halt zu führen und eine Frau zu haben wünsche, überhaupt er kein Hinderniß sehe, zu heirathen, da er und das Mädchen einverstanden seien. Hierauf setzte er eine lange Denkschrift auf, in welcher er durch philosophische und rechtliche Gründe seine Sache vertheidigte, mit großer Logik vom naturrechtlichen Standpunkt aus in die ver¬ wickelteren Verhältnisse unseres Land- und Fa¬ milienrechtes überging und alle Consequenzen in Aussicht stellte, welche er zu benutzen oder her¬ vorzurufen wissen werde. Alles war in den kunst¬ reichsten und ernsthaftesten Phrasen abgefaßt, und er erschien mit der Schrift und las dieselbe nach verlangter Erlaubniß mit seinem Silberstimmchen vor. Der Vater und die Söhne, welche letztere durch sein rücksichtsloses Benehmen nun auch ge¬ gen ihn eingenommen waren, glaubten nun ihre Sache gewonnen und entschieden, da sie, beson¬ ders wenn sie das immer noch zierliche Miniatur¬ gesichtchen des Philosophen ansahen, einer so spa߬ haften Wendung unmöglich eine ernste Folge zu¬ schreiben mochten. Aber sie täuschten sich sehr. Sie warfen ihn zwar aus dem Hause, wobei sie
halt zu fuͤhren und eine Frau zu haben wuͤnſche, uͤberhaupt er kein Hinderniß ſehe, zu heirathen, da er und das Maͤdchen einverſtanden ſeien. Hierauf ſetzte er eine lange Denkſchrift auf, in welcher er durch philoſophiſche und rechtliche Gruͤnde ſeine Sache vertheidigte, mit großer Logik vom naturrechtlichen Standpunkt aus in die ver¬ wickelteren Verhaͤltniſſe unſeres Land- und Fa¬ milienrechtes uͤberging und alle Conſequenzen in Ausſicht ſtellte, welche er zu benutzen oder her¬ vorzurufen wiſſen werde. Alles war in den kunſt¬ reichſten und ernſthafteſten Phraſen abgefaßt, und er erſchien mit der Schrift und las dieſelbe nach verlangter Erlaubniß mit ſeinem Silberſtimmchen vor. Der Vater und die Soͤhne, welche letztere durch ſein ruͤckſichtsloſes Benehmen nun auch ge¬ gen ihn eingenommen waren, glaubten nun ihre Sache gewonnen und entſchieden, da ſie, beſon¬ ders wenn ſie das immer noch zierliche Miniatur¬ geſichtchen des Philoſophen anſahen, einer ſo ſpa߬ haften Wendung unmoͤglich eine ernſte Folge zu¬ ſchreiben mochten. Aber ſie taͤuſchten ſich ſehr. Sie warfen ihn zwar aus dem Hauſe, wobei ſie
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halt zu fuͤhren und eine Frau zu haben wuͤnſche,
uͤberhaupt er kein Hinderniß ſehe, zu heirathen,
da er und das Maͤdchen einverſtanden ſeien.
Hierauf ſetzte er eine lange Denkſchrift auf, in
welcher er durch philoſophiſche und rechtliche
Gruͤnde ſeine Sache vertheidigte, mit großer Logik
vom naturrechtlichen Standpunkt aus in die ver¬
wickelteren Verhaͤltniſſe unſeres Land- und Fa¬
milienrechtes uͤberging und alle Conſequenzen in
Ausſicht ſtellte, welche er zu benutzen oder her¬
vorzurufen wiſſen werde. Alles war in den kunſt¬
reichſten und ernſthafteſten Phraſen abgefaßt, und
er erſchien mit der Schrift und las dieſelbe nach
verlangter Erlaubniß mit ſeinem Silberſtimmchen
vor. Der Vater und die Soͤhne, welche letztere
durch ſein ruͤckſichtsloſes Benehmen nun auch ge¬
gen ihn eingenommen waren, glaubten nun ihre
Sache gewonnen und entſchieden, da ſie, beſon¬
ders wenn ſie das immer noch zierliche Miniatur¬
geſichtchen des Philoſophen anſahen, einer ſo ſpa߬
haften Wendung unmoͤglich eine ernſte Folge zu¬
ſchreiben mochten. Aber ſie taͤuſchten ſich ſehr.
Sie warfen ihn zwar aus dem Hauſe, wobei ſie
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/146>, abgerufen am 23.11.2024.
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