Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.beißt. Und wo ein Theil noch unerklärlich war beißt. Und wo ein Theil noch unerklaͤrlich war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="48"/> beißt. Und wo ein Theil noch unerklaͤrlich war<lb/> und dunkel in's Fabelhafte verſchwand, da holte<lb/> der Redner ein helles Licht aus dem Erklaͤrten<lb/> und ließ es in jene Dunkelheit glaͤnzen, ſo daß<lb/> wenigſtens alle unbeſcheidenen und ungehoͤrigen<lb/> Seitengedanken vertrieben wurden und der dunkle<lb/> Gegenſtand unberuͤhrt und jungfraͤulich ſeiner<lb/> Zeit harrte, wie eine ferne Kuͤſte im Fruͤhlichte.<lb/> Selbſt da, wo er entſagen zu muͤſſen glaubte auf<lb/> eine jemalige Erkenntniß, that er dies mit der<lb/> uͤberzeugenden Hinweiſung, daß doch Alles mit<lb/> rechten Dingen zuginge und in der Graͤnze des<lb/> menſchlichen Wahrnehmungsvermoͤgens keineswegs<lb/> eine Graͤnze der Folgerichtigkeit und Einheit der<lb/> Natur laͤge. Hierbei brauchte er keinerlei gewalt¬<lb/> ſame Reden und vermied gewiſſe theologiſche Aus¬<lb/> druͤcke ſo gut, wie den Widerſpruch dagegen; die<lb/> Stumpfſinnigen und Eingenommenen merkten<lb/> auch von Allem nichts, und ſchrieben unverdroſ¬<lb/> ſen nieder, was ihnen zweckdienlich ſchien fuͤr<lb/> Eigenliebe und aufzuſtellende Meinungen, waͤh¬<lb/> rend die Unbefangenen alle Hintergedanken fahren<lb/> ließen und bei des Lehrers klugen Wendungen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0058]
beißt. Und wo ein Theil noch unerklaͤrlich war
und dunkel in's Fabelhafte verſchwand, da holte
der Redner ein helles Licht aus dem Erklaͤrten
und ließ es in jene Dunkelheit glaͤnzen, ſo daß
wenigſtens alle unbeſcheidenen und ungehoͤrigen
Seitengedanken vertrieben wurden und der dunkle
Gegenſtand unberuͤhrt und jungfraͤulich ſeiner
Zeit harrte, wie eine ferne Kuͤſte im Fruͤhlichte.
Selbſt da, wo er entſagen zu muͤſſen glaubte auf
eine jemalige Erkenntniß, that er dies mit der
uͤberzeugenden Hinweiſung, daß doch Alles mit
rechten Dingen zuginge und in der Graͤnze des
menſchlichen Wahrnehmungsvermoͤgens keineswegs
eine Graͤnze der Folgerichtigkeit und Einheit der
Natur laͤge. Hierbei brauchte er keinerlei gewalt¬
ſame Reden und vermied gewiſſe theologiſche Aus¬
druͤcke ſo gut, wie den Widerſpruch dagegen; die
Stumpfſinnigen und Eingenommenen merkten
auch von Allem nichts, und ſchrieben unverdroſ¬
ſen nieder, was ihnen zweckdienlich ſchien fuͤr
Eigenliebe und aufzuſtellende Meinungen, waͤh¬
rend die Unbefangenen alle Hintergedanken fahren
ließen und bei des Lehrers klugen Wendungen
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Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/58>, abgerufen am 17.07.2024. |