Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

und Beschützer aller Gelehrten und Künstler, son¬
dern auch zuweilen Feldherr; der edle und treue
Freund Dürer's führte eine Kriegsschaar seiner
Vaterstadt Nürnberg, ein zweiter Xenophon, gegen
die Schweizer im Schwabenkriege; und der ge¬
lehrte Mann mußte sich freilich mit noch bewähr¬
teren Kriegsfürsten trösten, wenn er in dieser
schlimmen Gegend nicht die Lorbeeren holte, wie
auf den ruhigen Gefilden der Wissenschaft.

Melchior Pfinzing, Verfasser des Teuerdank,
und Marx Treitzsauerwein, der Geheimschreiber
des Kaisers und Ordner des Weißkuniges, erschie¬
nen als die Zeugen der sinnreichen und fabelwei¬
sen Gemüthsrichtung des römischen Königs.

Ein reicher Hof von Rittern und Edelfrauen
und endlich ein einsamer fahrender Ritter, gehar¬
nischt und die Zither über der Schulter, schlossen
das Gefolge des Kaisers, welches ein zweiter
Haufen Landsknechte von dem folgenden Zuge
trennte.

Auch diese Ritter- und Kriegswelt, von fried¬
lichen Künstlern dargestellt, zeigte sich dessen un¬
geachtet wahr und wesentlich, getragen von statt¬

und Beſchuͤtzer aller Gelehrten und Kuͤnſtler, ſon¬
dern auch zuweilen Feldherr; der edle und treue
Freund Duͤrer's fuͤhrte eine Kriegsſchaar ſeiner
Vaterſtadt Nuͤrnberg, ein zweiter Xenophon, gegen
die Schweizer im Schwabenkriege; und der ge¬
lehrte Mann mußte ſich freilich mit noch bewaͤhr¬
teren Kriegsfuͤrſten troͤſten, wenn er in dieſer
ſchlimmen Gegend nicht die Lorbeeren holte, wie
auf den ruhigen Gefilden der Wiſſenſchaft.

Melchior Pfinzing, Verfaſſer des Teuerdank,
und Marx Treitzſauerwein, der Geheimſchreiber
des Kaiſers und Ordner des Weißkuniges, erſchie¬
nen als die Zeugen der ſinnreichen und fabelwei¬
ſen Gemuͤthsrichtung des roͤmiſchen Koͤnigs.

Ein reicher Hof von Rittern und Edelfrauen
und endlich ein einſamer fahrender Ritter, gehar¬
niſcht und die Zither uͤber der Schulter, ſchloſſen
das Gefolge des Kaiſers, welches ein zweiter
Haufen Landsknechte von dem folgenden Zuge
trennte.

Auch dieſe Ritter- und Kriegswelt, von fried¬
lichen Kuͤnſtlern dargeſtellt, zeigte ſich deſſen un¬
geachtet wahr und weſentlich, getragen von ſtatt¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0280" n="270"/>
und Be&#x017F;chu&#x0364;tzer aller Gelehrten und Ku&#x0364;n&#x017F;tler, &#x017F;on¬<lb/>
dern auch zuweilen Feldherr; der edle und treue<lb/>
Freund Du&#x0364;rer's fu&#x0364;hrte eine Kriegs&#x017F;chaar &#x017F;einer<lb/>
Vater&#x017F;tadt Nu&#x0364;rnberg, ein zweiter Xenophon, gegen<lb/>
die Schweizer im Schwabenkriege; und der ge¬<lb/>
lehrte Mann mußte &#x017F;ich freilich mit noch bewa&#x0364;hr¬<lb/>
teren Kriegsfu&#x0364;r&#x017F;ten tro&#x0364;&#x017F;ten, wenn er in die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chlimmen Gegend nicht die Lorbeeren holte, wie<lb/>
auf den ruhigen Gefilden der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft.</p><lb/>
        <p>Melchior Pfinzing, Verfa&#x017F;&#x017F;er des Teuerdank,<lb/>
und Marx Treitz&#x017F;auerwein, der Geheim&#x017F;chreiber<lb/>
des Kai&#x017F;ers und Ordner des Weißkuniges, er&#x017F;chie¬<lb/>
nen als die Zeugen der &#x017F;innreichen und fabelwei¬<lb/>
&#x017F;en Gemu&#x0364;thsrichtung des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs.</p><lb/>
        <p>Ein reicher Hof von Rittern und Edelfrauen<lb/>
und endlich ein ein&#x017F;amer fahrender Ritter, gehar¬<lb/>
ni&#x017F;cht und die Zither u&#x0364;ber der Schulter, &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
das Gefolge des Kai&#x017F;ers, welches ein zweiter<lb/>
Haufen Landsknechte von dem folgenden Zuge<lb/>
trennte.</p><lb/>
        <p>Auch die&#x017F;e Ritter- und Kriegswelt, von fried¬<lb/>
lichen Ku&#x0364;n&#x017F;tlern darge&#x017F;tellt, zeigte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en un¬<lb/>
geachtet wahr und we&#x017F;entlich, getragen von &#x017F;tatt¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0280] und Beſchuͤtzer aller Gelehrten und Kuͤnſtler, ſon¬ dern auch zuweilen Feldherr; der edle und treue Freund Duͤrer's fuͤhrte eine Kriegsſchaar ſeiner Vaterſtadt Nuͤrnberg, ein zweiter Xenophon, gegen die Schweizer im Schwabenkriege; und der ge¬ lehrte Mann mußte ſich freilich mit noch bewaͤhr¬ teren Kriegsfuͤrſten troͤſten, wenn er in dieſer ſchlimmen Gegend nicht die Lorbeeren holte, wie auf den ruhigen Gefilden der Wiſſenſchaft. Melchior Pfinzing, Verfaſſer des Teuerdank, und Marx Treitzſauerwein, der Geheimſchreiber des Kaiſers und Ordner des Weißkuniges, erſchie¬ nen als die Zeugen der ſinnreichen und fabelwei¬ ſen Gemuͤthsrichtung des roͤmiſchen Koͤnigs. Ein reicher Hof von Rittern und Edelfrauen und endlich ein einſamer fahrender Ritter, gehar¬ niſcht und die Zither uͤber der Schulter, ſchloſſen das Gefolge des Kaiſers, welches ein zweiter Haufen Landsknechte von dem folgenden Zuge trennte. Auch dieſe Ritter- und Kriegswelt, von fried¬ lichen Kuͤnſtlern dargeſtellt, zeigte ſich deſſen un¬ geachtet wahr und weſentlich, getragen von ſtatt¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/280
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/280>, abgerufen am 22.11.2024.