eh' ich nur die Frage kenne?" sagte das Pferd verwundert.
"Was?" rief Heinrich erbost, "das weißt Du nicht? Deinen guten Willen und Dein bischen Ehrlichkeit sollst Du zusammennehmen und den Vorsatz fassen, ohne alle Heuchelei und Aus¬ schmückung zu antworten, und selbst wenn Du gar nichts zu antworten weißt, so sollst Du dies mit gutem ehrlichen Willen bekennen, und dies wird alsdann die gesundeste Antwort sein. Kurz, Du sollst, während Du philosophirst, wirklich ein Philosoph sein und nicht etwa ein Buchbinder oder ein Kattundrucker!"
"Es ist doch wunderbar mit den Menschen!" bemerkte der Goldfuchs melancholisch. "Bist denn Du etwa jetzt ein Philosoph, während Du Dir erst ein Pferd träumst, um Dir von demselben Fragen beantworten zu lassen, welche Du Dir einfacher und unmittelbar aus Dir selbst beant¬ worten kannst? Muß denn Dein träumender Verstand wirklich erst ein Pferd formen, es auf vier Beinen dahinstellen und sich rittlings darauf¬
eh' ich nur die Frage kenne?« ſagte das Pferd verwundert.
»Was?« rief Heinrich erboſt, »das weißt Du nicht? Deinen guten Willen und Dein bischen Ehrlichkeit ſollſt Du zuſammennehmen und den Vorſatz faſſen, ohne alle Heuchelei und Aus¬ ſchmuͤckung zu antworten, und ſelbſt wenn Du gar nichts zu antworten weißt, ſo ſollſt Du dies mit gutem ehrlichen Willen bekennen, und dies wird alsdann die geſundeſte Antwort ſein. Kurz, Du ſollſt, waͤhrend Du philoſophirſt, wirklich ein Philoſoph ſein und nicht etwa ein Buchbinder oder ein Kattundrucker!«
»Es iſt doch wunderbar mit den Menſchen!« bemerkte der Goldfuchs melancholiſch. »Biſt denn Du etwa jetzt ein Philoſoph, waͤhrend Du Dir erſt ein Pferd traͤumſt, um Dir von demſelben Fragen beantworten zu laſſen, welche Du Dir einfacher und unmittelbar aus Dir ſelbſt beant¬ worten kannſt? Muß denn Dein traͤumender Verſtand wirklich erſt ein Pferd formen, es auf vier Beinen dahinſtellen und ſich rittlings darauf¬
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eh' ich nur die Frage kenne?« ſagte das Pferd
verwundert.
»Was?« rief Heinrich erboſt, »das weißt Du
nicht? Deinen guten Willen und Dein bischen
Ehrlichkeit ſollſt Du zuſammennehmen und den
Vorſatz faſſen, ohne alle Heuchelei und Aus¬
ſchmuͤckung zu antworten, und ſelbſt wenn Du
gar nichts zu antworten weißt, ſo ſollſt Du dies
mit gutem ehrlichen Willen bekennen, und dies
wird alsdann die geſundeſte Antwort ſein. Kurz,
Du ſollſt, waͤhrend Du philoſophirſt, wirklich ein
Philoſoph ſein und nicht etwa ein Buchbinder
oder ein Kattundrucker!«
»Es iſt doch wunderbar mit den Menſchen!«
bemerkte der Goldfuchs melancholiſch. »Biſt denn
Du etwa jetzt ein Philoſoph, waͤhrend Du Dir
erſt ein Pferd traͤumſt, um Dir von demſelben
Fragen beantworten zu laſſen, welche Du Dir
einfacher und unmittelbar aus Dir ſelbſt beant¬
worten kannſt? Muß denn Dein traͤumender
Verſtand wirklich erſt ein Pferd formen, es auf
vier Beinen dahinſtellen und ſich rittlings darauf¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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