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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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den Boden, daß ich alle Hände voll zu thun
hatte, den Reichthum zusammen zu halten. Ich
entfernte mich von selber Stunde an nicht mehr
vom Lotterbettchen und las dreißig Tage lang,
indessen es noch ein Mal strenger Winter und
wieder Frühling wurde; aber der weiße Schnee
ging mir wie ein Traum vorüber, den ich unbe¬
achtet von der Seite glänzen sah. Ich griff zu¬
erst nach Allem, was sich durch den Druck als
Dramatisch zeigte, dann las ich alles Gereimte,
dann die Romane, dann die italienische Reise,
dann einige künstlerische Monographien, und als
sich der Strom hinauf in die prosaischen Gefilde
des täglichen Fleißes, der Einzelmühe verlief, ließ
ich das Weitere liegen und fing von vorn an
und entdeckte diesmal die einzelnen Sternbilder
in ihren schönen Stellungen zu einander und da¬
zwischen einzelne seltsam glänzende Sterne, wie
den Reineke Fuchs oder den Benvenuto Cellini.
So hatte ich noch ein Mal diesen Himmel durch¬
schweift und Vieles wieder doppelt gelesen und
entdeckte zuletzt noch einen ganz neuen hellen
Stern: Dichtung und Wahrheit. Ich war eben

den Boden, daß ich alle Haͤnde voll zu thun
hatte, den Reichthum zuſammen zu halten. Ich
entfernte mich von ſelber Stunde an nicht mehr
vom Lotterbettchen und las dreißig Tage lang,
indeſſen es noch ein Mal ſtrenger Winter und
wieder Fruͤhling wurde; aber der weiße Schnee
ging mir wie ein Traum voruͤber, den ich unbe¬
achtet von der Seite glaͤnzen ſah. Ich griff zu¬
erſt nach Allem, was ſich durch den Druck als
Dramatiſch zeigte, dann las ich alles Gereimte,
dann die Romane, dann die italieniſche Reiſe,
dann einige kuͤnſtleriſche Monographien, und als
ſich der Strom hinauf in die proſaiſchen Gefilde
des taͤglichen Fleißes, der Einzelmuͤhe verlief, ließ
ich das Weitere liegen und fing von vorn an
und entdeckte diesmal die einzelnen Sternbilder
in ihren ſchoͤnen Stellungen zu einander und da¬
zwiſchen einzelne ſeltſam glaͤnzende Sterne, wie
den Reineke Fuchs oder den Benvenuto Cellini.
So hatte ich noch ein Mal dieſen Himmel durch¬
ſchweift und Vieles wieder doppelt geleſen und
entdeckte zuletzt noch einen ganz neuen hellen
Stern: Dichtung und Wahrheit. Ich war eben

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[6/0016] den Boden, daß ich alle Haͤnde voll zu thun hatte, den Reichthum zuſammen zu halten. Ich entfernte mich von ſelber Stunde an nicht mehr vom Lotterbettchen und las dreißig Tage lang, indeſſen es noch ein Mal ſtrenger Winter und wieder Fruͤhling wurde; aber der weiße Schnee ging mir wie ein Traum voruͤber, den ich unbe¬ achtet von der Seite glaͤnzen ſah. Ich griff zu¬ erſt nach Allem, was ſich durch den Druck als Dramatiſch zeigte, dann las ich alles Gereimte, dann die Romane, dann die italieniſche Reiſe, dann einige kuͤnſtleriſche Monographien, und als ſich der Strom hinauf in die proſaiſchen Gefilde des taͤglichen Fleißes, der Einzelmuͤhe verlief, ließ ich das Weitere liegen und fing von vorn an und entdeckte diesmal die einzelnen Sternbilder in ihren ſchoͤnen Stellungen zu einander und da¬ zwiſchen einzelne ſeltſam glaͤnzende Sterne, wie den Reineke Fuchs oder den Benvenuto Cellini. So hatte ich noch ein Mal dieſen Himmel durch¬ ſchweift und Vieles wieder doppelt geleſen und entdeckte zuletzt noch einen ganz neuen hellen Stern: Dichtung und Wahrheit. Ich war eben

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/16>, abgerufen am 24.11.2024.