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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
und überhaupt immer eine wiederwärtige Sprache
veranläßt.

§. 55.

Man findet auch Leute, die bald in einem tie-
fen Tone sprechen, bald wieder, und zwar so un-
erwartet in einem sehr hohen ausbrechen, daß sie
uns eine höchst unangenehme Erschütterung im Ohre
verursachen. Dies thun sie oft mitten in der Con-
struction. Es ist, als hätten sie zwey Orgelregister
im Halse, die sie wechselweise, und meist zur un-
rechten Zeit verschieben. Hier weis ich wohl keine
eigentliche Ursache anzugeben. Jch vermuthe, daß
sie das Steigen und Fallen der Stimme, das eben
eine der größten Zierden der Sprache ist, und ihr
die Kraft des Ausdruckes gibt, nachahmen wollen,
es aber, weil sie kein richtiges Ohr dazu haben,
immer ungeschickt angreifen. Sie glauben, es wäre
schon genug, wenn sie nur gewiß einen anderen
Ton annehmen, und bekümmern sich wenig darum,
was es für einer ist.

So
G 3

Von den Werkzeugen der Sprache.
und uͤberhaupt immer eine wiederwaͤrtige Sprache
veranlaͤßt.

§. 55.

Man findet auch Leute, die bald in einem tie-
fen Tone ſprechen, bald wieder, und zwar ſo un-
erwartet in einem ſehr hohen ausbrechen, daß ſie
uns eine hoͤchſt unangenehme Erſchuͤtterung im Ohre
verurſachen. Dies thun ſie oft mitten in der Con-
ſtruction. Es iſt, als haͤtten ſie zwey Orgelregiſter
im Halſe, die ſie wechſelweiſe, und meiſt zur un-
rechten Zeit verſchieben. Hier weis ich wohl keine
eigentliche Urſache anzugeben. Jch vermuthe, daß
ſie das Steigen und Fallen der Stimme, das eben
eine der groͤßten Zierden der Sprache iſt, und ihr
die Kraft des Ausdruckes gibt, nachahmen wollen,
es aber, weil ſie kein richtiges Ohr dazu haben,
immer ungeſchickt angreifen. Sie glauben, es waͤre
ſchon genug, wenn ſie nur gewiß einen anderen
Ton annehmen, und bekuͤmmern ſich wenig darum,
was es fuͤr einer iſt.

So
G 3
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[101/0133] Von den Werkzeugen der Sprache. und uͤberhaupt immer eine wiederwaͤrtige Sprache veranlaͤßt. §. 55. Man findet auch Leute, die bald in einem tie- fen Tone ſprechen, bald wieder, und zwar ſo un- erwartet in einem ſehr hohen ausbrechen, daß ſie uns eine hoͤchſt unangenehme Erſchuͤtterung im Ohre verurſachen. Dies thun ſie oft mitten in der Con- ſtruction. Es iſt, als haͤtten ſie zwey Orgelregiſter im Halſe, die ſie wechſelweiſe, und meiſt zur un- rechten Zeit verſchieben. Hier weis ich wohl keine eigentliche Urſache anzugeben. Jch vermuthe, daß ſie das Steigen und Fallen der Stimme, das eben eine der groͤßten Zierden der Sprache iſt, und ihr die Kraft des Ausdruckes gibt, nachahmen wollen, es aber, weil ſie kein richtiges Ohr dazu haben, immer ungeſchickt angreifen. Sie glauben, es waͤre ſchon genug, wenn ſie nur gewiß einen anderen Ton annehmen, und bekuͤmmern ſich wenig darum, was es fuͤr einer iſt. So G 3

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/133>, abgerufen am 24.11.2024.