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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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aus aller Herren Ländern zusammengeraubten
Tracht. Die rechte und linke Seite an demselben
Mann war nicht nur ungleichfarbig, sondern auch
ungleich geschnitten; das rechte Bein, der linke
Arm steckten in ungeheuer aufgebauschten, fabel¬
haft zerschlitzten und bebänderten Gewandstücken,
während der rechte Arm und das linke Bein in
knappester Umhüllung sich formten. Der Eine
trug Hals und Schultern nackt und sonnenver¬
brannt, der andere mit einem erbeuteten Panzer¬
stück bedeckt; diesem saß das leichtfertig gekerbte
Barett schief auf dem Kopfe, indessen die langen
angehäuften Federn ihm unten an die Kniekehle
schlugen; Jener hatte es auf dem Rücken hängen
und schleifte die gestohlenen Federn gar am Bo¬
den. Sonst nannten sie nichts ihre, als den
sicheren Tod im Felde, und auf dies schlimme
Gut, auf Wein und Weibsbilder und etwa noch
auf ihren geliebten Führer Frundsberg dichteten
sie die artigsten Liedchen. In diesen weithinzie¬
henden Fußknechten sah der innere Blick Berg
und Thal, Wälder, Burgen und Vesten, deutsches
und wälsches Land sich ausbreiten, nachdem die

aus aller Herren Laͤndern zuſammengeraubten
Tracht. Die rechte und linke Seite an demſelben
Mann war nicht nur ungleichfarbig, ſondern auch
ungleich geſchnitten; das rechte Bein, der linke
Arm ſteckten in ungeheuer aufgebauſchten, fabel¬
haft zerſchlitzten und bebaͤnderten Gewandſtuͤcken,
waͤhrend der rechte Arm und das linke Bein in
knappeſter Umhuͤllung ſich formten. Der Eine
trug Hals und Schultern nackt und ſonnenver¬
brannt, der andere mit einem erbeuteten Panzer¬
ſtuͤck bedeckt; dieſem ſaß das leichtfertig gekerbte
Barett ſchief auf dem Kopfe, indeſſen die langen
angehaͤuften Federn ihm unten an die Kniekehle
ſchlugen; Jener hatte es auf dem Ruͤcken haͤngen
und ſchleifte die geſtohlenen Federn gar am Bo¬
den. Sonſt nannten ſie nichts ihre, als den
ſicheren Tod im Felde, und auf dies ſchlimme
Gut, auf Wein und Weibsbilder und etwa noch
auf ihren geliebten Fuͤhrer Frundsberg dichteten
ſie die artigſten Liedchen. In dieſen weithinzie¬
henden Fußknechten ſah der innere Blick Berg
und Thal, Waͤlder, Burgen und Veſten, deutſches
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[263/0273] aus aller Herren Laͤndern zuſammengeraubten Tracht. Die rechte und linke Seite an demſelben Mann war nicht nur ungleichfarbig, ſondern auch ungleich geſchnitten; das rechte Bein, der linke Arm ſteckten in ungeheuer aufgebauſchten, fabel¬ haft zerſchlitzten und bebaͤnderten Gewandſtuͤcken, waͤhrend der rechte Arm und das linke Bein in knappeſter Umhuͤllung ſich formten. Der Eine trug Hals und Schultern nackt und ſonnenver¬ brannt, der andere mit einem erbeuteten Panzer¬ ſtuͤck bedeckt; dieſem ſaß das leichtfertig gekerbte Barett ſchief auf dem Kopfe, indeſſen die langen angehaͤuften Federn ihm unten an die Kniekehle ſchlugen; Jener hatte es auf dem Ruͤcken haͤngen und ſchleifte die geſtohlenen Federn gar am Bo¬ den. Sonſt nannten ſie nichts ihre, als den ſicheren Tod im Felde, und auf dies ſchlimme Gut, auf Wein und Weibsbilder und etwa noch auf ihren geliebten Fuͤhrer Frundsberg dichteten ſie die artigſten Liedchen. In dieſen weithinzie¬ henden Fußknechten ſah der innere Blick Berg und Thal, Waͤlder, Burgen und Veſten, deutſches und waͤlſches Land ſich ausbreiten, nachdem die

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/273>, abgerufen am 25.11.2024.