nur die Abrechnung der verwendeten Mittel und die Prüfung des Verständnisses ist, und wie gegen die ununterbrochene Ursachenreihe auch in der Geschichte weder hoffen noch fürchten, weder jam¬ mern noch toben, weder Uebermuth noch Verzagt¬ heit etwas hilft, sondern Bewegung und Rück¬ schlag ihren wohlgemessenen und begründeten Rhythmus haben, so gab er besonders Acht auf die Zeit- und Dauerverhältnisse in der Geschichte und verglich den Charakter der Ereignisse und Zustände mit ihrer Dauer und dem Wechsel ihrer Folge: welche Art von anhaltenden Zuständen z. B. ein plötzliches oder ein allmäliges Ende nehmen, oder welche Art von unerwarteten ra¬ schen Ereignissen dennoch einen dauernden Erfolg haben, und warum? Welche Bewegungsarten einen schnellen oder langsamen, einen gänzlichen oder theilweisen Rückschlag hervorrufen, welche von ihnen scheinbar täuschen und in die Irre füh¬ ren, und welche den erwarteten Gang offen gehen? In welchem Verhältniß überhaupt die Summe des moralischen Inhaltes zu dem Rhythmus der Jahrhunderte, der Jahre, der Wochen und der
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nur die Abrechnung der verwendeten Mittel und die Pruͤfung des Verſtaͤndniſſes iſt, und wie gegen die ununterbrochene Urſachenreihe auch in der Geſchichte weder hoffen noch fuͤrchten, weder jam¬ mern noch toben, weder Uebermuth noch Verzagt¬ heit etwas hilft, ſondern Bewegung und Ruͤck¬ ſchlag ihren wohlgemeſſenen und begruͤndeten Rhythmus haben, ſo gab er beſonders Acht auf die Zeit- und Dauerverhaͤltniſſe in der Geſchichte und verglich den Charakter der Ereigniſſe und Zuſtaͤnde mit ihrer Dauer und dem Wechſel ihrer Folge: welche Art von anhaltenden Zuſtaͤnden z. B. ein ploͤtzliches oder ein allmaͤliges Ende nehmen, oder welche Art von unerwarteten ra¬ ſchen Ereigniſſen dennoch einen dauernden Erfolg haben, und warum? Welche Bewegungsarten einen ſchnellen oder langſamen, einen gaͤnzlichen oder theilweiſen Ruͤckſchlag hervorrufen, welche von ihnen ſcheinbar taͤuſchen und in die Irre fuͤh¬ ren, und welche den erwarteten Gang offen gehen? In welchem Verhaͤltniß uͤberhaupt die Summe des moraliſchen Inhaltes zu dem Rhythmus der Jahrhunderte, der Jahre, der Wochen und der
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nur die Abrechnung der verwendeten Mittel und
die Pruͤfung des Verſtaͤndniſſes iſt, und wie
gegen die ununterbrochene Urſachenreihe auch in der
Geſchichte weder hoffen noch fuͤrchten, weder jam¬
mern noch toben, weder Uebermuth noch Verzagt¬
heit etwas hilft, ſondern Bewegung und Ruͤck¬
ſchlag ihren wohlgemeſſenen und begruͤndeten
Rhythmus haben, ſo gab er beſonders Acht auf
die Zeit- und Dauerverhaͤltniſſe in der Geſchichte
und verglich den Charakter der Ereigniſſe und
Zuſtaͤnde mit ihrer Dauer und dem Wechſel ihrer
Folge: welche Art von anhaltenden Zuſtaͤnden
z. B. ein ploͤtzliches oder ein allmaͤliges Ende
nehmen, oder welche Art von unerwarteten ra¬
ſchen Ereigniſſen dennoch einen dauernden Erfolg
haben, und warum? Welche Bewegungsarten
einen ſchnellen oder langſamen, einen gaͤnzlichen
oder theilweiſen Ruͤckſchlag hervorrufen, welche
von ihnen ſcheinbar taͤuſchen und in die Irre fuͤh¬
ren, und welche den erwarteten Gang offen gehen?
In welchem Verhaͤltniß uͤberhaupt die Summe
des moraliſchen Inhaltes zu dem Rhythmus der
Jahrhunderte, der Jahre, der Wochen und der
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/109>, abgerufen am 28.11.2024.
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