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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Ich fragte ganz bestürzt, was ist euch denn geschehen,
Madame, daß man sie hier so betrübt soll sehen;
Wenns nach den Rechten ging, so sollet ihr ja schon
Heut auf dem Rathhaus seyn und bei der Session.
Ach, hub sie seufzend an, dem Himmel seys geklaget,
Man hat mich schon vorlängst aus dieser Stadt verjaget,
Da lebt ein jeder so wie es ihm selbst beliebt:
Das ist es, was mir jetzt so Geist als Herz betrübt.
Bemühet euch, mein Freund, ein wenig umzusehn,
Da wird ein neues Haus vor jenem Thore stehen,
Da wohnt ein Herr vom Rath, ein Schalk in seiner
Haut,
Der mit Particken hat dies Häuschen aufgebaut.
Da geht der krumme Schalk, schaut wie er spekuliret,
Weil er Betrug und List in seinem Schilde führet:
So sieht er unter sich nach Art der falschen Welt,
Er sucht die Schlüssel zu der Bürger Gut und Geld.
Nun wollt ich euch noch mehr von gleicher Gattung
zeigen;
Doch weil so Zeit als Ort mir itzt befiehlt zu schweigen,
So sag ich nur noch dies: der Consul und der Rath,
Die stimmen überein sowohl in Wort als That.
Der große Carolus, der noch in Schriften lebet,
Und dessen theure Seel itzt bei der Gottheit schwebet,
Der gab aus Gütigkeit der Invalidenschaar
Gewisses Gnadengeld zur Unterhaltung dar:

Ich fragte ganz beſtuͤrzt, was iſt euch denn geſchehen,
Madame, daß man ſie hier ſo betruͤbt ſoll ſehen;
Wenns nach den Rechten ging, ſo ſollet ihr ja ſchon
Heut auf dem Rathhaus ſeyn und bei der Seſſion.
Ach, hub ſie ſeufzend an, dem Himmel ſeys geklaget,
Man hat mich ſchon vorlaͤngſt aus dieſer Stadt verjaget,
Da lebt ein jeder ſo wie es ihm ſelbſt beliebt:
Das iſt es, was mir jetzt ſo Geiſt als Herz betruͤbt.
Bemuͤhet euch, mein Freund, ein wenig umzuſehn,
Da wird ein neues Haus vor jenem Thore ſtehen,
Da wohnt ein Herr vom Rath, ein Schalk in ſeiner
Haut,
Der mit Particken hat dies Haͤuschen aufgebaut.
Da geht der krumme Schalk, ſchaut wie er ſpekuliret,
Weil er Betrug und Liſt in ſeinem Schilde fuͤhret:
So ſieht er unter ſich nach Art der falſchen Welt,
Er ſucht die Schluͤſſel zu der Buͤrger Gut und Geld.
Nun wollt ich euch noch mehr von gleicher Gattung
zeigen;
Doch weil ſo Zeit als Ort mir itzt befiehlt zu ſchweigen,
So ſag ich nur noch dies: der Conſul und der Rath,
Die ſtimmen uͤberein ſowohl in Wort als That.
Der große Carolus, der noch in Schriften lebet,
Und deſſen theure Seel itzt bei der Gottheit ſchwebet,
Der gab aus Guͤtigkeit der Invalidenſchaar
Gewiſſes Gnadengeld zur Unterhaltung dar:

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[346/0506] Ich fragte ganz beſtuͤrzt, was iſt euch denn geſchehen, Madame, daß man ſie hier ſo betruͤbt ſoll ſehen; Wenns nach den Rechten ging, ſo ſollet ihr ja ſchon Heut auf dem Rathhaus ſeyn und bei der Seſſion. Ach, hub ſie ſeufzend an, dem Himmel ſeys geklaget, Man hat mich ſchon vorlaͤngſt aus dieſer Stadt verjaget, Da lebt ein jeder ſo wie es ihm ſelbſt beliebt: Das iſt es, was mir jetzt ſo Geiſt als Herz betruͤbt. Bemuͤhet euch, mein Freund, ein wenig umzuſehn, Da wird ein neues Haus vor jenem Thore ſtehen, Da wohnt ein Herr vom Rath, ein Schalk in ſeiner Haut, Der mit Particken hat dies Haͤuschen aufgebaut. Da geht der krumme Schalk, ſchaut wie er ſpekuliret, Weil er Betrug und Liſt in ſeinem Schilde fuͤhret: So ſieht er unter ſich nach Art der falſchen Welt, Er ſucht die Schluͤſſel zu der Buͤrger Gut und Geld. Nun wollt ich euch noch mehr von gleicher Gattung zeigen; Doch weil ſo Zeit als Ort mir itzt befiehlt zu ſchweigen, So ſag ich nur noch dies: der Conſul und der Rath, Die ſtimmen uͤberein ſowohl in Wort als That. Der große Carolus, der noch in Schriften lebet, Und deſſen theure Seel itzt bei der Gottheit ſchwebet, Der gab aus Guͤtigkeit der Invalidenſchaar Gewiſſes Gnadengeld zur Unterhaltung dar:

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/506>, abgerufen am 21.11.2024.