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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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glückseligsten Laune verharrte. "Laßt es gut sein!"
sagte Erikson, "dieser Witz, dieses Geschwätz sei
für einmal mein gerührter Abschied von Deutsch¬
land! Von nun an wollen wir dergleichen hin¬
ter uns werfen und uns eines wohlangewandten
Lebens befleißen!" Dann nahm er mit ernsterem
Blicke Heinrich bei der Hand, führte ihn hinter
einen großen Carton und sagte leise zu ihm:
"Lys läßt Dich freundlichst grüßen; der Arzt hat
ihm gerathen, nun sogleich nach dem Süden zu
gehen und sich dort wenigstens zwei Jahre auf¬
zuhalten. Er wird nach Palermo und dort ge¬
nesend in sich gehen; die Krankheit scheint doch
etwas an ihm geändert zu haben. Dein Ge¬
kritzel da auf dem Rahmen zeigt mir, daß Du
Dich übel befindest und nicht mit Dir einig bist;
sieh, wie Du aus der verfluchten Spinnwebe her¬
auskommst, die Du da angelegt hast, und wenn
Du Dich mit dem Ding, mit der Kunst oder
deren Richtung irgend getäuscht fändest, so besinne
Dich nicht lange und stelle die Segel anders!
Ich bin im gleichen Falle und muß erst jetzt
sehen, wie ich noch etwas Tüchtiges hantiren

gluͤckſeligſten Laune verharrte. »Laßt es gut ſein!«
ſagte Erikſon, »dieſer Witz, dieſes Geſchwaͤtz ſei
fuͤr einmal mein geruͤhrter Abſchied von Deutſch¬
land! Von nun an wollen wir dergleichen hin¬
ter uns werfen und uns eines wohlangewandten
Lebens befleißen!« Dann nahm er mit ernſterem
Blicke Heinrich bei der Hand, fuͤhrte ihn hinter
einen großen Carton und ſagte leiſe zu ihm:
»Lys laͤßt Dich freundlichſt gruͤßen; der Arzt hat
ihm gerathen, nun ſogleich nach dem Suͤden zu
gehen und ſich dort wenigſtens zwei Jahre auf¬
zuhalten. Er wird nach Palermo und dort ge¬
neſend in ſich gehen; die Krankheit ſcheint doch
etwas an ihm geaͤndert zu haben. Dein Ge¬
kritzel da auf dem Rahmen zeigt mir, daß Du
Dich uͤbel befindeſt und nicht mit Dir einig biſt;
ſieh, wie Du aus der verfluchten Spinnwebe her¬
auskommſt, die Du da angelegt haſt, und wenn
Du Dich mit dem Ding, mit der Kunſt oder
deren Richtung irgend getaͤuſcht faͤndeſt, ſo beſinne
Dich nicht lange und ſtelle die Segel anders!
Ich bin im gleichen Falle und muß erſt jetzt
ſehen, wie ich noch etwas Tuͤchtiges hantiren

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[31/0041] gluͤckſeligſten Laune verharrte. »Laßt es gut ſein!« ſagte Erikſon, »dieſer Witz, dieſes Geſchwaͤtz ſei fuͤr einmal mein geruͤhrter Abſchied von Deutſch¬ land! Von nun an wollen wir dergleichen hin¬ ter uns werfen und uns eines wohlangewandten Lebens befleißen!« Dann nahm er mit ernſterem Blicke Heinrich bei der Hand, fuͤhrte ihn hinter einen großen Carton und ſagte leiſe zu ihm: »Lys laͤßt Dich freundlichſt gruͤßen; der Arzt hat ihm gerathen, nun ſogleich nach dem Suͤden zu gehen und ſich dort wenigſtens zwei Jahre auf¬ zuhalten. Er wird nach Palermo und dort ge¬ neſend in ſich gehen; die Krankheit ſcheint doch etwas an ihm geaͤndert zu haben. Dein Ge¬ kritzel da auf dem Rahmen zeigt mir, daß Du Dich uͤbel befindeſt und nicht mit Dir einig biſt; ſieh, wie Du aus der verfluchten Spinnwebe her¬ auskommſt, die Du da angelegt haſt, und wenn Du Dich mit dem Ding, mit der Kunſt oder deren Richtung irgend getaͤuſcht faͤndeſt, ſo beſinne Dich nicht lange und ſtelle die Segel anders! Ich bin im gleichen Falle und muß erſt jetzt ſehen, wie ich noch etwas Tuͤchtiges hantiren

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/41>, abgerufen am 22.11.2024.