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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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näher der Zug der Gefangenen der Stadt kam,
desto lebendiger wurde es; die Stadt selbst war
mit Soldaten und bewaffneten Landleuten ange¬
füllt, welche sich um die neu befestigte Regierung
schaarten, und die Gefangenen wurden im Triumphe
durchgeführt. Von der Opposition, welche gestern
noch so mächtig gewesen, daß sie um die Herr¬
schaft ringen konnte und sich bewegte, wie es ihr
gefiel, war nicht die leiseste Spur mehr zu er¬
blicken, es war eine ganz andere grobe und wider¬
stehende Welt, als sich Fritz gedacht hatte, welche
sich für unzweifelhaft und auf's Beste begründet
ausgab, und nur verwundert schien, wie man sie
irgend habe in Frage stellen und angreifen kön¬
nen. Denn Jeder tanzt, wenn seine Geige ge¬
strichen wird, und wenn viele Menschen zusam¬
men sich was einbilden, so blähet sich eine Un¬
endlichkeit in dieser Einbildung. Endlich aber
waren die Gefangenen in Thürmen und andern
Baulichkeiten untergebracht, die alle schon besetzt
waren mit ähnlichen Unternehmungslustigen, und
so befand sich auch Fritz hinter Schloß und Rie¬
gel und war es erklärlich, daß er nicht mit den
Seldwylern zurückgekehrt war.

näher der Zug der Gefangenen der Stadt kam,
deſto lebendiger wurde es; die Stadt ſelbſt war
mit Soldaten und bewaffneten Landleuten ange¬
füllt, welche ſich um die neu befeſtigte Regierung
ſchaarten, und die Gefangenen wurden im Triumphe
durchgeführt. Von der Oppoſition, welche geſtern
noch ſo mächtig geweſen, daß ſie um die Herr¬
ſchaft ringen konnte und ſich bewegte, wie es ihr
gefiel, war nicht die leiſeſte Spur mehr zu er¬
blicken, es war eine ganz andere grobe und wider¬
ſtehende Welt, als ſich Fritz gedacht hatte, welche
ſich für unzweifelhaft und auf's Beſte begründet
ausgab, und nur verwundert ſchien, wie man ſie
irgend habe in Frage ſtellen und angreifen kön¬
nen. Denn Jeder tanzt, wenn ſeine Geige ge¬
ſtrichen wird, und wenn viele Menſchen zuſam¬
men ſich was einbilden, ſo blähet ſich eine Un¬
endlichkeit in dieſer Einbildung. Endlich aber
waren die Gefangenen in Thürmen und andern
Baulichkeiten untergebracht, die alle ſchon beſetzt
waren mit ähnlichen Unternehmungsluſtigen, und
ſo befand ſich auch Fritz hinter Schloß und Rie¬
gel und war es erklärlich, daß er nicht mit den
Seldwylern zurückgekehrt war.

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[176/0188] näher der Zug der Gefangenen der Stadt kam, deſto lebendiger wurde es; die Stadt ſelbſt war mit Soldaten und bewaffneten Landleuten ange¬ füllt, welche ſich um die neu befeſtigte Regierung ſchaarten, und die Gefangenen wurden im Triumphe durchgeführt. Von der Oppoſition, welche geſtern noch ſo mächtig geweſen, daß ſie um die Herr¬ ſchaft ringen konnte und ſich bewegte, wie es ihr gefiel, war nicht die leiſeſte Spur mehr zu er¬ blicken, es war eine ganz andere grobe und wider¬ ſtehende Welt, als ſich Fritz gedacht hatte, welche ſich für unzweifelhaft und auf's Beſte begründet ausgab, und nur verwundert ſchien, wie man ſie irgend habe in Frage ſtellen und angreifen kön¬ nen. Denn Jeder tanzt, wenn ſeine Geige ge¬ ſtrichen wird, und wenn viele Menſchen zuſam¬ men ſich was einbilden, ſo blähet ſich eine Un¬ endlichkeit in dieſer Einbildung. Endlich aber waren die Gefangenen in Thürmen und andern Baulichkeiten untergebracht, die alle ſchon beſetzt waren mit ähnlichen Unternehmungsluſtigen, und ſo befand ſich auch Fritz hinter Schloß und Rie¬ gel und war es erklärlich, daß er nicht mit den Seldwylern zurückgekehrt war.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/188>, abgerufen am 26.11.2024.