in die Welt hinein fuhr. Sich in seinem ein¬ fachen Handwerk beschränkend und nichts Anderes kennend, als die unermüdete Nutzanwendung sei¬ ner fleißigen und geschickten Hand, jeden Vortheil für dieselbe ersehend und die Augen überall auf¬ machend, aber nur auf ein und denselben Gegen¬ stand gerichtet und aller Orten nur diesen sehend, war er nach wenigen Jahren als ein wohlgeschul¬ ter und entschlossener junger Mann zurückgekehrt und begann die Gründung seines Hauses mit so zweifellosem und glücklichem Willen, als ob es gar nicht anders hergehen könnte, und die Welt empfing und förderte ihn dabei, als ob es nur so sein müßte, von seinem klaren Muthe angezogen und bezwungen, und als Pfand gab sie ihm ein schönes und wohlhabendes Bürger¬ mädchen zur Frau, mit welcher er jetzt eben, nicht ohne kluge geschäftliche Nebenzwecke, die Hochzeitreise machte.
Er hatte vor seiner Abreise bei Heinrich's Mutter angefragt, ob sie etwas für ihren Sohn auszurichten hätte, und diese, indem sie mit Be¬ schämung gestehen mußte, daß sie nicht einmal
in die Welt hinein fuhr. Sich in ſeinem ein¬ fachen Handwerk beſchraͤnkend und nichts Anderes kennend, als die unermuͤdete Nutzanwendung ſei¬ ner fleißigen und geſchickten Hand, jeden Vortheil fuͤr dieſelbe erſehend und die Augen uͤberall auf¬ machend, aber nur auf ein und denſelben Gegen¬ ſtand gerichtet und aller Orten nur dieſen ſehend, war er nach wenigen Jahren als ein wohlgeſchul¬ ter und entſchloſſener junger Mann zuruͤckgekehrt und begann die Gruͤndung ſeines Hauſes mit ſo zweifelloſem und gluͤcklichem Willen, als ob es gar nicht anders hergehen koͤnnte, und die Welt empfing und foͤrderte ihn dabei, als ob es nur ſo ſein muͤßte, von ſeinem klaren Muthe angezogen und bezwungen, und als Pfand gab ſie ihm ein ſchoͤnes und wohlhabendes Buͤrger¬ maͤdchen zur Frau, mit welcher er jetzt eben, nicht ohne kluge geſchaͤftliche Nebenzwecke, die Hochzeitreiſe machte.
Er hatte vor ſeiner Abreiſe bei Heinrich's Mutter angefragt, ob ſie etwas fuͤr ihren Sohn auszurichten haͤtte, und dieſe, indem ſie mit Be¬ ſchaͤmung geſtehen mußte, daß ſie nicht einmal
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in die Welt hinein fuhr. Sich in ſeinem ein¬
fachen Handwerk beſchraͤnkend und nichts Anderes
kennend, als die unermuͤdete Nutzanwendung ſei¬
ner fleißigen und geſchickten Hand, jeden Vortheil
fuͤr dieſelbe erſehend und die Augen uͤberall auf¬
machend, aber nur auf ein und denſelben Gegen¬
ſtand gerichtet und aller Orten nur dieſen ſehend,
war er nach wenigen Jahren als ein wohlgeſchul¬
ter und entſchloſſener junger Mann zuruͤckgekehrt
und begann die Gruͤndung ſeines Hauſes mit
ſo zweifelloſem und gluͤcklichem Willen, als ob
es gar nicht anders hergehen koͤnnte, und die
Welt empfing und foͤrderte ihn dabei, als ob es
nur ſo ſein muͤßte, von ſeinem klaren Muthe
angezogen und bezwungen, und als Pfand gab
ſie ihm ein ſchoͤnes und wohlhabendes Buͤrger¬
maͤdchen zur Frau, mit welcher er jetzt eben,
nicht ohne kluge geſchaͤftliche Nebenzwecke, die
Hochzeitreiſe machte.
Er hatte vor ſeiner Abreiſe bei Heinrich's
Mutter angefragt, ob ſie etwas fuͤr ihren Sohn
auszurichten haͤtte, und dieſe, indem ſie mit Be¬
ſchaͤmung geſtehen mußte, daß ſie nicht einmal
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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