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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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marktschreierischen Farben imponirten seinem un¬
geübten Auge und er rief: "Ei, Du bist ja ein
ganzer Maler, Herr Neveu! Das ist nun recht;
da hast Du ja auch eine Menge Papier und Far¬
ben? Gut! Was hast Du hier für Sachen, wo
hast Du sie hergenommen?" Ich erwiederte, daß
ich Alles aus dem Kopfe gemacht hätte. "Ich
will Dir nun andere Aufgaben stellen," sagte er,
"Du sollst nun unser Hofmaler sein! Gleich
Morgen sollst Du versuchen, unser Haus zu zeich¬
nen mit Gärten und Bäumen und Alles genau
nachbilden! Auch kann ich Dir manchen schönen
Punkt in unserer Gegend zeigen, wo Du inter¬
essante Prospekte aufnehmen magst; das wird
Dich üben und Dir nützlich sein. Ich wollte
selbst, ich hätte dergleichen geübt. Halt, ich kann
Dir einige hübsche Sachen zeigen, welche von
einem Herrn herrühren, der vor dreißig Jahren
oft bei uns zu Gast war, als wir immer Besuch
aus der Stadt hatten. Er malte zu seinem Ver¬
gnügen in Oel, in Wasserfarben und stach in
Kupfer oder radirte, wie er es nannte, und war
geschickt, trotz einem Künstler!"

marktſchreieriſchen Farben imponirten ſeinem un¬
geuͤbten Auge und er rief: »Ei, Du biſt ja ein
ganzer Maler, Herr Neveu! Das iſt nun recht;
da haſt Du ja auch eine Menge Papier und Far¬
ben? Gut! Was haſt Du hier fuͤr Sachen, wo
haſt Du ſie hergenommen?« Ich erwiederte, daß
ich Alles aus dem Kopfe gemacht haͤtte. »Ich
will Dir nun andere Aufgaben ſtellen,« ſagte er,
»Du ſollſt nun unſer Hofmaler ſein! Gleich
Morgen ſollſt Du verſuchen, unſer Haus zu zeich¬
nen mit Gaͤrten und Baͤumen und Alles genau
nachbilden! Auch kann ich Dir manchen ſchoͤnen
Punkt in unſerer Gegend zeigen, wo Du inter¬
eſſante Proſpekte aufnehmen magſt; das wird
Dich uͤben und Dir nuͤtzlich ſein. Ich wollte
ſelbſt, ich haͤtte dergleichen geuͤbt. Halt, ich kann
Dir einige huͤbſche Sachen zeigen, welche von
einem Herrn herruͤhren, der vor dreißig Jahren
oft bei uns zu Gaſt war, als wir immer Beſuch
aus der Stadt hatten. Er malte zu ſeinem Ver¬
gnuͤgen in Oel, in Waſſerfarben und ſtach in
Kupfer oder radirte, wie er es nannte, und war
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[26/0036] marktſchreieriſchen Farben imponirten ſeinem un¬ geuͤbten Auge und er rief: »Ei, Du biſt ja ein ganzer Maler, Herr Neveu! Das iſt nun recht; da haſt Du ja auch eine Menge Papier und Far¬ ben? Gut! Was haſt Du hier fuͤr Sachen, wo haſt Du ſie hergenommen?« Ich erwiederte, daß ich Alles aus dem Kopfe gemacht haͤtte. »Ich will Dir nun andere Aufgaben ſtellen,« ſagte er, »Du ſollſt nun unſer Hofmaler ſein! Gleich Morgen ſollſt Du verſuchen, unſer Haus zu zeich¬ nen mit Gaͤrten und Baͤumen und Alles genau nachbilden! Auch kann ich Dir manchen ſchoͤnen Punkt in unſerer Gegend zeigen, wo Du inter¬ eſſante Proſpekte aufnehmen magſt; das wird Dich uͤben und Dir nuͤtzlich ſein. Ich wollte ſelbſt, ich haͤtte dergleichen geuͤbt. Halt, ich kann Dir einige huͤbſche Sachen zeigen, welche von einem Herrn herruͤhren, der vor dreißig Jahren oft bei uns zu Gaſt war, als wir immer Beſuch aus der Stadt hatten. Er malte zu ſeinem Ver¬ gnuͤgen in Oel, in Waſſerfarben und ſtach in Kupfer oder radirte, wie er es nannte, und war geſchickt, trotz einem Kuͤnſtler!«

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/36>, abgerufen am 21.11.2024.