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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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hörten wir betrübt die Klänge der Ouvertüre,
welche von den vornehmen Liebhabern der Stadt
aufgeführt wurde, und zerbrachen die Köpfe über
einem noch möglichen Eindringen. Es war ein
dunkler Herbstabend und regnete kühl und an¬
haltend. Es fror mich, und ich dachte ans Nach¬
hausegehen, zumal sich die Mutter über das
abendliche Umhertreiben beklagt hatte, als die
dunkle Thür sich öffnete, ein dienstbarer Geist
heraussprang und rief: Heda, ihr Buben! Drei
oder vier von euch mögen herein kommen, die
sollen einmal mitspielen! Auf dieses Zauberwort
drängten sich sogleich die Stärksten in das Haus;
denn dies war ein Fall, wo ein Jeder nur an
sich selbst denken durfte. Er wies sie aber zu¬
rück, indem er sie für zu groß und dick erklärte
und mich, der ich ohne sonderliche Hoffnungen
im Hintergrunde stand, heranrief und sagte:
Der da ist recht, der wird eine gute Meerkatze
sein! Dazu ergriff er noch zwei andere, schmäch¬
tig gewachsene Jungen, schloß die Thür hinter
uns und marschirte an unserer Spitze nach einem
kleinen Saale, welcher als Garderobe diente.

hoͤrten wir betruͤbt die Klaͤnge der Ouvertuͤre,
welche von den vornehmen Liebhabern der Stadt
aufgefuͤhrt wurde, und zerbrachen die Koͤpfe uͤber
einem noch moͤglichen Eindringen. Es war ein
dunkler Herbſtabend und regnete kuͤhl und an¬
haltend. Es fror mich, und ich dachte ans Nach¬
hauſegehen, zumal ſich die Mutter uͤber das
abendliche Umhertreiben beklagt hatte, als die
dunkle Thuͤr ſich oͤffnete, ein dienſtbarer Geiſt
herausſprang und rief: Heda, ihr Buben! Drei
oder vier von euch moͤgen herein kommen, die
ſollen einmal mitſpielen! Auf dieſes Zauberwort
draͤngten ſich ſogleich die Staͤrkſten in das Haus;
denn dies war ein Fall, wo ein Jeder nur an
ſich ſelbſt denken durfte. Er wies ſie aber zu¬
ruͤck, indem er ſie fuͤr zu groß und dick erklaͤrte
und mich, der ich ohne ſonderliche Hoffnungen
im Hintergrunde ſtand, heranrief und ſagte:
Der da iſt recht, der wird eine gute Meerkatze
ſein! Dazu ergriff er noch zwei andere, ſchmaͤch¬
tig gewachſene Jungen, ſchloß die Thuͤr hinter
uns und marſchirte an unſerer Spitze nach einem
kleinen Saale, welcher als Garderobe diente.

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[266/0280] hoͤrten wir betruͤbt die Klaͤnge der Ouvertuͤre, welche von den vornehmen Liebhabern der Stadt aufgefuͤhrt wurde, und zerbrachen die Koͤpfe uͤber einem noch moͤglichen Eindringen. Es war ein dunkler Herbſtabend und regnete kuͤhl und an¬ haltend. Es fror mich, und ich dachte ans Nach¬ hauſegehen, zumal ſich die Mutter uͤber das abendliche Umhertreiben beklagt hatte, als die dunkle Thuͤr ſich oͤffnete, ein dienſtbarer Geiſt herausſprang und rief: Heda, ihr Buben! Drei oder vier von euch moͤgen herein kommen, die ſollen einmal mitſpielen! Auf dieſes Zauberwort draͤngten ſich ſogleich die Staͤrkſten in das Haus; denn dies war ein Fall, wo ein Jeder nur an ſich ſelbſt denken durfte. Er wies ſie aber zu¬ ruͤck, indem er ſie fuͤr zu groß und dick erklaͤrte und mich, der ich ohne ſonderliche Hoffnungen im Hintergrunde ſtand, heranrief und ſagte: Der da iſt recht, der wird eine gute Meerkatze ſein! Dazu ergriff er noch zwei andere, ſchmaͤch¬ tig gewachſene Jungen, ſchloß die Thuͤr hinter uns und marſchirte an unſerer Spitze nach einem kleinen Saale, welcher als Garderobe diente.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/280>, abgerufen am 25.11.2024.