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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Und ruft: Willkommen, süßer Mann!
Du sollst den Hut probieren,
Ein Trödelweib bot mir ihn an;
Er ist mit goldnen Schnüren
Reich eingefaßt und noch ganz neu,
Und ward aus Noth vergeudet. --
Dem Mann gefällt die Schmeichelei,
Er küßt das Weib und leidet
Daß sie auf sein Tuppe den Hut
Im Puderhaare drücket,
Ruft selber aus: er läßt mir gut!
Und dankt ihr halb entzücket,
Indem sein Aug' im Spiegel gafft,
Den Zierrath seines Kopfes,
Den sie ihm heimlich angeschafft. --
Sie lacht des armen Tropfes
Sehr oft auf ihres Lieblings Schooß,
Und spricht mit losem Muthe:
Mein Schatz! wir kamen wohlfeil los
Mit dem vergeßnen Hute.



Und ruft: Willkommen, ſuͤßer Mann!
Du ſollſt den Hut probieren,
Ein Troͤdelweib bot mir ihn an;
Er iſt mit goldnen Schnuͤren
Reich eingefaßt und noch ganz neu,
Und ward aus Noth vergeudet. —
Dem Mann gefaͤllt die Schmeichelei,
Er kuͤßt das Weib und leidet
Daß ſie auf ſein Tuppe den Hut
Im Puderhaare druͤcket,
Ruft ſelber aus: er laͤßt mir gut!
Und dankt ihr halb entzuͤcket,
Indem ſein Aug’ im Spiegel gafft,
Den Zierrath ſeines Kopfes,
Den ſie ihm heimlich angeſchafft. —
Sie lacht des armen Tropfes
Sehr oft auf ihres Lieblings Schooß,
Und ſpricht mit loſem Muthe:
Mein Schatz! wir kamen wohlfeil los
Mit dem vergeßnen Hute.



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[194/0354] Und ruft: Willkommen, ſuͤßer Mann! Du ſollſt den Hut probieren, Ein Troͤdelweib bot mir ihn an; Er iſt mit goldnen Schnuͤren Reich eingefaßt und noch ganz neu, Und ward aus Noth vergeudet. — Dem Mann gefaͤllt die Schmeichelei, Er kuͤßt das Weib und leidet Daß ſie auf ſein Tuppe den Hut Im Puderhaare druͤcket, Ruft ſelber aus: er laͤßt mir gut! Und dankt ihr halb entzuͤcket, Indem ſein Aug’ im Spiegel gafft, Den Zierrath ſeines Kopfes, Den ſie ihm heimlich angeſchafft. — Sie lacht des armen Tropfes Sehr oft auf ihres Lieblings Schooß, Und ſpricht mit loſem Muthe: Mein Schatz! wir kamen wohlfeil los Mit dem vergeßnen Hute.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/354>, abgerufen am 12.05.2024.