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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Im Puz- und Oberstübchem
Auf weichem Sofa war
Sein angetrautes Liebchen;
Er fand sie offenbar
Mit ihrem Zeitvertreiber,
Wie einst der Schmiedegott
Die Königinn der Weiber
Zu aller Götter Spott --
Was meint ihr? Was begonnte
Des Mannes Grimmgefühl,
Der Stoff uns geben konnte
Zum Mord- und Trauerspiel,
So schrecklich wie's den Britten
Der große Shakspear sang
Vom Mohren, den kein Bitten
Und keine Thräne zwang?
Ihr denkt an Dolch und Messer,
An Pulver und an Blei,
An giftgemischt Gewässer,
Und an die Barbarei,
Sie beide zu durchboren
Mit einem Degenstich;
Ihr hättet drauf geschworen,
Daß Mund an Mund verblich.

O 3
Im Puz- und Oberſtuͤbchem
Auf weichem Sofa war
Sein angetrautes Liebchen;
Er fand ſie offenbar
Mit ihrem Zeitvertreiber,
Wie einſt der Schmiedegott
Die Koͤniginn der Weiber
Zu aller Goͤtter Spott —
Was meint ihr? Was begonnte
Des Mannes Grimmgefuͤhl,
Der Stoff uns geben konnte
Zum Mord- und Trauerſpiel,
So ſchrecklich wie’s den Britten
Der große Shakſpear ſang
Vom Mohren, den kein Bitten
Und keine Thraͤne zwang?
Ihr denkt an Dolch und Meſſer,
An Pulver und an Blei,
An giftgemiſcht Gewaͤſſer,
Und an die Barbarei,
Sie beide zu durchboren
Mit einem Degenſtich;
Ihr haͤttet drauf geſchworen,
Daß Mund an Mund verblich.

O 3
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[213/0373] Im Puz- und Oberſtuͤbchem Auf weichem Sofa war Sein angetrautes Liebchen; Er fand ſie offenbar Mit ihrem Zeitvertreiber, Wie einſt der Schmiedegott Die Koͤniginn der Weiber Zu aller Goͤtter Spott — Was meint ihr? Was begonnte Des Mannes Grimmgefuͤhl, Der Stoff uns geben konnte Zum Mord- und Trauerſpiel, So ſchrecklich wie’s den Britten Der große Shakſpear ſang Vom Mohren, den kein Bitten Und keine Thraͤne zwang? Ihr denkt an Dolch und Meſſer, An Pulver und an Blei, An giftgemiſcht Gewaͤſſer, Und an die Barbarei, Sie beide zu durchboren Mit einem Degenſtich; Ihr haͤttet drauf geſchworen, Daß Mund an Mund verblich. O 3

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/373>, abgerufen am 12.05.2024.