nen Verläumder zu eigenem Gebrauche zu! Nun wollen wir sehen, wie weit Dich Deine gottlose Tollheit führt!" Dies sagte Heinrich, während eine wilde Streitlust in ihm aufflammte Ferdi¬ nand aber antwortete mit bitterer verdrußvoller Stimme: "Genug des Schimpfens! Du bist von mir gefordert! Und zwar mit Tagesanbruch halte Dich bereit, einmal mit der Klinge in der Hand für Deinen Gott einzustehen, für den Du so weidlich zu schimpfen verstehst! Sorge für Deinen Beistand, und nun geh' Deines Weges und laß mich allein!"
Er brauchte dies nicht zweimal zu sagen; denn Heinrich hatte unter anderen Thorheiten, als er fechten gelernt, sich auch das großländische Benehmen in sogenannten Ehrensachen gemerkt und angeeignet, ohne daß er es bis jetzt bethäti¬ gen konnte; und obgleich er noch genug auf dem Herzen hatte und gern noch lange gesprochen und gezankt hätte, gleich den alten Helden, welche wenigstens eben so viele Worte als Streiche aus¬ zugeben wußten und bei aller Thatkräftigkeit doch gern vorher den Streit gründlich besprachen,
III. 23
nen Verlaͤumder zu eigenem Gebrauche zu! Nun wollen wir ſehen, wie weit Dich Deine gottloſe Tollheit fuͤhrt!« Dies ſagte Heinrich, waͤhrend eine wilde Streitluſt in ihm aufflammte Ferdi¬ nand aber antwortete mit bitterer verdrußvoller Stimme: »Genug des Schimpfens! Du biſt von mir gefordert! Und zwar mit Tagesanbruch halte Dich bereit, einmal mit der Klinge in der Hand fuͤr Deinen Gott einzuſtehen, fuͤr den Du ſo weidlich zu ſchimpfen verſtehſt! Sorge fuͤr Deinen Beiſtand, und nun geh' Deines Weges und laß mich allein!«
Er brauchte dies nicht zweimal zu ſagen; denn Heinrich hatte unter anderen Thorheiten, als er fechten gelernt, ſich auch das großlaͤndiſche Benehmen in ſogenannten Ehrenſachen gemerkt und angeeignet, ohne daß er es bis jetzt bethaͤti¬ gen konnte; und obgleich er noch genug auf dem Herzen hatte und gern noch lange geſprochen und gezankt haͤtte, gleich den alten Helden, welche wenigſtens eben ſo viele Worte als Streiche aus¬ zugeben wußten und bei aller Thatkraͤftigkeit doch gern vorher den Streit gruͤndlich beſprachen,
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nen Verlaͤumder zu eigenem Gebrauche zu! Nun
wollen wir ſehen, wie weit Dich Deine gottloſe
Tollheit fuͤhrt!« Dies ſagte Heinrich, waͤhrend
eine wilde Streitluſt in ihm aufflammte Ferdi¬
nand aber antwortete mit bitterer verdrußvoller
Stimme: »Genug des Schimpfens! Du biſt von
mir gefordert! Und zwar mit Tagesanbruch halte
Dich bereit, einmal mit der Klinge in der Hand
fuͤr Deinen Gott einzuſtehen, fuͤr den Du ſo
weidlich zu ſchimpfen verſtehſt! Sorge fuͤr Deinen
Beiſtand, und nun geh' Deines Weges und laß
mich allein!«
Er brauchte dies nicht zweimal zu ſagen;
denn Heinrich hatte unter anderen Thorheiten,
als er fechten gelernt, ſich auch das großlaͤndiſche
Benehmen in ſogenannten Ehrenſachen gemerkt
und angeeignet, ohne daß er es bis jetzt bethaͤti¬
gen konnte; und obgleich er noch genug auf dem
Herzen hatte und gern noch lange geſprochen und
gezankt haͤtte, gleich den alten Helden, welche
wenigſtens eben ſo viele Worte als Streiche aus¬
zugeben wußten und bei aller Thatkraͤftigkeit
doch gern vorher den Streit gruͤndlich beſprachen,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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