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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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waren einige Hefte französischer Landschaftsstudien,
mit Eleganz und Bravour auf Stein gezeichnet,
welche mir für das eigentliche Studium in Aus¬
sicht gestellt waren. Handzeichnungen nach der
Natur, Blätter, die um ihrer selbst willen da
waren und denen man angesehen hätte, daß sie
freie Luft und Sonne getrunken, fanden sich nicht
ein einziges Stück vor, denn der Meister hatte
seine Kunst und seinen Schlendrian innerhalb
vier Wänden erworben, und begab sich nur hin¬
aus, um so schnell als möglich eine gangbare
Ansicht zu entwerfen, wobei alle seine Bäume
Einen neutralen Typus erhielten, und Erde, Weg
und Steine mit den gleichen Tuschen und Cha¬
rakteren gebildet wurden, daß sie alle aus dem
nämlichen Stoffe zu bestehen schienen. Indessen
zeigten diese Arbeiten alle ein fertiges Geschick in
Betreff der Klarheit und Sauberkeit der Tinten;
dieselben waren nicht wahr und bestanden aus
sogenannten Phantasiefarben, welche in der Natur
nicht anzutreffen waren, wenigstens nicht an der
Stelle, wo sie gerade angewendet erschienen; allein
sie spielten glänzend und ansprechend ineinander

waren einige Hefte franzoͤſiſcher Landſchaftsſtudien,
mit Eleganz und Bravour auf Stein gezeichnet,
welche mir fuͤr das eigentliche Studium in Aus¬
ſicht geſtellt waren. Handzeichnungen nach der
Natur, Blaͤtter, die um ihrer ſelbſt willen da
waren und denen man angeſehen haͤtte, daß ſie
freie Luft und Sonne getrunken, fanden ſich nicht
ein einziges Stuͤck vor, denn der Meiſter hatte
ſeine Kunſt und ſeinen Schlendrian innerhalb
vier Waͤnden erworben, und begab ſich nur hin¬
aus, um ſo ſchnell als moͤglich eine gangbare
Anſicht zu entwerfen, wobei alle ſeine Baͤume
Einen neutralen Typus erhielten, und Erde, Weg
und Steine mit den gleichen Tuſchen und Cha¬
rakteren gebildet wurden, daß ſie alle aus dem
naͤmlichen Stoffe zu beſtehen ſchienen. Indeſſen
zeigten dieſe Arbeiten alle ein fertiges Geſchick in
Betreff der Klarheit und Sauberkeit der Tinten;
dieſelben waren nicht wahr und beſtanden aus
ſogenannten Phantaſiefarben, welche in der Natur
nicht anzutreffen waren, wenigſtens nicht an der
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[166/0176] waren einige Hefte franzoͤſiſcher Landſchaftsſtudien, mit Eleganz und Bravour auf Stein gezeichnet, welche mir fuͤr das eigentliche Studium in Aus¬ ſicht geſtellt waren. Handzeichnungen nach der Natur, Blaͤtter, die um ihrer ſelbſt willen da waren und denen man angeſehen haͤtte, daß ſie freie Luft und Sonne getrunken, fanden ſich nicht ein einziges Stuͤck vor, denn der Meiſter hatte ſeine Kunſt und ſeinen Schlendrian innerhalb vier Waͤnden erworben, und begab ſich nur hin¬ aus, um ſo ſchnell als moͤglich eine gangbare Anſicht zu entwerfen, wobei alle ſeine Baͤume Einen neutralen Typus erhielten, und Erde, Weg und Steine mit den gleichen Tuſchen und Cha¬ rakteren gebildet wurden, daß ſie alle aus dem naͤmlichen Stoffe zu beſtehen ſchienen. Indeſſen zeigten dieſe Arbeiten alle ein fertiges Geſchick in Betreff der Klarheit und Sauberkeit der Tinten; dieſelben waren nicht wahr und beſtanden aus ſogenannten Phantaſiefarben, welche in der Natur nicht anzutreffen waren, wenigſtens nicht an der Stelle, wo ſie gerade angewendet erſchienen; allein ſie ſpielten glaͤnzend und anſprechend ineinander

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/176>, abgerufen am 25.11.2024.