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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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und ein gewisses, sonderbares Bestreben, welches
sich nachher mehrmals wiederholte, auf meine
Mutter mit einem glücklichen Befinden und mit
meinen verschiedenen Thaten und Abenteuern eine
Art Eindruck zu bewirken, eine förmliche Sucht,
auf naive Weise sie zu unterhalten und zugleich
dadurch mich geltend zu machen, als ob ich auch
ohne den Quell meines Lebens dieses zu finden
und zu bezwingen wüßte. Alsdann ging ich auf
den Zweck meines Schreibens über und erklärte
ihr weitläufig, daß ich nun durchaus glaubte,
ein Maler werden zu müssen, und in Folge des¬
sen bat ich sie, sich vorläufig umzusehen und mit
den verschiedenen Erfahrenen unserer Bekannt¬
schaft sich zu berathen. Die Familienberichte und
Grüße, so wie einige wichtige Aufträge über
kleine Gegenstände bildeten den Schluß des Brie¬
fes, ich faltete ihn eng und künstlich zusammen
und verschloß ihn mit meinem Leibsiegel, einem
unbehülflichen Anker, das Zeichen der Hoffnung,
welches ich längst in ein weiches Stückchen Ala¬
baster selbst gegraben hatte und nun zum ersten
Mal zu einem wirklichen Zwecke gebrauchte.

und ein gewiſſes, ſonderbares Beſtreben, welches
ſich nachher mehrmals wiederholte, auf meine
Mutter mit einem gluͤcklichen Befinden und mit
meinen verſchiedenen Thaten und Abenteuern eine
Art Eindruck zu bewirken, eine foͤrmliche Sucht,
auf naive Weiſe ſie zu unterhalten und zugleich
dadurch mich geltend zu machen, als ob ich auch
ohne den Quell meines Lebens dieſes zu finden
und zu bezwingen wuͤßte. Alsdann ging ich auf
den Zweck meines Schreibens uͤber und erklaͤrte
ihr weitlaͤufig, daß ich nun durchaus glaubte,
ein Maler werden zu muͤſſen, und in Folge deſ¬
ſen bat ich ſie, ſich vorlaͤufig umzuſehen und mit
den verſchiedenen Erfahrenen unſerer Bekannt¬
ſchaft ſich zu berathen. Die Familienberichte und
Gruͤße, ſo wie einige wichtige Auftraͤge uͤber
kleine Gegenſtaͤnde bildeten den Schluß des Brie¬
fes, ich faltete ihn eng und kuͤnſtlich zuſammen
und verſchloß ihn mit meinem Leibſiegel, einem
unbehuͤlflichen Anker, das Zeichen der Hoffnung,
welches ich laͤngſt in ein weiches Stuͤckchen Ala¬
baſter ſelbſt gegraben hatte und nun zum erſten
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[80/0090] und ein gewiſſes, ſonderbares Beſtreben, welches ſich nachher mehrmals wiederholte, auf meine Mutter mit einem gluͤcklichen Befinden und mit meinen verſchiedenen Thaten und Abenteuern eine Art Eindruck zu bewirken, eine foͤrmliche Sucht, auf naive Weiſe ſie zu unterhalten und zugleich dadurch mich geltend zu machen, als ob ich auch ohne den Quell meines Lebens dieſes zu finden und zu bezwingen wuͤßte. Alsdann ging ich auf den Zweck meines Schreibens uͤber und erklaͤrte ihr weitlaͤufig, daß ich nun durchaus glaubte, ein Maler werden zu muͤſſen, und in Folge deſ¬ ſen bat ich ſie, ſich vorlaͤufig umzuſehen und mit den verſchiedenen Erfahrenen unſerer Bekannt¬ ſchaft ſich zu berathen. Die Familienberichte und Gruͤße, ſo wie einige wichtige Auftraͤge uͤber kleine Gegenſtaͤnde bildeten den Schluß des Brie¬ fes, ich faltete ihn eng und kuͤnſtlich zuſammen und verſchloß ihn mit meinem Leibſiegel, einem unbehuͤlflichen Anker, das Zeichen der Hoffnung, welches ich laͤngſt in ein weiches Stuͤckchen Ala¬ baſter ſelbſt gegraben hatte und nun zum erſten Mal zu einem wirklichen Zwecke gebrauchte.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/90>, abgerufen am 21.11.2024.