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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Tod und noch mehr darüber, daß dies arme todte
Mädchen meine Geliebte war. Ich versank in tiefes
Nachdenken darüber, ohne Schrecken oder heftigen
Schmerz zu empfinden, obgleich ich das Ereigniß
mit meinen Gedanken nach allen Seiten durch¬
fühlte. Nicht einmal die Erinnerung an Judith
verursachte mir Unruhe. Nachdem der Schulmei¬
ster einige Anordnungen getroffen, wurde ich end¬
lich aus meiner Verborgenheit hervorgezogen, in¬
dem er mich aufforderte, nunmehr mit ihm zu¬
rückzugehen und einige Zeit bei ihm zu wohnen.
Wir machten uns auf den Weg, indessen die
übrigen Verwandten, besonders die noch im
Hause lebende Tochter und die junge Müllerin,
versprachen, sogleich nachzukommen.

Auf dem Wege faßte der Schulmeister sein
Leid zusammen und gab ihm durch die nochmalige
Schilderung der letzten Nacht und des Sterbens,
das gegen Morgen eintraf, Worte. Ich hörte
Alles aufmerksam und schweigend an; die Nacht
war beängstigend und leidenvoll gewesen, der
Tod selbst aber fast unmerklich und sanft.

Meine Mutter und die alte Katherine hatten

Tod und noch mehr daruͤber, daß dies arme todte
Maͤdchen meine Geliebte war. Ich verſank in tiefes
Nachdenken daruͤber, ohne Schrecken oder heftigen
Schmerz zu empfinden, obgleich ich das Ereigniß
mit meinen Gedanken nach allen Seiten durch¬
fuͤhlte. Nicht einmal die Erinnerung an Judith
verurſachte mir Unruhe. Nachdem der Schulmei¬
ſter einige Anordnungen getroffen, wurde ich end¬
lich aus meiner Verborgenheit hervorgezogen, in¬
dem er mich aufforderte, nunmehr mit ihm zu¬
ruͤckzugehen und einige Zeit bei ihm zu wohnen.
Wir machten uns auf den Weg, indeſſen die
uͤbrigen Verwandten, beſonders die noch im
Hauſe lebende Tochter und die junge Muͤllerin,
verſprachen, ſogleich nachzukommen.

Auf dem Wege faßte der Schulmeiſter ſein
Leid zuſammen und gab ihm durch die nochmalige
Schilderung der letzten Nacht und des Sterbens,
das gegen Morgen eintraf, Worte. Ich hoͤrte
Alles aufmerkſam und ſchweigend an; die Nacht
war beaͤngſtigend und leidenvoll geweſen, der
Tod ſelbſt aber faſt unmerklich und ſanft.

Meine Mutter und die alte Katherine hatten

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[140/0150] Tod und noch mehr daruͤber, daß dies arme todte Maͤdchen meine Geliebte war. Ich verſank in tiefes Nachdenken daruͤber, ohne Schrecken oder heftigen Schmerz zu empfinden, obgleich ich das Ereigniß mit meinen Gedanken nach allen Seiten durch¬ fuͤhlte. Nicht einmal die Erinnerung an Judith verurſachte mir Unruhe. Nachdem der Schulmei¬ ſter einige Anordnungen getroffen, wurde ich end¬ lich aus meiner Verborgenheit hervorgezogen, in¬ dem er mich aufforderte, nunmehr mit ihm zu¬ ruͤckzugehen und einige Zeit bei ihm zu wohnen. Wir machten uns auf den Weg, indeſſen die uͤbrigen Verwandten, beſonders die noch im Hauſe lebende Tochter und die junge Muͤllerin, verſprachen, ſogleich nachzukommen. Auf dem Wege faßte der Schulmeiſter ſein Leid zuſammen und gab ihm durch die nochmalige Schilderung der letzten Nacht und des Sterbens, das gegen Morgen eintraf, Worte. Ich hoͤrte Alles aufmerkſam und ſchweigend an; die Nacht war beaͤngſtigend und leidenvoll geweſen, der Tod ſelbſt aber faſt unmerklich und ſanft. Meine Mutter und die alte Katherine hatten

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/150>, abgerufen am 22.11.2024.