wilde Katzen und Eichhörnchen kletterten und Vö¬ gel nisteten. Durch die Stämme dieses Waldes aber sah man bereits die silberne Gestalt der schmalen Diana schimmern, der lieblichen Agnes, wie sie von Ferdinand geschmückt worden war. Ihr Wagen war von allem möglichen Wilde be¬ deckt und dessen Köpfe umkränzten ihn mit ver¬ goldetem Gehörn und bunten Federn. Sie selbst saß mit Bogen und Pfeil auf einem bemosten Fels, aus welchem ein lebendiger Quell in ein natürliches Becken von Tropfsteinen sprang, an welches die wilden Männer und Jäger sich manch¬ mal durstig niederbeugten und aus der Hand tranken.
Agnes war in ein Gewand von Silberstoff gekleidet, welches bis tief auf die Hüften ganz anliegend war und alle ihre geschmeidigen Formen wie in Silber gegossen erscheinen ließ. Die kleine klare Brust war wie von einem Silberschmied zierlich getrieben. Vom Schooße abwärts aber, der von einem grünen Gürtel mehrfach umwun¬ den war, floß das Gewand weit und faltig, mehr¬ fach geschürzt, doch bis auf die Füßchen, welche
wilde Katzen und Eichhoͤrnchen kletterten und Voͤ¬ gel niſteten. Durch die Staͤmme dieſes Waldes aber ſah man bereits die ſilberne Geſtalt der ſchmalen Diana ſchimmern, der lieblichen Agnes, wie ſie von Ferdinand geſchmuͤckt worden war. Ihr Wagen war von allem moͤglichen Wilde be¬ deckt und deſſen Koͤpfe umkraͤnzten ihn mit ver¬ goldetem Gehoͤrn und bunten Federn. Sie ſelbſt ſaß mit Bogen und Pfeil auf einem bemoſten Fels, aus welchem ein lebendiger Quell in ein natuͤrliches Becken von Tropfſteinen ſprang, an welches die wilden Maͤnner und Jaͤger ſich manch¬ mal durſtig niederbeugten und aus der Hand tranken.
Agnes war in ein Gewand von Silberſtoff gekleidet, welches bis tief auf die Huͤften ganz anliegend war und alle ihre geſchmeidigen Formen wie in Silber gegoſſen erſcheinen ließ. Die kleine klare Bruſt war wie von einem Silberſchmied zierlich getrieben. Vom Schooße abwaͤrts aber, der von einem gruͤnen Guͤrtel mehrfach umwun¬ den war, floß das Gewand weit und faltig, mehr¬ fach geſchuͤrzt, doch bis auf die Fuͤßchen, welche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0286"n="276"/>
wilde Katzen und Eichhoͤrnchen kletterten und Voͤ¬<lb/>
gel niſteten. Durch die Staͤmme dieſes Waldes<lb/>
aber ſah man bereits die ſilberne Geſtalt der<lb/>ſchmalen Diana ſchimmern, der lieblichen Agnes,<lb/>
wie ſie von Ferdinand geſchmuͤckt worden war.<lb/>
Ihr Wagen war von allem moͤglichen Wilde be¬<lb/>
deckt und deſſen Koͤpfe umkraͤnzten ihn mit ver¬<lb/>
goldetem Gehoͤrn und bunten Federn. Sie ſelbſt<lb/>ſaß mit Bogen und Pfeil auf einem bemoſten<lb/>
Fels, aus welchem ein lebendiger Quell in ein<lb/>
natuͤrliches Becken von Tropfſteinen ſprang, an<lb/>
welches die wilden Maͤnner und Jaͤger ſich manch¬<lb/>
mal durſtig niederbeugten und aus der Hand<lb/>
tranken.</p><lb/><p>Agnes war in ein Gewand von Silberſtoff<lb/>
gekleidet, welches bis tief auf die Huͤften ganz<lb/>
anliegend war und alle ihre geſchmeidigen Formen<lb/>
wie in Silber gegoſſen erſcheinen ließ. Die kleine<lb/>
klare Bruſt war wie von einem Silberſchmied<lb/>
zierlich getrieben. Vom Schooße abwaͤrts aber,<lb/>
der von einem gruͤnen Guͤrtel mehrfach umwun¬<lb/>
den war, floß das Gewand weit und faltig, mehr¬<lb/>
fach geſchuͤrzt, doch bis auf die Fuͤßchen, welche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[276/0286]
wilde Katzen und Eichhoͤrnchen kletterten und Voͤ¬
gel niſteten. Durch die Staͤmme dieſes Waldes
aber ſah man bereits die ſilberne Geſtalt der
ſchmalen Diana ſchimmern, der lieblichen Agnes,
wie ſie von Ferdinand geſchmuͤckt worden war.
Ihr Wagen war von allem moͤglichen Wilde be¬
deckt und deſſen Koͤpfe umkraͤnzten ihn mit ver¬
goldetem Gehoͤrn und bunten Federn. Sie ſelbſt
ſaß mit Bogen und Pfeil auf einem bemoſten
Fels, aus welchem ein lebendiger Quell in ein
natuͤrliches Becken von Tropfſteinen ſprang, an
welches die wilden Maͤnner und Jaͤger ſich manch¬
mal durſtig niederbeugten und aus der Hand
tranken.
Agnes war in ein Gewand von Silberſtoff
gekleidet, welches bis tief auf die Huͤften ganz
anliegend war und alle ihre geſchmeidigen Formen
wie in Silber gegoſſen erſcheinen ließ. Die kleine
klare Bruſt war wie von einem Silberſchmied
zierlich getrieben. Vom Schooße abwaͤrts aber,
der von einem gruͤnen Guͤrtel mehrfach umwun¬
den war, floß das Gewand weit und faltig, mehr¬
fach geſchuͤrzt, doch bis auf die Fuͤßchen, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/286>, abgerufen am 18.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.