Also ging es unsrem Held, Der zum Sterben war verliebet. Voll Gedanken und voll Trieb, Seine Schöne bald zu grüßen, Und das Herzchen aufzuschließen, Das ihm noch verschlossen blieb; Voller Hoffnung trippelt er Auf der Straße, glatt wie Spiegel, Glitschte schnell, und stürzte schwer, Wie ein Baum ins Thal vom Hügel. Amor schlug mit seinem Flügel Dreymal über ihn zum Spott, Weil er einen Arm zerknickte; Dreimal sprach der kleine Gott, Daß der alte Buntgeschmückte Sich zu keinem Mädchen schickte, Und daß er zu seiner Schmach Auf dem Eise muste wallen, Niederfiel, und sich im Fallen Einen Arm zerbrach.
Alſo ging es unſrem Held, Der zum Sterben war verliebet. Voll Gedanken und voll Trieb, Seine Schoͤne bald zu gruͤßen, Und das Herzchen aufzuſchließen, Das ihm noch verſchloſſen blieb; Voller Hoffnung trippelt er Auf der Straße, glatt wie Spiegel, Glitſchte ſchnell, und ſtuͤrzte ſchwer, Wie ein Baum ins Thal vom Huͤgel. Amor ſchlug mit ſeinem Fluͤgel Dreymal uͤber ihn zum Spott, Weil er einen Arm zerknickte; Dreimal ſprach der kleine Gott, Daß der alte Buntgeſchmuͤckte Sich zu keinem Maͤdchen ſchickte, Und daß er zu ſeiner Schmach Auf dem Eiſe muſte wallen, Niederfiel, und ſich im Fallen Einen Arm zerbrach.
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Alſo ging es unſrem Held,
Der zum Sterben war verliebet.
Voll Gedanken und voll Trieb,
Seine Schoͤne bald zu gruͤßen,
Und das Herzchen aufzuſchließen,
Das ihm noch verſchloſſen blieb;
Voller Hoffnung trippelt er
Auf der Straße, glatt wie Spiegel,
Glitſchte ſchnell, und ſtuͤrzte ſchwer,
Wie ein Baum ins Thal vom Huͤgel.
Amor ſchlug mit ſeinem Fluͤgel
Dreymal uͤber ihn zum Spott,
Weil er einen Arm zerknickte;
Dreimal ſprach der kleine Gott,
Daß der alte Buntgeſchmuͤckte
Sich zu keinem Maͤdchen ſchickte,
Und daß er zu ſeiner Schmach
Auf dem Eiſe muſte wallen,
Niederfiel, und ſich im Fallen
Einen Arm zerbrach.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/363>, abgerufen am 21.11.2024.
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