so hätte er meiner Meinung nach wenigstens sie bemerken, mich verstehen und etwas darüber sa¬ gen müssen.
Ich wagte daher zu widersprechen, schob die Schuld auf die Wasserfarben, in welchen keine Kraft und Freiheit möglich sei, und sprach meine Sehnsucht aus nach guter Leinwand und Oel¬ farben, wo Alles schon von selbst eine respectable Gestalt und Haltung gewinnen würde. Hiemit griff ich aber meinen Lehrer in seiner Existenz an, indem er glaubte und behauptete, daß die ganze und volle Künstlerschaft sich hinlänglich und vor¬ züglich nur durch etwas weißes Papier und einige englische Farbentäfelchen bethätigen und zeigen könne. Er hatte seine Bahn abgeschlossen und gedachte nichts Anderes mehr zu leisten, als er schon that, daher beleidigte ihn, wie ich nun zu erkennen gab, daß ich das durch ihn Gelernte nur als eine Staffel betrachte und bereits mich dar¬ über hinweg zu etwas Höherem berufen fühle. Er wurde um so empfindlicher, als ich einen leb¬ haften und wiederholten Streit über diesen Ge¬ genstand hartnäckig aushielt, von meinen Hoff¬
ſo haͤtte er meiner Meinung nach wenigſtens ſie bemerken, mich verſtehen und etwas daruͤber ſa¬ gen muͤſſen.
Ich wagte daher zu widerſprechen, ſchob die Schuld auf die Waſſerfarben, in welchen keine Kraft und Freiheit moͤglich ſei, und ſprach meine Sehnſucht aus nach guter Leinwand und Oel¬ farben, wo Alles ſchon von ſelbſt eine reſpectable Geſtalt und Haltung gewinnen wuͤrde. Hiemit griff ich aber meinen Lehrer in ſeiner Exiſtenz an, indem er glaubte und behauptete, daß die ganze und volle Kuͤnſtlerſchaft ſich hinlaͤnglich und vor¬ zuͤglich nur durch etwas weißes Papier und einige engliſche Farbentaͤfelchen bethaͤtigen und zeigen koͤnne. Er hatte ſeine Bahn abgeſchloſſen und gedachte nichts Anderes mehr zu leiſten, als er ſchon that, daher beleidigte ihn, wie ich nun zu erkennen gab, daß ich das durch ihn Gelernte nur als eine Staffel betrachte und bereits mich dar¬ uͤber hinweg zu etwas Hoͤherem berufen fuͤhle. Er wurde um ſo empfindlicher, als ich einen leb¬ haften und wiederholten Streit uͤber dieſen Ge¬ genſtand hartnaͤckig aushielt, von meinen Hoff¬
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ſo haͤtte er meiner Meinung nach wenigſtens ſie
bemerken, mich verſtehen und etwas daruͤber ſa¬
gen muͤſſen.
Ich wagte daher zu widerſprechen, ſchob die
Schuld auf die Waſſerfarben, in welchen keine
Kraft und Freiheit moͤglich ſei, und ſprach meine
Sehnſucht aus nach guter Leinwand und Oel¬
farben, wo Alles ſchon von ſelbſt eine reſpectable
Geſtalt und Haltung gewinnen wuͤrde. Hiemit
griff ich aber meinen Lehrer in ſeiner Exiſtenz an,
indem er glaubte und behauptete, daß die ganze
und volle Kuͤnſtlerſchaft ſich hinlaͤnglich und vor¬
zuͤglich nur durch etwas weißes Papier und einige
engliſche Farbentaͤfelchen bethaͤtigen und zeigen
koͤnne. Er hatte ſeine Bahn abgeſchloſſen und
gedachte nichts Anderes mehr zu leiſten, als er
ſchon that, daher beleidigte ihn, wie ich nun zu
erkennen gab, daß ich das durch ihn Gelernte nur
als eine Staffel betrachte und bereits mich dar¬
uͤber hinweg zu etwas Hoͤherem berufen fuͤhle.
Er wurde um ſo empfindlicher, als ich einen leb¬
haften und wiederholten Streit uͤber dieſen Ge¬
genſtand hartnaͤckig aushielt, von meinen Hoff¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/87>, abgerufen am 23.11.2024.
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