Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.viel, und Alles muß zuletzt eine ordentliche grade Art haben; diese drei Aecker sind von jeher so grade neben einander gelegen, wie nach dem Richtscheit gezeichnet, es ist ein ganz absonderlicher Spaß von dir, wenn du nun einen solchen lächerlichen und unvernünftigen Schnörkel dazwischen bringen willst, und wir beide würden einen Uebernamen bekommen, wenn wir den krummen Zipfel da bestehen lassen. Er muß durchaus weg! Marti lachte und sagte: Du hast ja auf einmal eine merkwürdige Furcht vor dem Gespötte der Leute! Das läßt sich aber ja wohl machen; mich genirt das Krumme gar nicht; genirt es dich, gut, so machen wir es grad, aber nicht auf meiner Seite, das geb' ich dir schriftlich, wenn du willst! Rede doch nicht so spaßhaft, sagte Manz, es wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen! Das werden wir ja sehen und erleben! sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken, vielmehr starrten sie nach verschiedener Richtung ins Blaue hinaus, als ob sie da Wunder was für Merkwürdigkeiten im Auge hätten, die sie betrachten müßten mit Aufbietung aller ihrer Geisteskräfte. Schon am nächsten Tage schickte Manz einen Dienstbuben, ein Taglöhnermädchen und sein eigenes Söhnchen Sali auf den Acker hinaus, daß sie das wilde viel, und Alles muß zuletzt eine ordentliche grade Art haben; diese drei Aecker sind von jeher so grade neben einander gelegen, wie nach dem Richtscheit gezeichnet, es ist ein ganz absonderlicher Spaß von dir, wenn du nun einen solchen lächerlichen und unvernünftigen Schnörkel dazwischen bringen willst, und wir beide würden einen Uebernamen bekommen, wenn wir den krummen Zipfel da bestehen lassen. Er muß durchaus weg! Marti lachte und sagte: Du hast ja auf einmal eine merkwürdige Furcht vor dem Gespötte der Leute! Das läßt sich aber ja wohl machen; mich genirt das Krumme gar nicht; genirt es dich, gut, so machen wir es grad, aber nicht auf meiner Seite, das geb' ich dir schriftlich, wenn du willst! Rede doch nicht so spaßhaft, sagte Manz, es wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen! Das werden wir ja sehen und erleben! sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken, vielmehr starrten sie nach verschiedener Richtung ins Blaue hinaus, als ob sie da Wunder was für Merkwürdigkeiten im Auge hätten, die sie betrachten müßten mit Aufbietung aller ihrer Geisteskräfte. Schon am nächsten Tage schickte Manz einen Dienstbuben, ein Taglöhnermädchen und sein eigenes Söhnchen Sali auf den Acker hinaus, daß sie das wilde <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0024"/> viel, und Alles muß zuletzt eine ordentliche grade Art haben; diese drei Aecker sind von jeher so grade neben einander gelegen, wie nach dem Richtscheit gezeichnet, es ist ein ganz absonderlicher Spaß von dir, wenn du nun einen solchen lächerlichen und unvernünftigen Schnörkel dazwischen bringen willst, und wir beide würden einen Uebernamen bekommen, wenn wir den krummen Zipfel da bestehen lassen. Er muß durchaus weg!</p><lb/> <p>Marti lachte und sagte: Du hast ja auf einmal eine merkwürdige Furcht vor dem Gespötte der Leute! Das läßt sich aber ja wohl machen; mich genirt das Krumme gar nicht; genirt es dich, gut, so machen wir es grad, aber nicht auf meiner Seite, das geb' ich dir schriftlich, wenn du willst!</p><lb/> <p>Rede doch nicht so spaßhaft, sagte Manz, es wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen!</p><lb/> <p>Das werden wir ja sehen und erleben! sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken, vielmehr starrten sie nach verschiedener Richtung ins Blaue hinaus, als ob sie da Wunder was für Merkwürdigkeiten im Auge hätten, die sie betrachten müßten mit Aufbietung aller ihrer Geisteskräfte.</p><lb/> <p>Schon am nächsten Tage schickte Manz einen Dienstbuben, ein Taglöhnermädchen und sein eigenes Söhnchen Sali auf den Acker hinaus, daß sie das wilde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
viel, und Alles muß zuletzt eine ordentliche grade Art haben; diese drei Aecker sind von jeher so grade neben einander gelegen, wie nach dem Richtscheit gezeichnet, es ist ein ganz absonderlicher Spaß von dir, wenn du nun einen solchen lächerlichen und unvernünftigen Schnörkel dazwischen bringen willst, und wir beide würden einen Uebernamen bekommen, wenn wir den krummen Zipfel da bestehen lassen. Er muß durchaus weg!
Marti lachte und sagte: Du hast ja auf einmal eine merkwürdige Furcht vor dem Gespötte der Leute! Das läßt sich aber ja wohl machen; mich genirt das Krumme gar nicht; genirt es dich, gut, so machen wir es grad, aber nicht auf meiner Seite, das geb' ich dir schriftlich, wenn du willst!
Rede doch nicht so spaßhaft, sagte Manz, es wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen!
Das werden wir ja sehen und erleben! sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken, vielmehr starrten sie nach verschiedener Richtung ins Blaue hinaus, als ob sie da Wunder was für Merkwürdigkeiten im Auge hätten, die sie betrachten müßten mit Aufbietung aller ihrer Geisteskräfte.
Schon am nächsten Tage schickte Manz einen Dienstbuben, ein Taglöhnermädchen und sein eigenes Söhnchen Sali auf den Acker hinaus, daß sie das wilde
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Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_dorfe_1910/24>, abgerufen am 16.02.2025. |