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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Schwer an Erinnerung und Bedeutsamkeit
folgte Franz von Sickingen, in Eisen gehüllt, mit
seinem langen, gerechten und Freiheit liebenden
Schwert, seinem langen Arm. Ein Edelknabe
trug die Fahne der Picardie voran mit der In¬
schrift: Bouillon 1518. Zwei geharnischte
Reiterknechte gingen hinter ihm mit Waffen und
Schild, der seinen Wahlspruch glänzen ließ: Got¬
tes Freund
, aller Welt Feind. Er selbst
aber sah wohl aus wie der, welcher in der Noth
eines blutigen wilden Belagerungstodes im Har¬
nischkasten begraben wurde.

Wilhelm von Roggendorf und Graf Niklas
Salm, jener von maurischen Siegeszeichen und
der Inschrift: Berg Spadan 1522, dieser
mit türkischen und der Inschrift: Wien 1529
begleitet, gaben das Bild einer schönen Helden¬
freundschaft. Denn der Eine, welcher als Jüng¬
ling in die Waffenlehre des Anderen gegeben
ward, wurde in seltsam leidenschaftlicher Umkeh¬
rung des Weltlaufes der jugendliche Schwieger¬
vater des Heldengreises, der seine Tochter liebte
und auch vor ihm, in heißer Türkenschlacht in

Schwer an Erinnerung und Bedeutſamkeit
folgte Franz von Sickingen, in Eiſen gehuͤllt, mit
ſeinem langen, gerechten und Freiheit liebenden
Schwert, ſeinem langen Arm. Ein Edelknabe
trug die Fahne der Picardie voran mit der In¬
ſchrift: Bouillon 1518. Zwei geharniſchte
Reiterknechte gingen hinter ihm mit Waffen und
Schild, der ſeinen Wahlſpruch glaͤnzen ließ: Got¬
tes Freund
, aller Welt Feind. Er ſelbſt
aber ſah wohl aus wie der, welcher in der Noth
eines blutigen wilden Belagerungstodes im Har¬
niſchkaſten begraben wurde.

Wilhelm von Roggendorf und Graf Niklas
Salm, jener von mauriſchen Siegeszeichen und
der Inſchrift: Berg Spadan 1522, dieſer
mit tuͤrkiſchen und der Inſchrift: Wien 1529
begleitet, gaben das Bild einer ſchoͤnen Helden¬
freundſchaft. Denn der Eine, welcher als Juͤng¬
ling in die Waffenlehre des Anderen gegeben
ward, wurde in ſeltſam leidenſchaftlicher Umkeh¬
rung des Weltlaufes der jugendliche Schwieger¬
vater des Heldengreiſes, der ſeine Tochter liebte
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[268/0278] Schwer an Erinnerung und Bedeutſamkeit folgte Franz von Sickingen, in Eiſen gehuͤllt, mit ſeinem langen, gerechten und Freiheit liebenden Schwert, ſeinem langen Arm. Ein Edelknabe trug die Fahne der Picardie voran mit der In¬ ſchrift: Bouillon 1518. Zwei geharniſchte Reiterknechte gingen hinter ihm mit Waffen und Schild, der ſeinen Wahlſpruch glaͤnzen ließ: Got¬ tes Freund, aller Welt Feind. Er ſelbſt aber ſah wohl aus wie der, welcher in der Noth eines blutigen wilden Belagerungstodes im Har¬ niſchkaſten begraben wurde. Wilhelm von Roggendorf und Graf Niklas Salm, jener von mauriſchen Siegeszeichen und der Inſchrift: Berg Spadan 1522, dieſer mit tuͤrkiſchen und der Inſchrift: Wien 1529 begleitet, gaben das Bild einer ſchoͤnen Helden¬ freundſchaft. Denn der Eine, welcher als Juͤng¬ ling in die Waffenlehre des Anderen gegeben ward, wurde in ſeltſam leidenſchaftlicher Umkeh¬ rung des Weltlaufes der jugendliche Schwieger¬ vater des Heldengreiſes, der ſeine Tochter liebte und auch vor ihm, in heißer Tuͤrkenſchlacht in

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/278>, abgerufen am 24.05.2024.