Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.Was irgend mit einer Stickerei geziert werden Was irgend mit einer Stickerei geziert werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="246"/> Was irgend mit einer Stickerei geziert werden<lb/> konnte an ſeiner Perſon oder an ſeinem Geraͤthe,<lb/> das zeigte dieſen Schmuck in allen Manieren und<lb/> Farben, da ihm ſolcher ausnehmend gefiel und<lb/> Anna reichlich dafuͤr ſorgte. In dem kleinen<lb/> Orgelſaale ſtand nun ein praͤchtiges Sopha mit<lb/> bunt geſtickten Kiſſen und vor demſelben lag ein<lb/> großblumiger Teppich von Anna's Hand. Dieſe<lb/> reiche Farbenpracht an einer Stelle zuſammenge¬<lb/> haͤuft, nahm ſich vortrefflich und eigenthuͤmlich<lb/> aus im Gegenſatze zu dem einfachen weiß ge¬<lb/> tuͤnchten Saale. Nur die Orgel bot noch einigen<lb/> Schmuck in glaͤnzenden Pfeifen und mit ihren<lb/> bemalten Thuͤrchen. Anna erſchien nun in einem<lb/> weißen Kleide und ſetzte ſich an die Orgel. Sie<lb/> hatte in der Penſion Klavier ſpielen muͤſſen,<lb/> lehnte es aber ab, ein Klavier zu haben, als<lb/> ihr Vater ſogleich ein ſolches anſchaffen wollte;<lb/> denn ſie war zu klug und zu ſtolz, die gewoͤhn¬<lb/> liche Klimperei fortzuſetzen. Dagegen wandte<lb/> ſie das Erlernte dazu an, ſich fuͤr einfache Lieder<lb/> auf der Orgel einzuuͤben, ſie begleitete alſo jetzt<lb/> unſeren Geſang und der Schulmeiſter ſtand dafuͤr<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0256]
Was irgend mit einer Stickerei geziert werden
konnte an ſeiner Perſon oder an ſeinem Geraͤthe,
das zeigte dieſen Schmuck in allen Manieren und
Farben, da ihm ſolcher ausnehmend gefiel und
Anna reichlich dafuͤr ſorgte. In dem kleinen
Orgelſaale ſtand nun ein praͤchtiges Sopha mit
bunt geſtickten Kiſſen und vor demſelben lag ein
großblumiger Teppich von Anna's Hand. Dieſe
reiche Farbenpracht an einer Stelle zuſammenge¬
haͤuft, nahm ſich vortrefflich und eigenthuͤmlich
aus im Gegenſatze zu dem einfachen weiß ge¬
tuͤnchten Saale. Nur die Orgel bot noch einigen
Schmuck in glaͤnzenden Pfeifen und mit ihren
bemalten Thuͤrchen. Anna erſchien nun in einem
weißen Kleide und ſetzte ſich an die Orgel. Sie
hatte in der Penſion Klavier ſpielen muͤſſen,
lehnte es aber ab, ein Klavier zu haben, als
ihr Vater ſogleich ein ſolches anſchaffen wollte;
denn ſie war zu klug und zu ſtolz, die gewoͤhn¬
liche Klimperei fortzuſetzen. Dagegen wandte
ſie das Erlernte dazu an, ſich fuͤr einfache Lieder
auf der Orgel einzuuͤben, ſie begleitete alſo jetzt
unſeren Geſang und der Schulmeiſter ſtand dafuͤr
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