geltend, da man mich nicht länger halb müßig und planlos sehen konnte. Ich war einmal an den Thüren des Fabrikgebäudes vorbeigestrichen, wo der eine Gönner hauste. Ein häßlicher Vitriolgeruch drang mir in die Nase und bleiche Kinder arbeiteten innerhalb und lachten mit rohen Grimassen hervor. Ich verwarf unbedingt die Hoffnungen, die sich hier darboten, und zog es vor, lieber ganz von solchen halbkünstlerischen Ansprüchen fern zu bleiben und mich dem Schrei¬ berthume entschieden in die Arme zu werfen, wenn einmal entsagt werden müsse, und ich gab mich diesem Gedanken schon geduldig hin. Denn nicht die mindeste Aussicht that sich auf, bei irgend einem guten Künstler untergebracht zu werden.
Da gewahrte ich eines Tages, wie eine Menge der gebildeten Leute der Stadt in einem öffentlichen Gebäude aus- und eingingen. Ich erkundigte mich nach der Ursache und erfuhr, daß in dem Hause eine Kunstausstellung stattfinde, welche, von einem Vereine mehrerer größerer Schweizerstädte veranlaßt, in diesen bereits ihre
geltend, da man mich nicht laͤnger halb muͤßig und planlos ſehen konnte. Ich war einmal an den Thuͤren des Fabrikgebaͤudes vorbeigeſtrichen, wo der eine Goͤnner hauſte. Ein haͤßlicher Vitriolgeruch drang mir in die Naſe und bleiche Kinder arbeiteten innerhalb und lachten mit rohen Grimaſſen hervor. Ich verwarf unbedingt die Hoffnungen, die ſich hier darboten, und zog es vor, lieber ganz von ſolchen halbkuͤnſtleriſchen Anſpruͤchen fern zu bleiben und mich dem Schrei¬ berthume entſchieden in die Arme zu werfen, wenn einmal entſagt werden muͤſſe, und ich gab mich dieſem Gedanken ſchon geduldig hin. Denn nicht die mindeſte Ausſicht that ſich auf, bei irgend einem guten Kuͤnſtler untergebracht zu werden.
Da gewahrte ich eines Tages, wie eine Menge der gebildeten Leute der Stadt in einem oͤffentlichen Gebaͤude aus- und eingingen. Ich erkundigte mich nach der Urſache und erfuhr, daß in dem Hauſe eine Kunſtausſtellung ſtattfinde, welche, von einem Vereine mehrerer groͤßerer Schweizerſtaͤdte veranlaßt, in dieſen bereits ihre
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geltend, da man mich nicht laͤnger halb muͤßig
und planlos ſehen konnte. Ich war einmal an
den Thuͤren des Fabrikgebaͤudes vorbeigeſtrichen,
wo der eine Goͤnner hauſte. Ein haͤßlicher
Vitriolgeruch drang mir in die Naſe und bleiche
Kinder arbeiteten innerhalb und lachten mit rohen
Grimaſſen hervor. Ich verwarf unbedingt die
Hoffnungen, die ſich hier darboten, und zog es
vor, lieber ganz von ſolchen halbkuͤnſtleriſchen
Anſpruͤchen fern zu bleiben und mich dem Schrei¬
berthume entſchieden in die Arme zu werfen,
wenn einmal entſagt werden muͤſſe, und ich gab
mich dieſem Gedanken ſchon geduldig hin. Denn
nicht die mindeſte Ausſicht that ſich auf, bei
irgend einem guten Kuͤnſtler untergebracht zu
werden.
Da gewahrte ich eines Tages, wie eine
Menge der gebildeten Leute der Stadt in einem
oͤffentlichen Gebaͤude aus- und eingingen. Ich
erkundigte mich nach der Urſache und erfuhr, daß
in dem Hauſe eine Kunſtausſtellung ſtattfinde,
welche, von einem Vereine mehrerer groͤßerer
Schweizerſtaͤdte veranlaßt, in dieſen bereits ihre
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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