nen sie auch nicht beleidigen noch beschimpfen, da ihre einsame Willkür alle gewöhnliche Wirkung aufhebt. Doch mußte er jetzt lachen, als er sich vorstellte, wie schön der König sich nun vergreifen würde, wenn er ihm die stachlichte Schellenkappe abschlagen wollte. Muthwillig bot er ihm sein bestechpalmtes Haupt hin und sagte leise: He König! schlag' mir die Kappe 'runter! Der Kö¬ nig sah ihn betroffen an, schien sich zu erinnern und sagte kein Wort. Heinrich sah ihn ernsthaft an, klingelte bedeutsam mit den Schellen auf sei¬ nem Kopfe und sprang davon.
In den Gemächern und Gängen des Palastes, wie in den Gartenarkaden gingen die Künstler recht durch ihr eigenes Werk, das in vielfältiger Gestalt, von Säulen, Wänden, Decken und Trep¬ pen, in Gold, Farben und Marmor sie umglänzte. Und als sie über den von Pechflammen erleuch¬ teten Platz zogen, durch das Gewoge des Stadt¬ volkes hin, ragte wieder überall ihr Werk in Erz¬ bildern und hohen Gebäuden.
Doch mündete nun der Zug in das benach¬ barte große Odeon und ergoß sich froh aufathmend
nen ſie auch nicht beleidigen noch beſchimpfen, da ihre einſame Willkuͤr alle gewoͤhnliche Wirkung aufhebt. Doch mußte er jetzt lachen, als er ſich vorſtellte, wie ſchoͤn der Koͤnig ſich nun vergreifen wuͤrde, wenn er ihm die ſtachlichte Schellenkappe abſchlagen wollte. Muthwillig bot er ihm ſein beſtechpalmtes Haupt hin und ſagte leiſe: He Koͤnig! ſchlag' mir die Kappe 'runter! Der Koͤ¬ nig ſah ihn betroffen an, ſchien ſich zu erinnern und ſagte kein Wort. Heinrich ſah ihn ernſthaft an, klingelte bedeutſam mit den Schellen auf ſei¬ nem Kopfe und ſprang davon.
In den Gemaͤchern und Gaͤngen des Palaſtes, wie in den Gartenarkaden gingen die Kuͤnſtler recht durch ihr eigenes Werk, das in vielfaͤltiger Geſtalt, von Saͤulen, Waͤnden, Decken und Trep¬ pen, in Gold, Farben und Marmor ſie umglaͤnzte. Und als ſie uͤber den von Pechflammen erleuch¬ teten Platz zogen, durch das Gewoge des Stadt¬ volkes hin, ragte wieder uͤberall ihr Werk in Erz¬ bildern und hohen Gebaͤuden.
Doch muͤndete nun der Zug in das benach¬ barte große Odeon und ergoß ſich froh aufathmend
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nen ſie auch nicht beleidigen noch beſchimpfen, da
ihre einſame Willkuͤr alle gewoͤhnliche Wirkung
aufhebt. Doch mußte er jetzt lachen, als er ſich
vorſtellte, wie ſchoͤn der Koͤnig ſich nun vergreifen
wuͤrde, wenn er ihm die ſtachlichte Schellenkappe
abſchlagen wollte. Muthwillig bot er ihm ſein
beſtechpalmtes Haupt hin und ſagte leiſe: He
Koͤnig! ſchlag' mir die Kappe 'runter! Der Koͤ¬
nig ſah ihn betroffen an, ſchien ſich zu erinnern
und ſagte kein Wort. Heinrich ſah ihn ernſthaft
an, klingelte bedeutſam mit den Schellen auf ſei¬
nem Kopfe und ſprang davon.
In den Gemaͤchern und Gaͤngen des Palaſtes,
wie in den Gartenarkaden gingen die Kuͤnſtler
recht durch ihr eigenes Werk, das in vielfaͤltiger
Geſtalt, von Saͤulen, Waͤnden, Decken und Trep¬
pen, in Gold, Farben und Marmor ſie umglaͤnzte.
Und als ſie uͤber den von Pechflammen erleuch¬
teten Platz zogen, durch das Gewoge des Stadt¬
volkes hin, ragte wieder uͤberall ihr Werk in Erz¬
bildern und hohen Gebaͤuden.
Doch muͤndete nun der Zug in das benach¬
barte große Odeon und ergoß ſich froh aufathmend
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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