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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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nehmungen wieder gelang, und nie that ich den
ersten Schritt dazu, da ich gleich darauf wieder
nur bedacht war, mir nichts zu vergeben und
keine Dummheiten zu begehen bei diesen etwas
ungewöhnlichen Leuten. Hundertmal war ich
entschlossen auf und davon zu gehen, allein die
Zeit verging mir so eilig, daß ich die That im¬
mer wieder hinausschieben mußte. Denn meine
Gedanken waren jetzt ausschließlich mit dieser
Sache beschäftigt und es ging mir dabei äußerst
seltsam."

"Mit den Büchern des Gouverneurs war
ich endlich so ziemlich fertig geworden und wußte
nichts mehr aus denselben zu lernen. Lydia,
welche mich so oft lesen sah, benutzte diese Ge¬
legenheit und gab mir von den ihrigen. Dar¬
unter war ein dicker Band wie eine Handbibel
und er sah auch ganz geistlich aus; denn er war
in schwarzes Leder gebunden und vergoldet. Es
waren aber lauter Schauspiele und Komödien
darin mit der kleinsten englischen Schrift gedruckt.
Dies Buch nannte man den Shakespeare, welches
der Verfasser desselben und dessen Kopf auch
vorne drin zu sehen war. Dieser verführerische

nehmungen wieder gelang, und nie that ich den
erſten Schritt dazu, da ich gleich darauf wieder
nur bedacht war, mir nichts zu vergeben und
keine Dummheiten zu begehen bei dieſen etwas
ungewöhnlichen Leuten. Hundertmal war ich
entſchloſſen auf und davon zu gehen, allein die
Zeit verging mir ſo eilig, daß ich die That im¬
mer wieder hinausſchieben mußte. Denn meine
Gedanken waren jetzt ausſchließlich mit dieſer
Sache beſchäftigt und es ging mir dabei äußerſt
ſeltſam.«

»Mit den Büchern des Gouverneurs war
ich endlich ſo ziemlich fertig geworden und wußte
nichts mehr aus denſelben zu lernen. Lydia,
welche mich ſo oft leſen ſah, benutzte dieſe Ge¬
legenheit und gab mir von den ihrigen. Dar¬
unter war ein dicker Band wie eine Handbibel
und er ſah auch ganz geiſtlich aus; denn er war
in ſchwarzes Leder gebunden und vergoldet. Es
waren aber lauter Schauſpiele und Komödien
darin mit der kleinſten engliſchen Schrift gedruckt.
Dies Buch nannte man den Shakeſpeare, welches
der Verfaſſer deſſelben und deſſen Kopf auch
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[67/0079] nehmungen wieder gelang, und nie that ich den erſten Schritt dazu, da ich gleich darauf wieder nur bedacht war, mir nichts zu vergeben und keine Dummheiten zu begehen bei dieſen etwas ungewöhnlichen Leuten. Hundertmal war ich entſchloſſen auf und davon zu gehen, allein die Zeit verging mir ſo eilig, daß ich die That im¬ mer wieder hinausſchieben mußte. Denn meine Gedanken waren jetzt ausſchließlich mit dieſer Sache beſchäftigt und es ging mir dabei äußerſt ſeltſam.« »Mit den Büchern des Gouverneurs war ich endlich ſo ziemlich fertig geworden und wußte nichts mehr aus denſelben zu lernen. Lydia, welche mich ſo oft leſen ſah, benutzte dieſe Ge¬ legenheit und gab mir von den ihrigen. Dar¬ unter war ein dicker Band wie eine Handbibel und er ſah auch ganz geiſtlich aus; denn er war in ſchwarzes Leder gebunden und vergoldet. Es waren aber lauter Schauſpiele und Komödien darin mit der kleinſten engliſchen Schrift gedruckt. Dies Buch nannte man den Shakeſpeare, welches der Verfaſſer deſſelben und deſſen Kopf auch vorne drin zu ſehen war. Dieſer verführeriſche

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/79>, abgerufen am 24.11.2024.