nißvolle Trauer waren ziemlich die Elemente sei¬ ner Thätigkeit.
Er hatte drei oder vier Bilder, die er nie ganz vollendete, die Niemand außer seinen näch¬ sten Freunden zu sehen bekam, aber auf Jeden, welcher sie sah, einen immer neuen tiefen Ein¬ druck machten. Das erste war ein Salomo mit der Königin von Saba. Es war ein Mann von wunderbarer Schönheit, der sowohl das hohe Lied gedichtet, als geschrieben haben mußte: es ist Alles eitel unter der Sonne! Die Königin war als Weib, was er als Mann, und Beide, in reiche, üppige Wänder gehüllt, saßen allein und einsam sich gegenüber und schienen, die brennenden Augen Eines auf das Andere geheftet, in heißem, fast feindlichem Wortspiele sich das Räthsel ihres Wesens, der Weisheit und des Glückes heraus¬ locken zu wollen. Das Merkwürdige dabei war, daß der schöne König in seinen Gesichtszügen ein zehnmal verschönter und verstärkter Ferdinand Lys zu sein schien.
Ein anderes Bild stellte einen Hamlet dar, aber nicht nach einer Scene des großen Trauer¬
nißvolle Trauer waren ziemlich die Elemente ſei¬ ner Thaͤtigkeit.
Er hatte drei oder vier Bilder, die er nie ganz vollendete, die Niemand außer ſeinen naͤch¬ ſten Freunden zu ſehen bekam, aber auf Jeden, welcher ſie ſah, einen immer neuen tiefen Ein¬ druck machten. Das erſte war ein Salomo mit der Koͤnigin von Saba. Es war ein Mann von wunderbarer Schoͤnheit, der ſowohl das hohe Lied gedichtet, als geſchrieben haben mußte: es iſt Alles eitel unter der Sonne! Die Koͤnigin war als Weib, was er als Mann, und Beide, in reiche, uͤppige Waͤnder gehuͤllt, ſaßen allein und einſam ſich gegenuͤber und ſchienen, die brennenden Augen Eines auf das Andere geheftet, in heißem, faſt feindlichem Wortſpiele ſich das Raͤthſel ihres Weſens, der Weisheit und des Gluͤckes heraus¬ locken zu wollen. Das Merkwuͤrdige dabei war, daß der ſchoͤne Koͤnig in ſeinen Geſichtszuͤgen ein zehnmal verſchoͤnter und verſtaͤrkter Ferdinand Lys zu ſein ſchien.
Ein anderes Bild ſtellte einen Hamlet dar, aber nicht nach einer Scene des großen Trauer¬
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nißvolle Trauer waren ziemlich die Elemente ſei¬
ner Thaͤtigkeit.
Er hatte drei oder vier Bilder, die er nie
ganz vollendete, die Niemand außer ſeinen naͤch¬
ſten Freunden zu ſehen bekam, aber auf Jeden,
welcher ſie ſah, einen immer neuen tiefen Ein¬
druck machten. Das erſte war ein Salomo mit
der Koͤnigin von Saba. Es war ein Mann von
wunderbarer Schoͤnheit, der ſowohl das hohe Lied
gedichtet, als geſchrieben haben mußte: es iſt Alles
eitel unter der Sonne! Die Koͤnigin war als
Weib, was er als Mann, und Beide, in reiche,
uͤppige Waͤnder gehuͤllt, ſaßen allein und einſam
ſich gegenuͤber und ſchienen, die brennenden Augen
Eines auf das Andere geheftet, in heißem, faſt
feindlichem Wortſpiele ſich das Raͤthſel ihres
Weſens, der Weisheit und des Gluͤckes heraus¬
locken zu wollen. Das Merkwuͤrdige dabei war,
daß der ſchoͤne Koͤnig in ſeinen Geſichtszuͤgen ein
zehnmal verſchoͤnter und verſtaͤrkter Ferdinand Lys
zu ſein ſchien.
Ein anderes Bild ſtellte einen Hamlet dar,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/195>, abgerufen am 21.11.2024.
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