Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

mich still zu der Arbeit, übte mich ein und war
bald über und über mit Öl, Schmirgel und Fei¬
lenstaub beschmiert als ein wilder Büchsenmacher,
und wenn ein solches Pistolengeschütz nothdürftig
zusammenhielt, so wurde es mit einem starken
Knall probirt; doch nie zum zweiten Mal, dieses
wurde dem rothhäutigen oder schwarzen Käufer
überlassen auf den entlegenen Eilanden. Diesmal
fuhr er aber nur nach Neuyork und von da nach
England zurück, wo ich, der Büchsenmacherei nun
genugsam kundig, mich von ihm entfernte und
sogleich in ein Regiment anwerben ließ, das nach
Ostindien abgehen sollte."

"In Neuyork hatte ich zwar den Fuß an
das Land gesetzt und auf einige Stunden dies
amerikanische Leben besehen, welches mir eigentlich
nun recht hätte zusagen müssen, da hier Jeder
that, was er wollte, und sich gänzlich nach Be¬
dürfniß und Laune rührte, von einer Beschäfti¬
gung zur andern abspringend, wie es ihm eben
besser schien, ohne sich irgend einer Arbeit zu
schämen oder die eine für edler zu halten, als
die andre. Doch weiß ich nicht wie es kam,
daß ich mich schleunig wieder auf unser Schiff

mich ſtill zu der Arbeit, übte mich ein und war
bald über und über mit Öl, Schmirgel und Fei¬
lenſtaub beſchmiert als ein wilder Büchſenmacher,
und wenn ein ſolches Piſtolengeſchütz nothdürftig
zuſammenhielt, ſo wurde es mit einem ſtarken
Knall probirt; doch nie zum zweiten Mal, dieſes
wurde dem rothhäutigen oder ſchwarzen Käufer
überlaſſen auf den entlegenen Eilanden. Diesmal
fuhr er aber nur nach Neuyork und von da nach
England zurück, wo ich, der Büchſenmacherei nun
genugſam kundig, mich von ihm entfernte und
ſogleich in ein Regiment anwerben ließ, das nach
Oſtindien abgehen ſollte.«

»In Neuyork hatte ich zwar den Fuß an
das Land geſetzt und auf einige Stunden dies
amerikaniſche Leben beſehen, welches mir eigentlich
nun recht hätte zuſagen müſſen, da hier Jeder
that, was er wollte, und ſich gänzlich nach Be¬
dürfniß und Laune rührte, von einer Beſchäfti¬
gung zur andern abſpringend, wie es ihm eben
beſſer ſchien, ohne ſich irgend einer Arbeit zu
ſchämen oder die eine für edler zu halten, als
die andre. Doch weiß ich nicht wie es kam,
daß ich mich ſchleunig wieder auf unſer Schiff

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="41"/>
mich &#x017F;till zu der Arbeit, übte mich ein und war<lb/>
bald über und über mit Öl, Schmirgel und Fei¬<lb/>
len&#x017F;taub be&#x017F;chmiert als ein wilder Büch&#x017F;enmacher,<lb/>
und wenn ein &#x017F;olches Pi&#x017F;tolenge&#x017F;chütz nothdürftig<lb/>
zu&#x017F;ammenhielt, &#x017F;o wurde es mit einem &#x017F;tarken<lb/>
Knall probirt; doch nie zum zweiten Mal, die&#x017F;es<lb/>
wurde dem rothhäutigen oder &#x017F;chwarzen Käufer<lb/>
überla&#x017F;&#x017F;en auf den entlegenen Eilanden. Diesmal<lb/>
fuhr er aber nur nach Neuyork und von da nach<lb/>
England zurück, wo ich, der Büch&#x017F;enmacherei nun<lb/>
genug&#x017F;am kundig, mich von ihm entfernte und<lb/>
&#x017F;ogleich in ein Regiment anwerben ließ, das nach<lb/>
O&#x017F;tindien abgehen &#x017F;ollte.«</p><lb/>
        <p>»In Neuyork hatte ich zwar den Fuß an<lb/>
das Land ge&#x017F;etzt und auf einige Stunden dies<lb/>
amerikani&#x017F;che Leben be&#x017F;ehen, welches mir eigentlich<lb/>
nun recht hätte zu&#x017F;agen mü&#x017F;&#x017F;en, da hier Jeder<lb/>
that, was er wollte, und &#x017F;ich gänzlich nach Be¬<lb/>
dürfniß und Laune rührte, von einer Be&#x017F;chäfti¬<lb/>
gung zur andern ab&#x017F;pringend, wie es ihm eben<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chien, ohne &#x017F;ich irgend einer Arbeit zu<lb/>
&#x017F;chämen oder die eine für edler zu halten, als<lb/>
die andre. Doch weiß ich nicht wie es kam,<lb/>
daß ich mich &#x017F;chleunig wieder auf un&#x017F;er Schiff<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0053] mich ſtill zu der Arbeit, übte mich ein und war bald über und über mit Öl, Schmirgel und Fei¬ lenſtaub beſchmiert als ein wilder Büchſenmacher, und wenn ein ſolches Piſtolengeſchütz nothdürftig zuſammenhielt, ſo wurde es mit einem ſtarken Knall probirt; doch nie zum zweiten Mal, dieſes wurde dem rothhäutigen oder ſchwarzen Käufer überlaſſen auf den entlegenen Eilanden. Diesmal fuhr er aber nur nach Neuyork und von da nach England zurück, wo ich, der Büchſenmacherei nun genugſam kundig, mich von ihm entfernte und ſogleich in ein Regiment anwerben ließ, das nach Oſtindien abgehen ſollte.« »In Neuyork hatte ich zwar den Fuß an das Land geſetzt und auf einige Stunden dies amerikaniſche Leben beſehen, welches mir eigentlich nun recht hätte zuſagen müſſen, da hier Jeder that, was er wollte, und ſich gänzlich nach Be¬ dürfniß und Laune rührte, von einer Beſchäfti¬ gung zur andern abſpringend, wie es ihm eben beſſer ſchien, ohne ſich irgend einer Arbeit zu ſchämen oder die eine für edler zu halten, als die andre. Doch weiß ich nicht wie es kam, daß ich mich ſchleunig wieder auf unſer Schiff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/53
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/53>, abgerufen am 22.11.2024.