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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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freundliche Gelassenheit und hing sich ver¬
traulich an seinen Arm. "Ach, es ist doch schön,
sagte sie mit einem Seufzer, eine feste Stütze
zu haben im Leben! Selbst wenn man hinläng¬
lich begabt ist mit Klugheit und Einsicht
und einen tugendhaften Weg wandelt, so geht
es sich auf diesem Wege doch viel gemüthlicher
am vertrauten Freundesarme!" "Der Tausend,
ei ja wohl, das wollte ich wirklich meinen!"
erwiederte Dietrich und stieß ihr den Elbogen
tüchtig in die Seite, indem er zugleich nach
seinen Nebenbuhlern spähte, ob der Vorsprung
auch nicht zu groß würde, "sehen Sie wohl,
wertheste Jungfer! Kommt es Ihnen allendlich?
Merken Sie, wo Barthel den Most holt?"
"O Dietrich, lieber Dietrich! sagte sie mit einem
noch viel stärkeren Seufzer, "ich fühle mich oft
recht einsam!" "Hopsele, so muß es kommen!"
rief er und sein Herz hüpfte wie ein Häschen
im Weißkohl. "O Dietrich!" rief sie und
drückte sich fester an ihn; es ward ihm schwül
und sein Herz wollte zerspringen vor pfiffigem
Vergnügen; aber zugleich entdeckte er, daß seine
Vorläufer nicht mehr sichtbar, sondern um eine

freundliche Gelaſſenheit und hing ſich ver¬
traulich an ſeinen Arm. »Ach, es iſt doch ſchön,
ſagte ſie mit einem Seufzer, eine feſte Stütze
zu haben im Leben! Selbſt wenn man hinläng¬
lich begabt iſt mit Klugheit und Einſicht
und einen tugendhaften Weg wandelt, ſo geht
es ſich auf dieſem Wege doch viel gemüthlicher
am vertrauten Freundesarme!« »Der Tauſend,
ei ja wohl, das wollte ich wirklich meinen!«
erwiederte Dietrich und ſtieß ihr den Elbogen
tüchtig in die Seite, indem er zugleich nach
ſeinen Nebenbuhlern ſpähte, ob der Vorſprung
auch nicht zu groß würde, »ſehen Sie wohl,
wertheſte Jungfer! Kommt es Ihnen allendlich?
Merken Sie, wo Barthel den Moſt holt?«
»O Dietrich, lieber Dietrich! ſagte ſie mit einem
noch viel ſtärkeren Seufzer, »ich fühle mich oft
recht einſam!« »Hopſele, ſo muß es kommen!«
rief er und ſein Herz hüpfte wie ein Häschen
im Weißkohl. »O Dietrich!« rief ſie und
drückte ſich feſter an ihn; es ward ihm ſchwül
und ſein Herz wollte zerſpringen vor pfiffigem
Vergnügen; aber zugleich entdeckte er, daß ſeine
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[436/0448] freundliche Gelaſſenheit und hing ſich ver¬ traulich an ſeinen Arm. »Ach, es iſt doch ſchön, ſagte ſie mit einem Seufzer, eine feſte Stütze zu haben im Leben! Selbſt wenn man hinläng¬ lich begabt iſt mit Klugheit und Einſicht und einen tugendhaften Weg wandelt, ſo geht es ſich auf dieſem Wege doch viel gemüthlicher am vertrauten Freundesarme!« »Der Tauſend, ei ja wohl, das wollte ich wirklich meinen!« erwiederte Dietrich und ſtieß ihr den Elbogen tüchtig in die Seite, indem er zugleich nach ſeinen Nebenbuhlern ſpähte, ob der Vorſprung auch nicht zu groß würde, »ſehen Sie wohl, wertheſte Jungfer! Kommt es Ihnen allendlich? Merken Sie, wo Barthel den Moſt holt?« »O Dietrich, lieber Dietrich! ſagte ſie mit einem noch viel ſtärkeren Seufzer, »ich fühle mich oft recht einſam!« »Hopſele, ſo muß es kommen!« rief er und ſein Herz hüpfte wie ein Häschen im Weißkohl. »O Dietrich!« rief ſie und drückte ſich feſter an ihn; es ward ihm ſchwül und ſein Herz wollte zerſpringen vor pfiffigem Vergnügen; aber zugleich entdeckte er, daß ſeine Vorläufer nicht mehr ſichtbar, ſondern um eine

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/448>, abgerufen am 23.11.2024.