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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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den, und stiegen die Treppe hinauf und sogleich
drehten sie sich im Walzer herum, keinen Blick
von einander abwendend. Erst als der Walzer
zu Ende, sahen sie sich um; Vrenchen hatte sein
Haus zerdrückt und zerbrochen und wollte eben
betrübt darüber werden, als es noch mehr er¬
schrak über den schwarzen Geiger, in dessen Nähe
sie standen. Er saß auf einer Bank, die auf
einem Tische stand und sah so schwarz aus wie
gewöhnlich; nur hatte er heute einen grünen
Tannenbusch auf sein Hütchen gesteckt, zu seinen
Füßen hatte er eine Flasche Rothwein und ein
Glas stehen, welche er nie umstieß, obgleich er
fortwährend mit den Beinen strampelte, wenn
er geigte, und so eine Art von Eiertanz damit
vollbrachte. Neben ihm saß noch ein schöner
aber trauriger junger Mensch mit einem Wald¬
horn und ein Bucklicher stand an einer Baßgeige.
Sali erschrak auch, als er den Geiger erblickte;
dieser grüßte sie aber auf das Freundlichste und
rief: "Ich habe doch gewußt, daß ich euch noch
einmal aufspielen werde! So macht euch nur
recht lustig, ihr Schätzchen und thut mir Be¬
scheid!" Er bot Sali das volle Glas und

den, und ſtiegen die Treppe hinauf und ſogleich
drehten ſie ſich im Walzer herum, keinen Blick
von einander abwendend. Erſt als der Walzer
zu Ende, ſahen ſie ſich um; Vrenchen hatte ſein
Haus zerdrückt und zerbrochen und wollte eben
betrübt darüber werden, als es noch mehr er¬
ſchrak über den ſchwarzen Geiger, in deſſen Nähe
ſie ſtanden. Er ſaß auf einer Bank, die auf
einem Tiſche ſtand und ſah ſo ſchwarz aus wie
gewöhnlich; nur hatte er heute einen grünen
Tannenbuſch auf ſein Hütchen geſteckt, zu ſeinen
Füßen hatte er eine Flaſche Rothwein und ein
Glas ſtehen, welche er nie umſtieß, obgleich er
fortwährend mit den Beinen ſtrampelte, wenn
er geigte, und ſo eine Art von Eiertanz damit
vollbrachte. Neben ihm ſaß noch ein ſchöner
aber trauriger junger Menſch mit einem Wald¬
horn und ein Bucklicher ſtand an einer Baßgeige.
Sali erſchrak auch, als er den Geiger erblickte;
dieſer grüßte ſie aber auf das Freundlichſte und
rief: »Ich habe doch gewußt, daß ich euch noch
einmal aufſpielen werde! So macht euch nur
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[336/0348] den, und ſtiegen die Treppe hinauf und ſogleich drehten ſie ſich im Walzer herum, keinen Blick von einander abwendend. Erſt als der Walzer zu Ende, ſahen ſie ſich um; Vrenchen hatte ſein Haus zerdrückt und zerbrochen und wollte eben betrübt darüber werden, als es noch mehr er¬ ſchrak über den ſchwarzen Geiger, in deſſen Nähe ſie ſtanden. Er ſaß auf einer Bank, die auf einem Tiſche ſtand und ſah ſo ſchwarz aus wie gewöhnlich; nur hatte er heute einen grünen Tannenbuſch auf ſein Hütchen geſteckt, zu ſeinen Füßen hatte er eine Flaſche Rothwein und ein Glas ſtehen, welche er nie umſtieß, obgleich er fortwährend mit den Beinen ſtrampelte, wenn er geigte, und ſo eine Art von Eiertanz damit vollbrachte. Neben ihm ſaß noch ein ſchöner aber trauriger junger Menſch mit einem Wald¬ horn und ein Bucklicher ſtand an einer Baßgeige. Sali erſchrak auch, als er den Geiger erblickte; dieſer grüßte ſie aber auf das Freundlichſte und rief: »Ich habe doch gewußt, daß ich euch noch einmal aufſpielen werde! So macht euch nur recht luſtig, ihr Schätzchen und thut mir Be¬ ſcheid!« Er bot Sali das volle Glas und

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/348>, abgerufen am 22.11.2024.