Skizze einer Epistel an den Herrn Ober-Consistorialrath Büsching.
1791.
Ehrwürdiger, und Liebenswerther, Und immer thätiger, berühmter, großer Mann! Die Krankheit wüthet oft, wie Dolche, Pfeil und Schwerdter, Greift aber nicht den Geist, greift nur den Körper an, In Menschen, die viel Geist besitzen -- Drei Sommer fanden Dich schon auf der Kran- kenbahn, Und doch kannst Du der Welt noch nützen, Und hast schon viel für sie gethan; Der junge Morgen kömmt und siehet Dich heiter in Geschäftigkeit, Ob gleich der Schlaf vom Auge fliehet, Der sonst den Kranken Kraft verleiht; Ob Du gleich unter tausend Büchern Die Nacht hindurch zu wandeln pflegst,
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Skizze einer Epiſtel an den Herrn Ober-Conſiſtorialrath Buͤſching.
1791.
Ehrwuͤrdiger, und Liebenswerther, Und immer thaͤtiger, beruͤhmter, großer Mann! Die Krankheit wuͤthet oft, wie Dolche, Pfeil und Schwerdter, Greift aber nicht den Geiſt, greift nur den Koͤrper an, In Menſchen, die viel Geiſt beſitzen — Drei Sommer fanden Dich ſchon auf der Kran- kenbahn, Und doch kannſt Du der Welt noch nuͤtzen, Und haſt ſchon viel fuͤr ſie gethan; Der junge Morgen koͤmmt und ſiehet Dich heiter in Geſchaͤftigkeit, Ob gleich der Schlaf vom Auge fliehet, Der ſonſt den Kranken Kraft verleiht; Ob Du gleich unter tauſend Buͤchern Die Nacht hindurch zu wandeln pflegſt,
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[215/0375]
Skizze einer Epiſtel
an
den Herrn Ober-Conſiſtorialrath Buͤſching.
1791.
Ehrwuͤrdiger, und Liebenswerther,
Und immer thaͤtiger, beruͤhmter, großer Mann!
Die Krankheit wuͤthet oft, wie Dolche, Pfeil und
Schwerdter,
Greift aber nicht den Geiſt, greift nur den Koͤrper an,
In Menſchen, die viel Geiſt beſitzen —
Drei Sommer fanden Dich ſchon auf der Kran-
kenbahn,
Und doch kannſt Du der Welt noch nuͤtzen,
Und haſt ſchon viel fuͤr ſie gethan;
Der junge Morgen koͤmmt und ſiehet
Dich heiter in Geſchaͤftigkeit,
Ob gleich der Schlaf vom Auge fliehet,
Der ſonſt den Kranken Kraft verleiht;
Ob Du gleich unter tauſend Buͤchern
Die Nacht hindurch zu wandeln pflegſt,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/375>, abgerufen am 24.11.2024.
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