als Dir ein freundliches Verhältniß zu uns gewähren kann. Schließest Du ein Freundschaftsbündniß mit uns, das ich Dir anzutragen bevollmächtigt bin, so gewinnst Du eine starke Vormauer und einen mächtigen Beistand gegen alle übrigen Feinde, die Dir bereit stehen, und statt unsere ungezählten Pfeile auf Dich gerichtet zu sehen, werden sie gegen Deine Feinde schwirren und Dir den Weg frei machen. Statt eines erzwungenen Tributes endlich wird Deinem Lande ein gegenseitig geordneter frei¬ williger Verkehr größeren Gewinn bringen, als eine für uns schmähliche Beraubung je abwerfen könnte. Dieses bitte ich zu erwägen, ehe Du zu den Waffen greifst; denn ohne Kampf wird es für Dich nicht ablaufen, was Du anstrebst!"
Hatte Don Correa schon an der Art ihres Aufzuges erkannt, daß er es mit einer gewissen Macht zu thun hatte, die vielleicht nicht ungestraft zu unterschätzen war, so mußte er sich jetzt sagen, daß dieselbe auch wußte, was sie wollte, und mit Vernunftgründen zu unterhandeln fähig schien. Er änderte also schnell entschlossen seinen Plan und sagte:
"Da man uns bestimmte und deutliche Anträge macht, welche von ehrlichem Entgegenkommen zeugen, so ist ge¬ nügender Grund vorhanden, hierüber Rath walten zu zu lassen. Ich bin bereit, bis zum Austrag der Sache freie Verhandlung auf gleichem Fuße zu gewähren, und behalte mir den endgültigen Entschluß nach Umständen
als Dir ein freundliches Verhältniß zu uns gewähren kann. Schließeſt Du ein Freundſchaftsbündniß mit uns, das ich Dir anzutragen bevollmächtigt bin, ſo gewinnſt Du eine ſtarke Vormauer und einen mächtigen Beiſtand gegen alle übrigen Feinde, die Dir bereit ſtehen, und ſtatt unſere ungezählten Pfeile auf Dich gerichtet zu ſehen, werden ſie gegen Deine Feinde ſchwirren und Dir den Weg frei machen. Statt eines erzwungenen Tributes endlich wird Deinem Lande ein gegenſeitig geordneter frei¬ williger Verkehr größeren Gewinn bringen, als eine für uns ſchmähliche Beraubung je abwerfen könnte. Dieſes bitte ich zu erwägen, ehe Du zu den Waffen greifſt; denn ohne Kampf wird es für Dich nicht ablaufen, was Du anſtrebſt!“
Hatte Don Correa ſchon an der Art ihres Aufzuges erkannt, daß er es mit einer gewiſſen Macht zu thun hatte, die vielleicht nicht ungeſtraft zu unterſchätzen war, ſo mußte er ſich jetzt ſagen, daß dieſelbe auch wußte, was ſie wollte, und mit Vernunftgründen zu unterhandeln fähig ſchien. Er änderte alſo ſchnell entſchloſſen ſeinen Plan und ſagte:
„Da man uns beſtimmte und deutliche Anträge macht, welche von ehrlichem Entgegenkommen zeugen, ſo iſt ge¬ nügender Grund vorhanden, hierüber Rath walten zu zu laſſen. Ich bin bereit, bis zum Austrag der Sache freie Verhandlung auf gleichem Fuße zu gewähren, und behalte mir den endgültigen Entſchluß nach Umſtänden
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als Dir ein freundliches Verhältniß zu uns gewähren
kann. Schließeſt Du ein Freundſchaftsbündniß mit uns,
das ich Dir anzutragen bevollmächtigt bin, ſo gewinnſt
Du eine ſtarke Vormauer und einen mächtigen Beiſtand
gegen alle übrigen Feinde, die Dir bereit ſtehen, und ſtatt
unſere ungezählten Pfeile auf Dich gerichtet zu ſehen,
werden ſie gegen Deine Feinde ſchwirren und Dir den
Weg frei machen. Statt eines erzwungenen Tributes
endlich wird Deinem Lande ein gegenſeitig geordneter frei¬
williger Verkehr größeren Gewinn bringen, als eine für
uns ſchmähliche Beraubung je abwerfen könnte. Dieſes
bitte ich zu erwägen, ehe Du zu den Waffen greifſt; denn
ohne Kampf wird es für Dich nicht ablaufen, was Du
anſtrebſt!“
Hatte Don Correa ſchon an der Art ihres Aufzuges
erkannt, daß er es mit einer gewiſſen Macht zu thun
hatte, die vielleicht nicht ungeſtraft zu unterſchätzen war,
ſo mußte er ſich jetzt ſagen, daß dieſelbe auch wußte, was
ſie wollte, und mit Vernunftgründen zu unterhandeln
fähig ſchien. Er änderte alſo ſchnell entſchloſſen ſeinen
Plan und ſagte:
„Da man uns beſtimmte und deutliche Anträge macht,
welche von ehrlichem Entgegenkommen zeugen, ſo iſt ge¬
nügender Grund vorhanden, hierüber Rath walten zu
zu laſſen. Ich bin bereit, bis zum Austrag der Sache
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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