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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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Garn gefangen hätte, überbrachte er seinem Herrn die
Nachricht von der wiedergefundenen Zambo-Maria, und
sein fröhliches Gesicht hellte die düsteren Züge desselben
auf. Don Correa fühlte sich von einem Theile seiner
Sorgen befreit. Es bestand kein Zweifel, daß die Nonnen
sein nicht zu bestreitendes Eigenthum herausgeben mußten;
damit aber eine nochmalige geheime Wegschleppung un¬
möglich wurde, war es nöthig, sie mit einem Regierungs¬
befehl zu überraschen, der ihnen keine Zeit zu weiteren
Umschweifen ließ. Correa war der Mann, einen solchen
Befehl auszuwirken; allein dazu erforderte es einige Zeit,
und während derselben konnte die Zambo zehn Mal der
Pest zum Opfer fallen. Und hinwieder verhinderten
wahrscheinlich doch die Schrecken der tödtlichen Seuche die
Nonnen und Pfaffen, dem verlassenen Mädchen den Kopf
zu scheeren und den Schleier aufzuzwingen und den
übrigen Hokuspokus aufzuführen, da sie zunächst für sich
zu sorgen hatten. Genug, die Sorgen kehrten über diesen
Widersprüchen der Sachlage mit aller Schwere zurück,
und Don Correa schlug sich abermals vor die Stirne aus
Zorn über sich selbst, daß er die Maria nicht gleichzeitig
mit der Taufe zur Gemahlin erhoben und bei sich behalten
habe. Dennoch versäumte er nicht, für die Ausstellung
eines unzweideutigen Befehles bei der spanischen Ober¬
behörde die nöthigen Schritte zu thun, worin er von
seiner Regierung im Stillen gehörig unterstützt wurde.
Allein es verging eine Woche nach der andern, ehe das

Garn gefangen hätte, überbrachte er ſeinem Herrn die
Nachricht von der wiedergefundenen Zambo-Maria, und
ſein fröhliches Geſicht hellte die düſteren Züge desſelben
auf. Don Correa fühlte ſich von einem Theile ſeiner
Sorgen befreit. Es beſtand kein Zweifel, daß die Nonnen
ſein nicht zu beſtreitendes Eigenthum herausgeben mußten;
damit aber eine nochmalige geheime Wegſchleppung un¬
möglich wurde, war es nöthig, ſie mit einem Regierungs¬
befehl zu überraſchen, der ihnen keine Zeit zu weiteren
Umſchweifen ließ. Correa war der Mann, einen ſolchen
Befehl auszuwirken; allein dazu erforderte es einige Zeit,
und während derſelben konnte die Zambo zehn Mal der
Peſt zum Opfer fallen. Und hinwieder verhinderten
wahrſcheinlich doch die Schrecken der tödtlichen Seuche die
Nonnen und Pfaffen, dem verlaſſenen Mädchen den Kopf
zu ſcheeren und den Schleier aufzuzwingen und den
übrigen Hokuspokus aufzuführen, da ſie zunächſt für ſich
zu ſorgen hatten. Genug, die Sorgen kehrten über dieſen
Widerſprüchen der Sachlage mit aller Schwere zurück,
und Don Correa ſchlug ſich abermals vor die Stirne aus
Zorn über ſich ſelbſt, daß er die Maria nicht gleichzeitig
mit der Taufe zur Gemahlin erhoben und bei ſich behalten
habe. Dennoch verſäumte er nicht, für die Ausſtellung
eines unzweideutigen Befehles bei der ſpaniſchen Ober¬
behörde die nöthigen Schritte zu thun, worin er von
ſeiner Regierung im Stillen gehörig unterſtützt wurde.
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[333/0343] Garn gefangen hätte, überbrachte er ſeinem Herrn die Nachricht von der wiedergefundenen Zambo-Maria, und ſein fröhliches Geſicht hellte die düſteren Züge desſelben auf. Don Correa fühlte ſich von einem Theile ſeiner Sorgen befreit. Es beſtand kein Zweifel, daß die Nonnen ſein nicht zu beſtreitendes Eigenthum herausgeben mußten; damit aber eine nochmalige geheime Wegſchleppung un¬ möglich wurde, war es nöthig, ſie mit einem Regierungs¬ befehl zu überraſchen, der ihnen keine Zeit zu weiteren Umſchweifen ließ. Correa war der Mann, einen ſolchen Befehl auszuwirken; allein dazu erforderte es einige Zeit, und während derſelben konnte die Zambo zehn Mal der Peſt zum Opfer fallen. Und hinwieder verhinderten wahrſcheinlich doch die Schrecken der tödtlichen Seuche die Nonnen und Pfaffen, dem verlaſſenen Mädchen den Kopf zu ſcheeren und den Schleier aufzuzwingen und den übrigen Hokuspokus aufzuführen, da ſie zunächſt für ſich zu ſorgen hatten. Genug, die Sorgen kehrten über dieſen Widerſprüchen der Sachlage mit aller Schwere zurück, und Don Correa ſchlug ſich abermals vor die Stirne aus Zorn über ſich ſelbſt, daß er die Maria nicht gleichzeitig mit der Taufe zur Gemahlin erhoben und bei ſich behalten habe. Dennoch verſäumte er nicht, für die Ausſtellung eines unzweideutigen Befehles bei der ſpaniſchen Ober¬ behörde die nöthigen Schritte zu thun, worin er von ſeiner Regierung im Stillen gehörig unterſtützt wurde. Allein es verging eine Woche nach der andern, ehe das

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/343>, abgerufen am 26.11.2024.