und mit reich geformten blanken Stahlschlüsseln versehen waren, boten dem Lichte ihre glänzende Fläche dar; denn der Himmel wölbte sich jetzt ganz dunkelblau über dem Hause, und eine merk¬ würdige halbnächtliche Sonne spiegelte sich in der dunklen Pracht deß Nußbaumholzes, im Silber der Gefäße und in den Fensterscheiben. Alles dies sah aus wie das nach außen gekehrte In¬ wendige eines altbestandenen reichen Hauses, und hatte doch ein sehr festes und bauliches Ansehen. Jetzt entdeckte Heinrich, daß außen schön ge¬ schnitzte Treppen zu den Galerien hinaufführten, und bestieg dieselben, Einlaß suchend. Wenn er aber eine der Thüren öffnete, so sah er nichts als ein Gelaß vor sich, welches mit Vorräthen der verschiedensten Art angefüllt war. Hier that sich eine reiche Bücherei auf, deren dunkle Leder¬ bände von Gold glänzten, dort war Geräth und Geschirr aller Art übereinandergeschichtet, was man nur wünschen mochte zur Annehmlichkeit des Lebens, dort wieder thürmte sich ein Schneege¬ birge feiner Leinwand empor, oder ein duftender Schrank that sich auf mit hundert köstlichen
und mit reich geformten blanken Stahlſchluͤſſeln verſehen waren, boten dem Lichte ihre glaͤnzende Flaͤche dar; denn der Himmel woͤlbte ſich jetzt ganz dunkelblau uͤber dem Hauſe, und eine merk¬ wuͤrdige halbnaͤchtliche Sonne ſpiegelte ſich in der dunklen Pracht deß Nußbaumholzes, im Silber der Gefaͤße und in den Fenſterſcheiben. Alles dies ſah aus wie das nach außen gekehrte In¬ wendige eines altbeſtandenen reichen Hauſes, und hatte doch ein ſehr feſtes und bauliches Anſehen. Jetzt entdeckte Heinrich, daß außen ſchoͤn ge¬ ſchnitzte Treppen zu den Galerien hinauffuͤhrten, und beſtieg dieſelben, Einlaß ſuchend. Wenn er aber eine der Thuͤren oͤffnete, ſo ſah er nichts als ein Gelaß vor ſich, welches mit Vorraͤthen der verſchiedenſten Art angefuͤllt war. Hier that ſich eine reiche Buͤcherei auf, deren dunkle Leder¬ baͤnde von Gold glaͤnzten, dort war Geraͤth und Geſchirr aller Art uͤbereinandergeſchichtet, was man nur wuͤnſchen mochte zur Annehmlichkeit des Lebens, dort wieder thuͤrmte ſich ein Schneege¬ birge feiner Leinwand empor, oder ein duftender Schrank that ſich auf mit hundert koͤſtlichen
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und mit reich geformten blanken Stahlſchluͤſſeln
verſehen waren, boten dem Lichte ihre glaͤnzende
Flaͤche dar; denn der Himmel woͤlbte ſich jetzt
ganz dunkelblau uͤber dem Hauſe, und eine merk¬
wuͤrdige halbnaͤchtliche Sonne ſpiegelte ſich in der
dunklen Pracht deß Nußbaumholzes, im Silber
der Gefaͤße und in den Fenſterſcheiben. Alles
dies ſah aus wie das nach außen gekehrte In¬
wendige eines altbeſtandenen reichen Hauſes, und
hatte doch ein ſehr feſtes und bauliches Anſehen.
Jetzt entdeckte Heinrich, daß außen ſchoͤn ge¬
ſchnitzte Treppen zu den Galerien hinauffuͤhrten,
und beſtieg dieſelben, Einlaß ſuchend. Wenn
er aber eine der Thuͤren oͤffnete, ſo ſah er nichts
als ein Gelaß vor ſich, welches mit Vorraͤthen
der verſchiedenſten Art angefuͤllt war. Hier that
ſich eine reiche Buͤcherei auf, deren dunkle Leder¬
baͤnde von Gold glaͤnzten, dort war Geraͤth und
Geſchirr aller Art uͤbereinandergeſchichtet, was
man nur wuͤnſchen mochte zur Annehmlichkeit des
Lebens, dort wieder thuͤrmte ſich ein Schneege¬
birge feiner Leinwand empor, oder ein duftender
Schrank that ſich auf mit hundert koͤſtlichen
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/268>, abgerufen am 23.11.2024.
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