speichel ist, je stärker knastert das Spucken,
und je weiter kann man ihn von sich werfen. Jch
habe Leute gesehen, die, wenn sie im Bette lagen,
ihren Speichel, so oft sie wollten, bis an die De-
cke eines ziemlich hohen Zimmers hinauf warfen,
stehend schleuderten sie ihn drey bis vier Klafter weit
von sich.

§. 79.

Das Pfeiffen. Wenn man ein rundes Büchs-
chen von Messing macht wie Tab. VI. fig. 2. dessen
beyde Böden konkav eingebogen sind, und in der
Mitte ein kleines Löchelchen haben, wenn man so-
dann einen dieser Böden an die Lippen hält, und

zum

Von den Werkzeugen der Sprache.
ſondern iſt eine Zugabe, die von der Stimmritze
herkoͤmmt. Wenn der Speichel zaͤhe iſt, und feſt an
der Zunge klebet, ſo legt ſich dieſe wohl auch mit ih-
rem mittleren Theile an die vorderen oberen Zaͤhne
und ziehet ſich an der Schneide derſelben zuruͤck,
ſo das die Zaͤhne den zaͤhen Schleim von derſelben
wie ein Zungenſchaber abſtreifen, und bis an die
aͤuſſerſte Spitze zuſammenziehen. Je zaͤher und dicker
der Speichel iſt, je ſtaͤrker knaſtert das Spucken,
und je weiter kann man ihn von ſich werfen. Jch
habe Leute geſehen, die, wenn ſie im Bette lagen,
ihren Speichel, ſo oft ſie wollten, bis an die De-
cke eines ziemlich hohen Zimmers hinauf warfen,
ſtehend ſchleuderten ſie ihn drey bis vier Klafter weit
von ſich.

§. 79.

Das Pfeiffen. Wenn man ein rundes Buͤchs-
chen von Meſſing macht wie Tab. VI. fig. 2. deſſen
beyde Boͤden konkav eingebogen ſind, und in der
Mitte ein kleines Loͤchelchen haben, wenn man ſo-
dann einen dieſer Boͤden an die Lippen haͤlt, und

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0179" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Werkzeugen der Sprache</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ondern i&#x017F;t eine Zugabe, die von der Stimmritze<lb/>
herko&#x0364;mmt. Wenn der Speichel za&#x0364;he i&#x017F;t, und fe&#x017F;t an<lb/>
der Zunge klebet, &#x017F;o legt &#x017F;ich die&#x017F;e wohl auch mit ih-<lb/>
rem mittleren Theile an die vorderen oberen Za&#x0364;hne<lb/>
und ziehet &#x017F;ich an der Schneide der&#x017F;elben zuru&#x0364;ck,<lb/>
&#x017F;o das die Za&#x0364;hne den za&#x0364;hen Schleim von der&#x017F;elben<lb/>
wie ein Zungen&#x017F;chaber ab&#x017F;treifen, und bis an die<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Spitze zu&#x017F;ammenziehen. Je za&#x0364;her und dicker<lb/>
der Speichel i&#x017F;t, je &#x017F;ta&#x0364;rker kna&#x017F;tert das Spucken,<lb/>
und je weiter kann man ihn von &#x017F;ich werfen. Jch<lb/>
habe Leute ge&#x017F;ehen, die, wenn &#x017F;ie im Bette lagen,<lb/>
ihren Speichel, &#x017F;o oft &#x017F;ie wollten, bis an die De-<lb/>
cke eines ziemlich hohen Zimmers hinauf warfen,<lb/>
&#x017F;tehend &#x017F;chleuderten &#x017F;ie ihn drey bis vier Klafter weit<lb/>
von &#x017F;ich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 79.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Das Pfeiffen</hi>. Wenn man ein rundes Bu&#x0364;chs-<lb/>
chen von Me&#x017F;&#x017F;ing macht wie <hi rendition="#aq">Tab. VI. fig. 2.</hi> de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
beyde Bo&#x0364;den konkav eingebogen &#x017F;ind, und in der<lb/>
Mitte ein kleines Lo&#x0364;chelchen haben, wenn man &#x017F;o-<lb/>
dann einen die&#x017F;er Bo&#x0364;den an die Lippen ha&#x0364;lt, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0179] Von den Werkzeugen der Sprache. ſondern iſt eine Zugabe, die von der Stimmritze herkoͤmmt. Wenn der Speichel zaͤhe iſt, und feſt an der Zunge klebet, ſo legt ſich dieſe wohl auch mit ih- rem mittleren Theile an die vorderen oberen Zaͤhne und ziehet ſich an der Schneide derſelben zuruͤck, ſo das die Zaͤhne den zaͤhen Schleim von derſelben wie ein Zungenſchaber abſtreifen, und bis an die aͤuſſerſte Spitze zuſammenziehen. Je zaͤher und dicker der Speichel iſt, je ſtaͤrker knaſtert das Spucken, und je weiter kann man ihn von ſich werfen. Jch habe Leute geſehen, die, wenn ſie im Bette lagen, ihren Speichel, ſo oft ſie wollten, bis an die De- cke eines ziemlich hohen Zimmers hinauf warfen, ſtehend ſchleuderten ſie ihn drey bis vier Klafter weit von ſich. §. 79. Das Pfeiffen. Wenn man ein rundes Buͤchs- chen von Meſſing macht wie Tab. VI. fig. 2. deſſen beyde Boͤden konkav eingebogen ſind, und in der Mitte ein kleines Loͤchelchen haben, wenn man ſo- dann einen dieſer Boͤden an die Lippen haͤlt, und zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/179
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/179>, abgerufen am 24.11.2024.