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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Aber nichts desto minder wollen wir die
Gruppe der Meister höchlich ehren, welche nun
schwarz und weiß gekleidet daher kam. Es wa¬
ren die Männer, welche nebst der unschätzbaren
Bibel freilich auch das Corpus juris druckten, aber
daneben auch eifrig bemüht waren, stattliche Aus¬
gaben der wieder erstandenen Klassiker herzustellen,
und eine Ehre darein setzten. So wackere und
fähige Werkleute waren sie, daß sie nicht nur
das kitzliche und zusammengesetzte Handwerkszeug
selbst anfertigten und verbesserten, sondern auch
die griechischen und lateinischen Bücher selbst zu
corrigiren verstanden.

Es lag aber etwas Griechisches in der Luft
jener Zeit, und wie alle Gewerke schon durch den
Meistergesang mit der Kunst verbunden waren,
so ging beinahe jedes Einzelne unmittelbar in die
bildende Kunst über und hatte bei derselben als
Legaten die Sprößlinge seiner Werkstatt. So
waren hier mit den Buchdruckern die Formschnei¬
der gepaart, deren Kunst alsobald der jungen
Buchdruckerei zur Seite ging und in dem dama¬
ligen Drange, jedem geeigneten Raume Form und

Aber nichts deſto minder wollen wir die
Gruppe der Meiſter hoͤchlich ehren, welche nun
ſchwarz und weiß gekleidet daher kam. Es wa¬
ren die Maͤnner, welche nebſt der unſchaͤtzbaren
Bibel freilich auch das Corpus juris druckten, aber
daneben auch eifrig bemuͤht waren, ſtattliche Aus¬
gaben der wieder erſtandenen Klaſſiker herzuſtellen,
und eine Ehre darein ſetzten. So wackere und
faͤhige Werkleute waren ſie, daß ſie nicht nur
das kitzliche und zuſammengeſetzte Handwerkszeug
ſelbſt anfertigten und verbeſſerten, ſondern auch
die griechiſchen und lateiniſchen Buͤcher ſelbſt zu
corrigiren verſtanden.

Es lag aber etwas Griechiſches in der Luft
jener Zeit, und wie alle Gewerke ſchon durch den
Meiſtergeſang mit der Kunſt verbunden waren,
ſo ging beinahe jedes Einzelne unmittelbar in die
bildende Kunſt uͤber und hatte bei derſelben als
Legaten die Sproͤßlinge ſeiner Werkſtatt. So
waren hier mit den Buchdruckern die Formſchnei¬
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[245/0255] Aber nichts deſto minder wollen wir die Gruppe der Meiſter hoͤchlich ehren, welche nun ſchwarz und weiß gekleidet daher kam. Es wa¬ ren die Maͤnner, welche nebſt der unſchaͤtzbaren Bibel freilich auch das Corpus juris druckten, aber daneben auch eifrig bemuͤht waren, ſtattliche Aus¬ gaben der wieder erſtandenen Klaſſiker herzuſtellen, und eine Ehre darein ſetzten. So wackere und faͤhige Werkleute waren ſie, daß ſie nicht nur das kitzliche und zuſammengeſetzte Handwerkszeug ſelbſt anfertigten und verbeſſerten, ſondern auch die griechiſchen und lateiniſchen Buͤcher ſelbſt zu corrigiren verſtanden. Es lag aber etwas Griechiſches in der Luft jener Zeit, und wie alle Gewerke ſchon durch den Meiſtergeſang mit der Kunſt verbunden waren, ſo ging beinahe jedes Einzelne unmittelbar in die bildende Kunſt uͤber und hatte bei derſelben als Legaten die Sproͤßlinge ſeiner Werkſtatt. So waren hier mit den Buchdruckern die Formſchnei¬ der gepaart, deren Kunſt alſobald der jungen Buchdruckerei zur Seite ging und in dem dama¬ ligen Drange, jedem geeigneten Raume Form und

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/255>, abgerufen am 25.11.2024.