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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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mal unwillkürliche Wilddiebe sind, so wollen wir
das Ding morgen braten! Nun laß uns noch
da vornenhin gehen, wo Du das Hochgebirge se¬
hen kannst, dem Du jetzt ein bischen ferner ge¬
rückt bist."

Am entgegengesetzten Rande des hohen Fel¬
des, wo die Föhren sich lichteten, sah man über
zuerst grüne, dann immer blauer werdende Berg¬
rücken hin nach dem Gebirge im Süden, welches
in seiner ganzen Ausdehnung von Ost nach West
vor uns lag, von den Appenzeller Kuppen bis zu
den Berner Alpen, aber so fern, daß man nur den
hohen Schnee sah in schwachem Rosenlichte, der
Jura lag zu tief und der See bei meiner Stadt
lag vollends in der Tiefe unsichtbar begraben.
Dieser ferne, weite Kranz kam mir ganz fremd
vor, da ich das Gebirge bisher nur in größerer
Nähe und massenhafter, aber auch vereinzelter ge¬
sehen hatte.

Dadurch wurde ich auch auf den Charakter
der mich umgebenden Landschaft aufmerksamer.
Dieselbe war schon mehr in der Art, wie ich mir
deutsches Gebirge vorstelle, grün, felsig und be¬

mal unwillkuͤrliche Wilddiebe ſind, ſo wollen wir
das Ding morgen braten! Nun laß uns noch
da vornenhin gehen, wo Du das Hochgebirge ſe¬
hen kannſt, dem Du jetzt ein bischen ferner ge¬
ruͤckt biſt.«

Am entgegengeſetzten Rande des hohen Fel¬
des, wo die Foͤhren ſich lichteten, ſah man uͤber
zuerſt gruͤne, dann immer blauer werdende Berg¬
ruͤcken hin nach dem Gebirge im Suͤden, welches
in ſeiner ganzen Ausdehnung von Oſt nach Weſt
vor uns lag, von den Appenzeller Kuppen bis zu
den Berner Alpen, aber ſo fern, daß man nur den
hohen Schnee ſah in ſchwachem Roſenlichte, der
Jura lag zu tief und der See bei meiner Stadt
lag vollends in der Tiefe unſichtbar begraben.
Dieſer ferne, weite Kranz kam mir ganz fremd
vor, da ich das Gebirge bisher nur in groͤßerer
Naͤhe und maſſenhafter, aber auch vereinzelter ge¬
ſehen hatte.

Dadurch wurde ich auch auf den Charakter
der mich umgebenden Landſchaft aufmerkſamer.
Dieſelbe war ſchon mehr in der Art, wie ich mir
deutſches Gebirge vorſtelle, gruͤn, felſig und be¬

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[34/0044] mal unwillkuͤrliche Wilddiebe ſind, ſo wollen wir das Ding morgen braten! Nun laß uns noch da vornenhin gehen, wo Du das Hochgebirge ſe¬ hen kannſt, dem Du jetzt ein bischen ferner ge¬ ruͤckt biſt.« Am entgegengeſetzten Rande des hohen Fel¬ des, wo die Foͤhren ſich lichteten, ſah man uͤber zuerſt gruͤne, dann immer blauer werdende Berg¬ ruͤcken hin nach dem Gebirge im Suͤden, welches in ſeiner ganzen Ausdehnung von Oſt nach Weſt vor uns lag, von den Appenzeller Kuppen bis zu den Berner Alpen, aber ſo fern, daß man nur den hohen Schnee ſah in ſchwachem Roſenlichte, der Jura lag zu tief und der See bei meiner Stadt lag vollends in der Tiefe unſichtbar begraben. Dieſer ferne, weite Kranz kam mir ganz fremd vor, da ich das Gebirge bisher nur in groͤßerer Naͤhe und maſſenhafter, aber auch vereinzelter ge¬ ſehen hatte. Dadurch wurde ich auch auf den Charakter der mich umgebenden Landſchaft aufmerkſamer. Dieſelbe war ſchon mehr in der Art, wie ich mir deutſches Gebirge vorſtelle, gruͤn, felſig und be¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/44>, abgerufen am 18.12.2024.