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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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nender Gutmüthigkeit,"bis zum nächsten Voll¬
mond sollst Du Dich alsdann Deines angeneh¬
men Zustandes erfreuen dürfen, aber nicht län¬
ger! denn in den abnehmenden Mond hinein
darf es nicht gehen, weil dieser einen vermin¬
dernden Einfluß auf mein wohlerworbenes Ei¬
genthum ausüben würde."

Das Kätzchen beeilte sich zuzuschlagen und
unterzeichnete einen Vertrag, welchen der Hexen¬
meister im Vorrath bei sich führte, mit seiner
scharfen Handschrift, welche sein letztes Besitzthum
und Zeichen besserer Tage war.

"Du kannst Dich nun zum Mittagessen bei
mir einfinden, Kater!" sagte der Hexer, "Punkt
zwölf Uhr wird gegessen!" "Ich werde so frei
sein, wenn Ihr's erlaubt!" sagte Spiegel und
fand sich pünktlich um die Mittagsstunde bei
Herrn Pineiß ein. Dort begann nun während
einiger Monate ein höchst angenehmes Leben für
das Kätzchen; denn es hatte auf der Welt wei¬
ter nichts zu thun, als die guten Dinge zu ver¬
zehren, die man ihm vorsetzte, dem Meister bei
der Hexerei zuzuschauen, wenn es mochte, und
auf dem Dache spazieren zu gehen. Dies Dach

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nender Gutmüthigkeit,»bis zum nächſten Voll¬
mond ſollſt Du Dich alsdann Deines angeneh¬
men Zuſtandes erfreuen dürfen, aber nicht län¬
ger! denn in den abnehmenden Mond hinein
darf es nicht gehen, weil dieſer einen vermin¬
dernden Einfluß auf mein wohlerworbenes Ei¬
genthum ausüben würde.«

Das Kätzchen beeilte ſich zuzuſchlagen und
unterzeichnete einen Vertrag, welchen der Hexen¬
meiſter im Vorrath bei ſich führte, mit ſeiner
ſcharfen Handſchrift, welche ſein letztes Beſitzthum
und Zeichen beſſerer Tage war.

»Du kannſt Dich nun zum Mittageſſen bei
mir einfinden, Kater!« ſagte der Hexer, »Punkt
zwölf Uhr wird gegeſſen!« »Ich werde ſo frei
ſein, wenn Ihr's erlaubt!« ſagte Spiegel und
fand ſich pünktlich um die Mittagsſtunde bei
Herrn Pineiß ein. Dort begann nun während
einiger Monate ein höchſt angenehmes Leben für
das Kätzchen; denn es hatte auf der Welt wei¬
ter nichts zu thun, als die guten Dinge zu ver¬
zehren, die man ihm vorſetzte, dem Meiſter bei
der Hexerei zuzuſchauen, wenn es mochte, und
auf dem Dache ſpazieren zu gehen. Dies Dach

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[457/0469] nender Gutmüthigkeit,»bis zum nächſten Voll¬ mond ſollſt Du Dich alsdann Deines angeneh¬ men Zuſtandes erfreuen dürfen, aber nicht län¬ ger! denn in den abnehmenden Mond hinein darf es nicht gehen, weil dieſer einen vermin¬ dernden Einfluß auf mein wohlerworbenes Ei¬ genthum ausüben würde.« Das Kätzchen beeilte ſich zuzuſchlagen und unterzeichnete einen Vertrag, welchen der Hexen¬ meiſter im Vorrath bei ſich führte, mit ſeiner ſcharfen Handſchrift, welche ſein letztes Beſitzthum und Zeichen beſſerer Tage war. »Du kannſt Dich nun zum Mittageſſen bei mir einfinden, Kater!« ſagte der Hexer, »Punkt zwölf Uhr wird gegeſſen!« »Ich werde ſo frei ſein, wenn Ihr's erlaubt!« ſagte Spiegel und fand ſich pünktlich um die Mittagsſtunde bei Herrn Pineiß ein. Dort begann nun während einiger Monate ein höchſt angenehmes Leben für das Kätzchen; denn es hatte auf der Welt wei¬ ter nichts zu thun, als die guten Dinge zu ver¬ zehren, die man ihm vorſetzte, dem Meiſter bei der Hexerei zuzuſchauen, wenn es mochte, und auf dem Dache ſpazieren zu gehen. Dies Dach 29 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/469>, abgerufen am 22.11.2024.