Nachdem in Folge kurzer Berathung alle Angeklagten zum Tode verurtheilt worden, ließ er das Gericht durch ein paar geistliche Capitelsherren, die an Bord waren, vervollständigen und seine Ehe mit der Verbrecherin feierlich auflösen. Die Gültigkeit dieser letzten Verhand¬ lung kam nicht mehr in Frage, weil die Feniza Mayor von Cercal gleich nachher mit ihren Genossen an's Land zurückgebracht und an der geschwärzten Mauer des aus¬ gebrannten Thurmes aufgehangen wurde, worauf der Ad¬ miral die Anker lichten ließ und die Fahrt nach Westen fortsetzte. Nach vollen zehn Jahren erst nahm er auf ebenso ungewohnte aber glücklichere Weise die zweite Frau.
Um diese Zeit nämlich segelte der Admiral Correa von Brasilien aus mit einer bedeutenden Flotte nach der Westküste von Afrika, um die dortigen Besitzungen den Holländern wieder abzunehmen, welche sich während des portugiesischen Verfalls darin festgesetzt hatten. Er er¬ schien unversehens vor St. Paul von Loanda, belagerte und erstürmte diesen und andere Plätze, und zwang überall die Holländer zur Uebergabe und zum Rückzuge, so daß er in zwei Monaten die Gebiete von Benguela, Loanda, kurz, die südliche Westküste von Afrika der Herrschaft seiner Fahnen und seines Landes wieder unterwarf und seinen Namen mit neuen Ehren erschallen ließ. Dazu brachte er an die zwanzig kleinere Negerkönige unter die Gewalt seines Stabes, sah sich dann aber veranlaßt, Halt
Nachdem in Folge kurzer Berathung alle Angeklagten zum Tode verurtheilt worden, ließ er das Gericht durch ein paar geiſtliche Capitelsherren, die an Bord waren, vervollſtändigen und ſeine Ehe mit der Verbrecherin feierlich auflöſen. Die Gültigkeit dieſer letzten Verhand¬ lung kam nicht mehr in Frage, weil die Feniza Mayor von Cercal gleich nachher mit ihren Genoſſen an's Land zurückgebracht und an der geſchwärzten Mauer des aus¬ gebrannten Thurmes aufgehangen wurde, worauf der Ad¬ miral die Anker lichten ließ und die Fahrt nach Weſten fortſetzte. Nach vollen zehn Jahren erſt nahm er auf ebenſo ungewohnte aber glücklichere Weiſe die zweite Frau.
Um dieſe Zeit nämlich ſegelte der Admiral Correa von Braſilien aus mit einer bedeutenden Flotte nach der Weſtküſte von Afrika, um die dortigen Beſitzungen den Holländern wieder abzunehmen, welche ſich während des portugieſiſchen Verfalls darin feſtgeſetzt hatten. Er er¬ ſchien unverſehens vor St. Paul von Loanda, belagerte und erſtürmte dieſen und andere Plätze, und zwang überall die Holländer zur Uebergabe und zum Rückzuge, ſo daß er in zwei Monaten die Gebiete von Benguela, Loanda, kurz, die ſüdliche Weſtküſte von Afrika der Herrſchaft ſeiner Fahnen und ſeines Landes wieder unterwarf und ſeinen Namen mit neuen Ehren erſchallen ließ. Dazu brachte er an die zwanzig kleinere Negerkönige unter die Gewalt ſeines Stabes, ſah ſich dann aber veranlaßt, Halt
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Nachdem in Folge kurzer Berathung alle Angeklagten
zum Tode verurtheilt worden, ließ er das Gericht durch
ein paar geiſtliche Capitelsherren, die an Bord waren,
vervollſtändigen und ſeine Ehe mit der Verbrecherin
feierlich auflöſen. Die Gültigkeit dieſer letzten Verhand¬
lung kam nicht mehr in Frage, weil die Feniza Mayor
von Cercal gleich nachher mit ihren Genoſſen an's Land
zurückgebracht und an der geſchwärzten Mauer des aus¬
gebrannten Thurmes aufgehangen wurde, worauf der Ad¬
miral die Anker lichten ließ und die Fahrt nach Weſten
fortſetzte. Nach vollen zehn Jahren erſt nahm er auf
ebenſo ungewohnte aber glücklichere Weiſe die zweite
Frau.
Um dieſe Zeit nämlich ſegelte der Admiral Correa
von Braſilien aus mit einer bedeutenden Flotte nach der
Weſtküſte von Afrika, um die dortigen Beſitzungen den
Holländern wieder abzunehmen, welche ſich während des
portugieſiſchen Verfalls darin feſtgeſetzt hatten. Er er¬
ſchien unverſehens vor St. Paul von Loanda, belagerte
und erſtürmte dieſen und andere Plätze, und zwang überall
die Holländer zur Uebergabe und zum Rückzuge, ſo daß
er in zwei Monaten die Gebiete von Benguela, Loanda,
kurz, die ſüdliche Weſtküſte von Afrika der Herrſchaft
ſeiner Fahnen und ſeines Landes wieder unterwarf und
ſeinen Namen mit neuen Ehren erſchallen ließ. Dazu
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/311>, abgerufen am 26.11.2024.
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